Pressemitteilung Kanada Wirtschaftsumfeld
Kanada wählt: Mark Carney führt Liberale Partei zum Sieg.
29.04.2025
Berlin, Toronto (GTAI)
Mit einem klaren Sieg der Liberalen Partei von Premierminister Mark Carney setzt Kanada auf Stabilität und internationale Zusammenarbeit. Carney, ehemaliger Gouverneur der Bank of England, bringt umfassende Erfahrung in internationalen Finanzfragen mit und verspricht eine Politik, die auf wirtschaftliche Erholung und globale Partnerschaften setzt.
Thema Nummer eins im Wahlkampf waren die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle auf kanadische Exporte in die USA und seine Annexionsdrohung, Kanada zum 51. US-Bundesstaat zu machen.
„Der Zollstreit mit den USA belastet die kanadische Wirtschaft erheblich. Rund drei Viertel der kanadischen Exporte gehen in die USA, wodurch das Land stark von seinem südlichen Nachbarn abhängig ist. US-Zölle treffen die gesamte Lieferkette, insbesondere Schlüsselbranchen wie Automobil, Energie, Maschinenbau und Pharma. Laut Schätzungen der Royal Bank of Canada (RBC) können die Zölle bei Fortbestehen das Wirtschaftswachstum Kanadas für mindestens zwei Jahre zunichtemachen. Die ohnehin schwierige Lage – geprägt durch Überkapazitäten, steigende Arbeitslosenzahlen und stagnierende Unternehmensinvestitionen – wird durch die Unsicherheit weiter verschärft“, sagt Heiko Steinacher, Wirtschaftsexperte von Germany Trade and Invest in Toronto.
„Der Zollkonflikt wird auch Auswirkungen auf die deutsch-kanadischen Handelsbeziehungen haben. Unternehmen, die auf das USMCA-Abkommen vertraut und ihre Produktionsverbünde in ganz Nordamerika ausgebaut haben, sind stark verunsichert. Volkswagen zum Beispiel wollte seine Autowerke in ganz Nordamerika künftig mit Batterien „Made in Canada“ beliefern. Neue Zölle würden nicht nur Zusatzkosten bedeuten. Sie untergraben auch das Vertrauen in die USA als verlässlichen Handelspartner. Als Folge prüfen kanadische Unternehmen alternative Lieferketten und Handelspartner, was wiederum auch deutschen Firmen neue Chancen eröffnet“, erklärt Steinacher.
„So könnte Kanada künftig mehr deutsche Produkte importieren, darunter Maschinen: Etwa die Hälfte ihrer Maschinen und Ausrüstungen haben kanadische Unternehmen bisher in den USA eingekauft. Auch bei Kfz-Teilen, elektronischen Geräten und Komponenten oder chemischen Erzeugnissen könnten deutsche Anbieter womöglich künftig entstehende Lücken schließen. Daneben gibt es Chancen für eine intensivere wirtschaftliche Zusammenarbeit in den Bereichen erneuerbare Energien und Hochtechnologie. Kanadas Zugang zu kritischen Rohstoffen und die Förderung sauberer Energie durch Bundes- und Provinzregierungen schaffen ideale Bedingungen für deutsche Investitionen. Projekte wie das Wasserstoffabkommen zwischen Deutschland und Kanada können neue Dynamik in die deutsch-kanadischen Wirtschaftsbeziehungen bringen“, schätzt Steinacher ein.
Für Deutschland bedeutet der Wahlsieg der Liberalen eine Fortsetzung der engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Das Comprehensive Economic and Trade Agreement (CETA) bleibt ein zentraler Pfeiler der bilateralen Beziehungen. Seit 2017 vorläufig in Kraft, hat CETA den Handel zwischen der EU und Kanada erheblich erleichtert. Fast alle Zölle wurden abgeschafft, und Unternehmen beider Länder profitieren von verbessertem Marktzugang und neuen Möglichkeiten bei Dienstleistungen und öffentlichen Aufträgen.
Weitere Informationen finden Sie im aktuellen Special zu Kanada: Kanada könnte zukünftig mehr Maschinen aus Deutschland einführen | Special | Kanada | US-Zollpolitik
Germany Trade & Invest (GTAI) ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaft informiert deutsche Unternehmen über Auslandsmärkte, wirbt für den Wirtschafts- und Technologiestandort Deutschland und begleitet ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung in Deutschland.