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Internationale Geber engagieren sich in Ruandas Wasserwirtschaft

Ruanda hat einen hohen Investitionsbedarf im Wassersektor. Trotz eines preissensiblen Marktes haben deutsche Unternehmen Lieferchancen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Ruandas Regierung verfolgt ambitionierte Ziele bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Aufgrund der guten Beziehungen zu Geberorganisationen fließt immer wieder Geld in entsprechende Investitionsprogramme. Auch wenn die ruandische Regierung aktuell aufgrund eines Sparkurses nicht so viel ausschreiben kann, ist dennoch davon auszugehen, dass der Staat den Ausbau mittelfristig vorantreibt.

Umfangreiche Projekte mit Geberfinanzierung

Zu den größten gegenwärtigen Gebern in Ruandas Wassersektor zählen die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die EU, der OPEC Fund for International Development (OFID) und die staatliche japanische Entwicklungsagentur JICA. Ein umfangreiches geberfinanziertes Programm ist aktuell das Rwanda Sustainable Water Supply and Sanitation Programme (RSWSSP), für das die Afrikanische Entwicklungsbank etwa 380 Millionen Euro bereitstellt. Derzeit stehen diverse Maßnahmen in Kigali sowie in den Satellitenstädten Rubavu, Rusizi, Nyagatare, Muhanga, Huye, Musanze und Karongi auf dem Plan.

Teil des RSWSSP ist der Bau eines zentralen Abwassernetzes für Kigali (Kigali Centralized Sewage System, KCSS). Die Kosten hierfür werden auf 96 Millionen Euro veranschlagt. Das Netz wird 89 Kilometer lang sein und Pumpstationen sowie eine Kläranlage in Gitikinyoni mit einer Kapazität von 12.000 Kubikmetern umfassen. Es ist das erste Mal überhaupt, dass in Ruanda in diesem Umfang in die Abwasserentsorgung investiert wird.

Netze in der Hauptstadt Kigali werden von privatem Konzessionär betrieben

Das Netz in Kigali wird seit dem Jahr 2021 von Kigali Water Limited (KWL) betrieben. KWL ist eine Tochter der von Dubai aus agierenden Umweltmanagementgruppe Metito. Im afrikanischen Vergleich gilt dieses Public Private Partnership (PPP) als innovativ. Es besteht die Hoffnung, dass KWL nun selber in neue Anschlüsse investiert, um seine Einnahmen zu erhöhen. Im Rahmen des Kigali Bulk Water Supply (KBWS)-Projekts wurden in den letzten Jahren umfangreiche Investitionen in die Modernisierung und den Ausbau der Wasserversorgung getätigt.

Die meisten Investitionen im Wasser- und Abwasserbereich werden vom Ministerium für Infrastruktur MININFRA zusammen mit dem ihm unterstehenden Wasserversorger Water & Sanitation Corporation (WASAC) durchgeführt. Unternehmen, die sich an Ausschreibungen der ruandischen Regierung beteiligen, berichten positiv von vergleichsweise transparenten und korrekten Verfahren. Gleichwohl sind Zahlungsprobleme bei der Bezahlung laut Branchenkennern keine Seltenheit.

Veröffentlicht werden die Ausschreibungen auf der zentralen Ausschreibungsplattform der Regierung.  Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Ruanda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

Farmen und Industrie benötigen eigene Lösungen

Auch der Privatsektor benötigt Lösungen für die Wasserversorgung und teilweise für die Abwasserentsorgung. Dazu zählen größere landwirtschaftliche Betriebe, die Getränkeindustrie, Hotels und andere größere neue Gebäudekomplexe wie Bürohäuser. Die guten Konjunkturaussichten dürften deren Investitionsbereitschaft erhöhen. Indes sind importierte Ausrüstungsgüter derzeit extrem teuer. Deutsche Technologie könnte daher aktuell Nachteile gegenüber preiswerteren Lösungen haben. 

Ohnehin wird der ruandische Markt für Wasserwirtschaft von der Konkurrenz aus Asien dominiert. Deutsche Technik, zum Beispiel Pumpensysteme, Filter- oder Steuerungstechnik spielt in Ruanda aktuell eine nachgeordnete Rolle. Bei privaten Abnehmern mit hohem Professionalisierungsgrad gibt es aber durchaus Absatzmöglichkeiten.

Deutsche Zulieferchancen bestehen auch bei Wasserversorgern

Verkaufschancen gibt es potenziell auch bei kommunalen Wasserversorgern, wenn beispielsweise beim Betrieb von hocheffizienten Pumpen Stromkosten eingespart werden können. Dies setzt indes eine sorgfältige Marktbearbeitung sowie auch Bekanntmachung der lokalen Ingenieure mit den Produkten voraus. Wenn Betrieb und Wartung beispielsweise beim Verkauf von Pumpen auch vom Anbieter kommen, kann das Vertrauen bei den Wasserversorgern schaffen.

Fast sämtliche Ausrüstungen müssen nach Ruanda importiert werden. Die Lieferungen kommen vor allem über den tansanischen Hafen Daressalam, mitunter auch über den kenianischen Hafen Mombasa via Uganda. Ruanda gehört zur Zollunion East African Community (EAC). In der Regel werden die Waren bereits in Mombasa und Daressalam in Form eines Single-Customs-Entry verzollt.

Über das Liefergeschäft hinaus sind für deutsche Ingenieurbüros auch Beratungsdienstleistungen bei größeren staatlichen Projekten interessant. Dazu zählen das Anfertigen von Studien und Entwürfen sowie die Bauaufsicht. Die Chancen für deutsche Anbieter steigen, wenn ein Geber, wie die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die EU oder die KfW an der Finanzierung beteiligt sind.

Deutsche Firmen betreuen Ruanda oft von Nairobi aus

Aufgrund der geringen Marktgröße betreuen deutsche Zulieferer den ruandischen Wassersektor bislang von Deutschland oder vom regionalen Wirtschaftszentrum in Nairobi aus – entweder über eine eigene Niederlassung oder einen Vertriebspartner. GTAI veröffentlicht regelmäßig auch Berichte zur Wasserwirtschaft in anderen ostafrikanischen Märkten wie Kenia, Tansania und Uganda.

So hat der deutsche Pumpenhersteller Wilo beispielsweise im August 2023 eine Montage in Nairobi eröffnet und möchte von dort aus auch Märkte wie Ruanda erschließen. Siehe hierzu ein Interview mit Belete Matebe, dem Geschäftsführer von Wilo in Kenia.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Ruanda

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum "Energie und Umwelt"   

Rwanda Public Procurement Authority (RPPA)

Staatliche Beschaffungsbehörde

Rwanda Online E-Procurement System

Zentrale Ausschreibungsplattform der RPPA

Ministry of Infrastructure (MININFRA)

Für den Ausbau der Infrastruktur zuständiges Ministerium. Auch der Wassersektor gehört dazu

Water & Sanitation Corporation (WASAC)

Staatlicher Wasserversorger und Abwasserentsorger. Untersteht dem Ministry of Infrastructure

Rwanda Utilities Regulatory Authority (RURA)             

Regulierungsbehörde unter anderem für den Wasser- und städtischen Abwassersektor

Rwanda Water Resource Board

Zuständig für das Management der Wasserressourcen. Untersteht dem Ministry of Environment

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