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Rechenzentren in Israel boomen und bieten Zulieferchancen

In den kommenden fünf Jahren muss Israel einer Prognose zufolge rund 5,5 Milliarden US-Dollar in Data Center investieren. Davon können auch deutsche Firmen profitieren.

Von Wladimir Struminski | Israel

Die israelische Nachfrage nach Rechenzentrumskapazitäten steigt jährlich um rund 30 bis 35 Prozent. Ein ähnliches Wachstumstempo dürfte bis Ende dieses Jahrzehnts und darüber hinaus anhalten. Das erklärten Ilan Schory, Managing Partner, und Lily Sides, Strategy Associate, bei der israelischen Management-Beratungsfirma TASC Consulting im Interview gegenüber Germany Trade & Invest.

Laut einer aktuellen Analyse von TASC muss Israel von 2024 bis 2029 rund 20 Milliarden Neue Schekel in neue Kapazitäten investieren. Nach aktuellem Wechselkurs entspricht dies circa 5,5 Milliarden US-Dollar (US$). Die Gesamtkapazität der Zentren dürfte schon bis 2025 auf etwa 400 Megawatt steigen. Im Jahr 2023 betrug sie rund 180 Megawatt.

Komponenten müssen importiert werden

Für den Ausbau der Kapazitäten benötigen die Betreiber von Rechenzentren vielfältige Komponenten und Ausrüstung, die sie größtenteils importieren müssen. Dazu gehören Geräte zur Bandbreitensteuerung, Kühlsysteme, Netzwerkgeräte sowie Stromversorgungs- und Sicherheitssysteme inklusive Brandschutz. Dienstleister, die Kapazitäten in Data Centern mieten, müssen ebenfalls in hohem Maß in ausländische Produkte investieren, vor allem in Server.

Ausländische Unternehmen können in die Übernahme und den Ausbau bestehender oder in den Bau neuer Rechenzentren investieren. Angesichts der hohen Investitionen, die Data Center erfordern, sind TASC zufolge Joint Ventures ein geeignetes Geschäftsmodell. Kapitalstarke Investoren, darunter Bauunternehmen und Betreiber von Data Centern, können Partnerschaften mit Unternehmen vor Ort eingehen.

Regierung und Hightechbranche sorgen für Nachfrageschub

Die Wachstumsprognose stützt sich laut Schory und Sides auf mehrere Faktoren. Zunächst hat Israel grundsätzlich Nachholbedarf. Die Kapazität der israelischen Data Center liegt derzeit bei 0,25 Megawatt pro 1 Milliarde US$ Bruttoinlandsprodukt. In vergleichbaren Volkswirtschaften sind es mit schätzungsweise 1,2 Megawatt fast fünf Mal so viel.

Die Experten erwarten, dass auch das "Nimbus-Projekt" der israelischen Regierung eine erhebliche zusätzliche Nachfrage nach Rechenzentren generieren wird. Das Projekt sieht den Aufbau einer umfassenden Cloud-Infrastruktur für die Regierung vor. TASC rechnet damit, dass "Nimbus" in naher Zukunft Fahrt aufnehmen wird. 

In der Privatwirtschaft fragt vor allem der Hightechsektor, der für Israel eine wichtige Rolle spielt, immer mehr Computing-Dienste nach. In weniger wissensintensiven Sektoren modernisieren Unternehmen ihre betrieblichen Prozesse. Dadurch steigt ihr Bedarf an Rechenkapazitäten. Schließlich erwartet TASC in den kommenden Jahren ein rapides Wachstum der Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Israel. Auch das wird die Nachfrage nach Rechenzentren massiv erhöhen.

TASC zufolge verändert sich die Struktur des israelischen Marktes für Data Center. Bis vor wenigen Jahren prägten kleine Colocation-Standorte die Branche. Dort waren die Endkunden Eigentümer der Server. Inzwischen sind in Israel jedoch internationale Cloudanbieter die Hauptkunden von Betreibern lokaler Rechenzentren und mieten Rechenkapazitäten in großem Stil. Dazu gehören Amazon Web Services, Google, Microsoft und Oracle.

Internationale Einbindung erhöht die Standortattraktivität

Die Wachstumsprognosen von TASC stützen sich auf die erwartete Zunahme des Binnenbedarfs an Kapazitäten zur Datenverarbeitung. Sollte Israel künftig die Rolle eines internationalen Hubs für digitale Dienstleistungen einnehmen, dürfte die Nachfrage noch schneller steigen.

Die Rolle Israels als Drehkreuz für digitale Dienstleistungen halten Schory und Sides technisch und wirtschaftlich für sinnvoll. Künftig werden neue Unterseekabel Israel stärker an das internationale Datennetzwerk anschließen. Das erweitert die Möglichkeiten, ausländische Kunden mithilfe von Data Centern zu bedienen.

Israel ist zudem an einer Integration in den India-Middle East-Europe Economic Corridor (IMEC) interessiert. Dadurch kann es eine bedeutende Rolle bei der Übertragung von Daten zwischen Ländern der Golfregion und Europa einnehmen. Die Realisierung dieser Pläne hängt maßgeblich von geopolitischen Faktoren ab. Sollte eine Einbindung in den IMEC gelingen, würden sich ausländischen Unternehmen zusätzliche Investitions- und Zuliefermöglichkeiten öffnen.

Ausbau bietet Vorteile trotz hoher Kosten für die Kühlung

Ein Faktor, der die Errichtung von Rechenzentren in Israel auf den ersten Blick erschwert, sind die heißen Sommer. Hohe Temperaturen verursachen einen höheren Stromverbrauch für die Kühlung der Anlagen und damit höhere Kosten. Laut TASC treiben zwei Hauptfaktoren den Ausbau einheimischer Kapazitäten trotz dieses Nachteils voran.

Erstens wollen israelische Nutzer die Netzwerklatenz vermeiden, die bei der Nutzung weit entfernter ausländischer Rechenzentren entsteht und den Zugriff auf die Daten verlangsamt. Zweitens macht die Regierung beim Nimbus-Projekt inländische Server aus Gründen der Datensicherheit zur Auflage.

Ein Teil der Rechenzentren wird zudem unterirdisch angelegt und ist damit nicht den hohen Außentemperaturen ausgesetzt.

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