Wirtschaftsumfeld | Asien-Pazifik | Dienstleistungen
Europäische Dienstleistungen in Asien stärker gefragt
Ob Forschung, Beratung oder Logistik: Im Ausland erbringen Europäer immer mehr Dienstleistungen. Vier der zehn wichtigsten Märkte außerhalb der EU liegen in Fernost.
08.02.2022
Von Katharina Viklenko | Bonn
- Corona wirft Austausch von Services zurück
- EU exportiert vor allem unternehmensbezogene Leistungen
- Vier der zehn wichtigsten Destinationen liegen in Asien-Pazifik
- China, Japan, Singapur und Australien sind wichtige Zielmärkte in Asien
- Dienstleistungsausfuhren nach Asien-Pazifik wachsen schneller als Warenexport
- Schwierige Rahmenbedingungen für deutsches Handwerk in Asien
Nach Angaben der Welthandelsorganisation entfiel 2020 nahezu ein Viertel des globalen Handels mit Dienstleistungen auf die Europäische Union (EU). Dabei knackte der gesamte Dienstleistungshandel der EU mit Drittstaaten 2019 die 2-Billionen-Euro-Marke. Zum Vergleich: Der Warenhandel der EU mit Nicht-EU-Ländern lag etwa doppelt so hoch.
Gleichzeitig hat sich der Dienstleistungsverkehr in den letzten Jahren aber dynamischer entwickelt: Während der Austausch von Gütern der EU mit Drittstaaten von 2014 bis 2019 um 19 Prozent zulegte, wuchs der Dienstleistungshandel im selben Fünfjahreszeitraum um ganze 47 Prozent. Auch die Einnahmen aus den bereitgestellten Dienstleistungen mit Ländern außerhalb der EU überschritten im Jahr 2019 erstmals die Billionenmarke und erreichten damit einen neuen Höchststand.
Corona wirft Austausch von Services zurück
Einen deutlichen Einbruch erlebte der internationale Dienstleistungsverkehr der EU jedoch im Zuge der Coronapandemie und verzeichnete größere Einbußen als der Warenhandel. Er ging 2020 um 18 Prozent auf 1,7 Billionen Euro zurück. Die aus Dienstleistungen generierten Einnahmen brachen 2020 um fast ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr ein und fielen etwa auf den Stand des Jahres 2016. Dies ist vor allem auf den schwachen Reiseverkehr infolge der strikten Einreisebeschränkungen zur Eindämmung von Covid-19 zurückzuführen. Darunter litten neben dem Tourismus und der Logistik auch andere Dienstleistungen wie Montage- und Wartungsarbeiten.
Dies beklagt auch Michael Olma, Referatsleiter für Außenwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Die Erbringung handwerklicher Leistungen im Ausland durch deutsche Anbieter sei durch die Pandemie weiter erschwert worden.
EU exportiert vor allem unternehmensbezogene Leistungen
Die größte Exportposition der EU bei Dienstleistungen nahmen im Jahr 2020 sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen mit einem Anteil von rund 27 Prozent ein. Darunter fallen etwa Einnahmen aus Forschung und Entwicklung, freiberuflichen Dienstleistungen und Managementberatung sowie aus technischen Dienstleistungen und Provisionen. Traditionell zählen außerdem Telekommunikation, EDV und Information (Anteil von einem Fünftel im Jahr 2019) und Transport (17 Prozent) zu den Dienstleistungskategorien, die am häufigsten im Ausland erbracht werden.
Dienstleistungskategorie | 2020 | Veränderung | Anteil |
---|---|---|---|
Gesamt, davon | 867,1 | -17,8 | 100,0 |
Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen | 230,0 | -11,3 | 26,5 |
Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen | 174,7 | 0,0 | 20,1 |
Transport | 149,2 | -19,3 | 17,2 |
Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum | 79,1 | -7,8 | 9,1 |
Finanzdienstleistungen | 77,6 | 0,4 | 9,0 |
Reiseverkehr | 52,2 | -68,0 | 6,0 |
Fertigungsdienstleistungen | 25,7 | -3,7 | 3,0 |
Versicherungs- und Altersvorsorgeleistungen | 19,7 | -1,7 | 2,3 |
Instandhaltungs- und Reparaturdienstleistungen | 18,2 | -8,2 | 2,1 |
|
Vier der zehn wichtigsten Destinationen liegen in Asien-Pazifik
Beim Dienstleistungsexport der EU in Drittstaaten hat sich die Region Asien-Pazifik am dynamischsten entwickelt. Mit 206 Milliarden Euro gingen im Jahr 2019 knapp 20 Prozent der EU-Ausfuhren dorthin. Nur die Region NAFTA kommt mit 23 Prozent auf noch einen höheren Anteil. Während die gesamten Service-Exporte der EU von 2014 bis 2019 um rund 40 Prozent stiegen, legten diejenigen nach Asien-Pazifik im gleichen Zeitraum um satte 69 Prozent zu. Damit schnitt die Region besser ab als beispielsweise Afrika, der Nahe Osten, GUS/Südosteuropa und Lateinamerika.
