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Viel Gold, aber wenig Rausch in Ägyptens Bergbau

Das will die ägyptische Regierung ändern und verbessert das Investitionsklima. Neben Gold treibt sie auch den Abbau von Phosphat und anderen Mineralien voran.

Von Sherif Rohayem | Kairo

Seit April 2023 versteigert die Shalateen Mineral Resource Company fünf Konzessionen zur Suche und Förderung von Gold in Ägyptens östlicher Wüste. Das Unternehmen, das der Regierung und dem Militär gehört, hat mittlerweile die Angebotsfrist zum zweiten Mal auf den 9. November 2023 verlängert. Einen Ansturm auf die Ausschreibungsunterlagen scheint es also nicht zu geben. 

Investoren begrüßen Novelle des Bergbaugesetzes...  

Vieles spricht dafür, dass das fehlende Interesse an den kommerziellen Bedingungen der Konzessionen liegt. Sie verpflichten die Bergbauunternehmen auf ein Joint Venture mit Shalateen, kraft dessen die Gewinne hälftig geteilt werden müssen. Dieses Beteiligungsmodell ist der Grund, weshalb Investoren zuvor schon 20 Jahre lang Ägypten gemieden hatten. Denn es schmälert sowohl die Gewinne als auch die Gestaltungsfreiheit der Unternehmen. 

Erst mit der Änderung des Bergbaugesetzes im Jahr 2020 kam Bewegung in den Sektor. Die Novelle ergänzte das Regelwerk um ein weiteres Modell, das ohne Joint-Venture-Zwang auskommt. Es setzt stattdessen auf Lizenzgebühren und eine als Free-Carried-Interest bezeichnete Gewinnabgabe. Die darauf folgende Ausschreibung der Egypt Mineral Resources Authority (EMRA), einer Behörde im Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Öl und Mineralressourcen, stieß auf große Resonanz: Insgesamt elf Unternehmen erhielten den Zuschlag, um in 82 Konzessionsgebieten oder auf einer Fläche von 56.000 Quadratkilometern in der östlichen Wüste nach Gold zu suchen.  

Den Erfolg der Gesetzesänderung bestätigten auch zahlreiche Teilnehmer des Egypt Mining Forum im Juli 2023 in Kairo. Tenor mehrerer Unternehmensvertreter, die allesamt anonym bleiben wollten, waren die Ablehnung des Beteiligungsmodels und die grundsätzliche Zustimmung zur Gesetzesnovelle.

...wünschen sich aber weitere Änderungen

Gleichwohl genüge die Rechtslage auch nach der Novelle internationalen Standards noch immer nicht, sagen etwa kanadische und australische Unternehmen und meinen damit vor allem kanadische und australische Standards. Diese seien laut einem Firmenvertreter für Bauleistungen transparenter. So stünden etwa in Kanada und Australien die Lizenzgebühren von Anfang an fest. Dort würden die Konzessionsgebiete ausgewiesen und die Firma, die als erste ein Angebot abgebe, erhielte den Zuschlag natürlich nur, wenn sie auch die Kriterien erfülle. 

Dagegen gibt es in Ägypten ein Ausschreibungsverfahren und daraus folgend einen Spielraum hinsichtlich der Lizenzgebühren, der etwa im Falle von Gold zwischen 5 und 15 Prozent rangiert. Ähnliches gilt auch für die Höhe der Free-Carried-Interest. Der Vertreter der EMRA hält das für unproblematisch. So sei das nun mal bei Versteigerungen: Wer mehr biete, dessen Chancen auf den Zuschlag stiegen. 

Branchenriesen bieten nicht, sie verhandeln lieber

Gerade dieser Versteigerungscharakter stört die ausländischen Unternehmen, denn er führt zu einem Wettlauf nach oben, an dem sich Branchengrößen wie Barrick Gold nicht beteiligen wollen. Das weltgrößte Unternehmen für Goldbergbau handelt die kommerziellen Bedingungen seiner Minen in Ägypten lieber direkt mit der Regierung aus. 

