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Wirtschaftsausblick | Indien

Indiens Wirtschaft bleibt in guter Verfassung

Das Wachstum ist weiter solide, aber die abkühlende Weltkonjunktur hinterlässt Spuren. Der Konsum soll wieder stärker zulegen während die Investitionen etwas weniger stark wachsen.

Von Florian Wenke | Mumbai

Wirtschaftsentwicklung: Indien bleibt Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft

Indiens Wirtschaft bleibt in guter Verfassung. In den vergangen Monate korrigierte eine Reihe von Analysten die Wachstumsraten für das Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach oben. Im Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) soll die Wirtschaft laut Weltbank um 6,6 Prozent wachsen. Damit erhöht die Weltbank im April 2024 ihre Prognose um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem vorherigen Wert. Der Internationale Währungsfonds geht für 2024/2025 von 6,8 Prozent BIP-Wachstum aus. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr, als noch im Januar 2024 prognostiziert. Damit ist Indien die am stärksten wachsende große Volkswirtschaft weltweit und liegt auch vor anderen Schwellen- und Entwicklungsländern. 

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Investitionstreiber sind weiterhin staatliche Ausgaben, insbesondere für den Ausbau der Infrastruktur. Anlässlich einer im Mai 2024 veröffentlichten Geschäftsklimaumfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) unter seinen Indien tätigen Mitgliedsunternehmen äußerte sich Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers dazu:

„Sehr erfreulich ist, dass ein hoher Anteil der öffentlichen Investitionen in die Verbesserung der bislang unzureichenden Infrastruktur Indiens fließt. Dies dürfte die im internationalen Vergleich hohen Logistikkosten für produzierende Unternehmen in Indien senken“

Laut Weltbank werden die Bruttoanlageinvestitionen 2024/2025 um 9,7 Prozent zulegen. Ein kräftiger Zuwachses allerdings bleibt weiterhin Spielraum nach oben. Bisher investieren überwiegend Branchen die von den staatlichen Infrastrukturinvestitionen profitieren. Andere Bereiche der Wirtschaft haben noch nicht die Kapazitätsauslastungen erreicht, um neuen Anlagen im Großen Stil zu beschaffen. 

Der Konsum erholt sich 

Stärker wachsende Investitionen sind auch von einer besseren Entwicklung des privaten Konsums abhängig. Das laufende Finanzjahr verspricht hier einen Zuwachs von 5,1 Prozent und damit wieder deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Wachsende Einkommen sind eine Grund für eine zunehmende Kauffreude der Verbraucher. Auch wird erwartet, dass sich die 

Die Weltbank erwartet einen Anstieg des privaten Verbrauchs von 5,1 Prozent für 2024/2025 gegenüber der Vorjahresperiode.

Im Oktober und November gibt es eine Reihe von Feiertagen im indischen Kalender. Gleichzeitig sind die Wintermonate eine beliebte Hochzeitssaison. In dieser Jahreszeit geben Verbraucher mehr Geld für größere Anschaffungen aus. Eine sinkende Inflation dürfte den Konsum weiter beflügeln. Sowohl der Consumer Confidence Survey der Reserve Bank of India als auch der Index of Consumer Sentiments des Centre for Monitoring Indian Economy (CMIE) zeigen, dass die Verbraucher auch ihren zukünftigen Konsum positiv einschätzen. 

Der Außenhandel gibt leicht nach

Indiens Außenhandel erreichte 2023/2024 nicht die Höhen aus dem Vorfinanzjahr. 

 

Als Ursache hierfür nennen die Experten insbesondere Preisrückgänge von Gütern im Vergleich zum Vorjahr. Von Januar bis Juli 2023 lagen die indischen Importe bei 380,5 Milliarden US-Dollar (US$) und die Exporte bei 253,3 Milliarden US$. Unter dem Strich wird 2023 wieder ein negativer Außenhandelssaldo stehen.