Unter den Top Ten der bedeutendsten Exportmärkte der EU sind vier Volkswirtschaften aus Asien-Pazifik zu finden. Allerdings generierten die drei wichtigsten Zielländer Vereinigtes Königreich, USA und die Schweiz 2019 deutlich höhere Einnahmen. Zusammen kamen sie auf einen Anteil an den gesamten Dienstleistungsexporten (außerhalb der EU-Mitgliedsländer) von etwas mehr als der Hälfte.
China, Japan, Singapur und Australien sind wichtige Zielmärkte in Asien
Betrachtet man jedoch die Entwicklung im Fünfjahreszeitraum von 2014 bis 2019, so haben die Ausfuhren in die drei asiatischen Volkswirtschaften China, Singapur und Japan überproportional zugelegt. Von den zehn wichtigsten Exportmärkten hat sich China zudem anteilsmäßig besonders hervorgetan: Der Anteil an den weltweiten EU-Ausfuhren stieg von 3,5 Prozent 2014 auf 5 Prozent 2019. Zudem kam China 2019 auf knapp ein Viertel der in Asien-Pazifik erbrachten Dienstleistungen. Doch auch Japan und Singapur sind mit zweistelligen Anteilen für europäische Dienstleister wichtige Zielmärkte in der Region. Außerdem konnte die Sonderverwaltungsregion Hongkong ihren Anteil am europäischen Dienstleistungsexport nach Asien-Pazifik um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014 leicht steigern.
Dienstleistungsausfuhren nach Asien-Pazifik wachsen schneller als Warenexport
Dabei lagen die Ausfuhren von Services nach Asien-Pazifik seit 2011 über den Zuwächsen des EU-Gesamtexports. Selbst im Jahr 2013, als die europäischen, globalen Dienstleistungsexporte gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgingen, wuchsen die Ausfuhren nach Asien-Pazifik. Lediglich 2019 lag die Exportentwicklung in die Region unterhalb der gesamten erbrachten EU-Services. Auch in Relation zu den europäischen Warenlieferungen nach Asien-Pazifik, die sich 2019 auf gut 520 Milliarden Euro summierten, heben sich die Wachstumsraten beim Dienstleistungshandel deutlich ab.
Bei den nach Asien-Pazifik ausgeführten Services der EU-Mitgliedsländer entfiel mit rund einem Viertel ein großer Teil auf Dienstleistungen, die von Deutschland bereitgestellt wurden. Im Jahr 2020 war Deutschland im Dienstleistungsexport der EU mit Drittstaaten der zweitgrößte Exporteur nach Irland und vor Frankreich. Einen Überblick über die Entwicklung der deutschen Exporte von Dienstleistungen nach Asien erhalten Sie im GTAI-Bericht "Deutscher Handel mit Dienstleistungen ist ausbaufähig".
Schwierige Rahmenbedingungen für deutsches Handwerk in Asien
Die Erbringung von Services im außereuropäischen Ausland bleibt für ausländische Anbieter eine große Herausforderung. Deutsche Handwerksbetriebe exportierten trotz der dynamischen Entwicklung des Marktes kaum Dienstleistungen nach Asien-Pazifik. Der Referatsleiter Michael Olma vom ZDH berichtet, in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre hätte es im Handwerk einige Versuche gegeben, Leistungen in China anzubieten. Aufgrund der, vor allem für Kleinbetriebe, sehr schwierigen Rahmenbedingungen haben sich hieraus keine nachhaltigen Geschäftsbeziehungen entwickelt.
|