Entsprechend teilte das ägyptische Ministerium für Öl und Mineralressourcen nur wenige Tage nach der Konferenz mit, dass es mit dem kanadischen Unternehmen eine als Model Mining Exploitation Agreement bezeichnete Rahmenvereinbarung getroffen habe. Aus Sicht des Unternehmens kann sich das Verhandlungsergebnis sehen lassen. Mit einer vereinbarten Lizenzgebühr von 5 Prozent der erzielten Einkünfte zahlt es lediglich den Mindestsatz. Zuzüglich zu den Lizenzgebühren beteiligt Barrick Gold den Staat über die Free-Carried-Interest mit 15 Prozent am Nettogewinn (ebenfalls der Mindestsatz). Schließlich fällt noch eine kommunale Entwicklungsabgabe von 0,5 Prozent an.

Barricks Ergebnis könnte Präzedenzfall schaffen

Diese vorteilhaften Bedingungen sind zwar nur für die derzeit beteiligten Parteien bindend. Sie dürften allerdings richtungsweisend sein und damit den von der Regierung erhofften Goldrausch auslösen. In Ägyptens östlicher Wüste erstreckt sich ein großer Teil des Nubischen Schildes. In dessen Felsen rechnet die EMRA mit Goldreserven von 3.750 Tonnen, die nun endlich gefördert werden sollen. Gegenwärtig gibt es in Ägypten mit der Sukari-Mine, die von der australischen Centamin ausgebeutet wird, lediglich ein aktives Goldabbauprojekt. Dementsprechend fällt im Zusammenhang mit dem ägyptischen Bergbau häufig das Begriffspaar "unentdecktes Potenzial".

Ägypten bietet mehr als nur Gold

Potenzial birgt Ägypten auch bei anderen Mineralien. Beispielsweise befinden sich in dem Land am Nil 48 Millionen Tonnen Tantalit. Das sind weltweit die viertgrößten Vorkommen dieses seltenen Metalls, das in der Elektronik benötigt wird. Einen großen Stellenwert in Ägypten besitzt überdies Phosphat - einerseits wegen der großen Vorkommen und andererseits, weil es lokal zu Kunstdünger weiterverarbeitet wird. In diesem Zusammenhang kam es am Rande der diesjährigen Bergbaukonferenz in Kairo zur Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen der Misr Phosphate Company und der Firma Lionsbridge. 

Gemeinsam wollen das Staatsunternehmen und die australische Beratungsfirma in Safaga am Roten Meer in der Wirtschaftszone Golden Triangle eine Fabrik zur Herstellung von Phosphorsäure bauen und betreiben. Ein Unternehmensvertreter von Lionsbridge erklärte, dass Thyssenkrupp aus Deutschland die Anlage bauen werde. Passend dazu plant die ägyptischen Regierung noch in diesem Jahr eine Ausschreibung für Phosphat durchzuführen - ebenso für Sulfat, Kalisalz und nicht näher bezeichnete Edelmetalle. Dass die Ausschreibungen noch nicht veröffentlicht wurden, mag daran liegen, dass die Firmen lieber verhandeln wollen, statt zu bieten.      

 

Mineralische Vorkommen in Ägypten (in Millionen Tonnen, wenn nicht anders angegeben)
Mineral

Vorkommen

Ort
Gold

3.750 Tonnen (oder 120 Millionen Unzen)

Östliche Wüste
Blei

1,5  *)

Östliche Wüste
Eisenerz

750

Östliche und westliche Wüste, Sinai
Glassand

5 Billionen Tonnen

Sinai
Ilmenit

40

Östliche und westliche Wüste, Sinai
Kalisalz

6

Östliche Wüste
Kupfer

0,6  *)

Östliche Wüste, Sinai
Nickel

0,5  *)

Östliche Wüste
Ölschiefer

5,7 Milliarden Barrel

Östliche und westliche Wüste
Phosphat

2.550

Östliche und westliche Wüste
Quartz

28

Östliche Wüste
Tantalit

48

Östliche Wüste
Schwarzer Sand

790

Sinai
Wolfram

1,5  *)

Östliche Wüste, Sinai
Zink

2

Östliche Wüste
Zinn

1

Östliche Wüste
* weitere Erkundungen erforderlich.Quelle: Ägyptisches Ministerium für Öl und Mineralressourcen 2023

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