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Wirtschaftsumfeld | Vereinigtes Königreich | Inflation

Britische Inflation erreicht 40-Jahres-Hoch

Die britischen Verbraucherpreise sind im Mai 2022 um 9,1 Prozent gestiegen. Das letzte Mal war die Inflation 1982 so hoch.

Von Marc Lehnfeld | London

Laut dem britischen Statistikamt ist die Inflationsrate im Mai 2022 auf 9,1 Prozent geklettert. Im historischen Vergleich erreichen die Preissteigerungen damit erstmals wieder das Niveau von vor 40 Jahren, als die Inflation im März 1982 ebenfalls bei 9,1 Prozent lag. Die höchste Inflationsrate der Nachkriegszeit ist aber noch weit entfernt: im April 1975 und Februar 1976 stiegen die Verbraucherpreise um mehr als 20 Prozent. 

Lebensmittelpreise ziehen weiter an

Der Blick auf die einzelnen Güterkategorien zeigt das Ausmaß der aktuellen Preissteigerungen. Die Strom- und Gaspreise lagen im Mai 2022 um 68,4 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Benzin und Diesel für Fahrzeuge sind um 35,3 Prozent teurer geworden. Die Preise von verarbeiteten Lebensmitteln (+9,3 Prozent) und Fleisch (+9,9 Prozent) sind ebenfalls stark erhöht. Capital Economics schätzt, dass die steigenden Agrarpreise auf dem Weltmarkt die britischen Lebensmittelpreise auf eine Wachstumsrate von über 10 Prozent treiben könnten. Im Mai 2022 lag der Anstieg um 8,5 Prozent bereits auf einem 13-Jahres-Hoch.

Auch bei den Energiepreisen droht Unruhe, wenn im Oktober 2022 die Preisobergrenze der britischen Energie-Regulierungsbehörde Ofgem um 40 Prozent angehoben wird. Erst dann soll die Verbraucherpreisinflation laut Capital Economics mit 10,5 Prozent ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen. 

Nationalbank erhöht wieder Leitzins

Das Vereinigte Königreich verzeichnet schon jetzt eine der höchsten Inflationsraten der G7-Staaten, wie aus den Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Neben den globalen Preistreibern wie Lieferkettenproblemen, dem Krieg in der Ukraine und der Energiepreiskrise, trifft die britischen Verbraucher zusätzlich ein Brexit-bedingter Preisschock. Dieser macht nach Schätzungen der Bank of England rund 4 Prozent aus.

Auch die britische Notenbank kämpft mit Leitzinserhöhungen gegen das Inflationsvirus. Zum 16. Juni 2022 hat sie bereits zum vierten Mal in diesem Jahr den Zins angehoben auf zuletzt 1,25 Prozent. Die Ökonomen von Oxford Economics schätzen, dass bis zum Jahresende noch drei Anhebungen um jeweils 25 Basispunkte auf insgesamt 2 Prozent folgen werden.

Hoher Preisdruck bei Unternehmen

Wie groß der Druck nicht nur bei Verbrauchern sondern auch bei Unternehmen ist, zeigen die ebenfalls am 22. Juni 2022 veröffentlichten Daten zur Produzentenpreisinflation. Die Einkaufspreise (Input-Preise) britischer Unternehmen haben sich im Mai 2022 noch stärker als bei der Verbraucherpreisinflation in den letzten zwölf Monaten um 22,1 Prozent erhöht. Im Gegensatz dazu haben die Produktionspreise (Output-Preise) um 15,7 Prozent langsamer zugelegt als die Input-Preise. Dies könnte ein Indikator dafür sein, dass die Preissteigerungen bei den Herstellern noch nicht in vollem Maße an die Kunden weitergegeben werden.

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