Speziell indische Elektronik entwickelt sich zunehmend zum Exportschlager. Hier wird ein Wachstum der Ausfuhren von 13,7 Prozent prognostiziert, getrieben durch die steigende Produktion und Ausfuhr von Mobiltelefonen vom Subkontinent. 

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Top-Thema: Wie geht es nach den Wahlen weiter?

Von April bis Juni 2024 werden die Bürgerinnen und Bürger im bevölkerungsreichsten Land der Erde an die Wahlurnen gerufen. Am 4. Juni 2024 werden die Ergebnisse bekannt gegeben. Die Mehrzahl der Beobachtet erwartet derzeit einen erneuten Wahlsieg der Regierung unter Premierminister Narendra Modi.  dürfte sie ihre wirtschaftspolitische Reformagenda fortsetzen. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, den Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wertschöpfung von derzeit 13 auf 25 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung zu steigern. Gleichzeitig soll die Wirtschaft Arbeitsplätze für die junge Bevölkerung schaffen und formalisiert werden. Ein Reformthema, das hoch im Kurs steht, ist die endgültige Umsetzung einer Liberalisierung der Arbeitsgesetze. 

Indiens Staatshaushalt hielt in den vergangenen Jahren immer wieder große Ausgaben für Infrastruktur bereit. Traditionell wird er im Februar vorgestellt. In Wahljahren wie 2024 wird die Regierung jedoch nur ein "Interim Budget" vorstellen. Dieses stellt sicher, dass laufende Ausgaben gedeckt sind. Erst nach der Wahl wird die neu gewählte Regierung einen vollumfänglichen Haushalt aufstellen, der neue Ausgabenposten für Regierungsprogramme enthalten wird.

Deutsche Perspektive: Indien soll bei der Verbreiterung des Außenhandels helfen

Indien nimmt aus der Sicht der deutschen Regierung eine wichtige Rolle bei der Diversifizierung des Außenhandels ein. Im Oktober 2023 verbesserte sie die Konditionen für Investitionsgarantien. In Ermangelung eines Investitionsschutzabkommens zwischen den beiden Ländern sollen deutsche Unternehmen durch dieses Instrument mehr Sicherheit bei Investitionen in Indien erhalten. 

Indien bemüht sich, Investitionshürden durch Digitalisierung zu beseitigen. Ärgerlich für deutsche Unternehmen ist beispielsweise der hohe bürokratische Aufwand. Auch die oft mangelhafte Infrastruktur wird derzeit massiv ausbaut. Zahlreiche Unternehmen sind trotz der Herausforderungen vom Potenzial des Subkontinents überzeugt. 

Oliver Mirza, Managing Director und CEO von Dr. Oetker in Indien, ist positiv gestimmt und sagt:

"Indiens Wirtschaft brummt. Selbst kleinere Dellen beim privaten Konsum sind aufgrund der Größe des Landes verkraftbar. Die langfristigen Aussichten für die Wirtschaft sind überwiegend positiv.“ 

Verhandlungen über Freihandel mit EU dauern an

Indien und die EU verhandeln weiter über ein Freihandelsabkommen. Ein Verhandlungen im Jahr 2024 ist unwahrscheinlich, da sowohl in Indien aus auch der EU gewählt wird. wobei ein "Early Harvest"-Abkommen (rasch anwendbares Interimsabkommen) unwahrscheinlich ist. 

Im Jahr 2023 war der Deutsch-Indische Handel  auf einen neuen Rekordwert geklettert - er erreichte rund 33 Milliarden US$. Das stärkt die Hoffnung auf weiterhin wachsende Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. Der Start ins Jahr 2024 ist jedoch zunähst ernüchternd. Für die ersten 2 Monate des Jahres stehen deutsche Exporten im Wert von 2,5 Milliarden US$ Importen im Wert von 2,3 Milliarden US$ gegenüber. 

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Weitere Informationen über Indien finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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