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Branchen | Algerien | Arzneimittel, Diagnostika

Medikamente "Made in Algeria" gewinnen an Bedeutung

Nationale und internationale Pharmaunternehmen bauen ihre Produktion in Algerien aus, auch forciert durch den Staat. Der Export von Medikamenten könnte besser laufen.

Von Friedrich Henle | Berlin

In Algerien gilt die lokale Produktion von Medikamenten als strategischer Bereich, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Sie wird von staatlicher Seite entsprechend vorangetrieben. Für Pharmahersteller ist das Land zudem ein attraktiver, da wachsender Markt. Die Projektankündigungen für lokale Pharmaproduktionen haben zuletzt zugenommen. 

Der staatliche Branchenprimus Saidal wächst

So will das algerische Pharmaunternehmen Saidal seine Produktpalette um Impfstoffe erweitern. Dies gab der Geschäftsführer der größten staatlichen Firma im Pharmabereich, Wassim Kouidri, Anfang April 2024 bekannt. Beginnen werde man ab Juli 2024 mit einem Influenza-Impfstoff, der bisher importiert wurde. Für das Vorhaben hat Saidal eine Kooperation mit dem staatlichen Institut Pasteur d´Algérie abgeschlossen. Gemeinsam mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi plant Saidal zudem weitere Vakzine in Algerien herzustellen.

Bereits im Dezember 2023 hatte Saidal angekündigt, zum ersten Mal bestimmte Rohstoffe herzustellen, die für die Produktion von Antibiotika notwendig sind. Das Unternehmen wird nach eigenen Angaben seinen Umsatz im Jahr 2024 auf umgerechnet 244 Millionen Euro knapp verdoppeln. Saidal wird als Nummer Zwei der Medikamentenhersteller in Algerien angesehen, bei Generika sogar als Nummer Eins. Generell ist die Verfügbarkeit an öffentlich zugänglichen Daten in Algerien beschränkt.

Auch multinationale Konzerne investieren weiter

In Algerien aktiv ist seit 20 Jahren auch der internationale Pharmakonzern AstraZeneca. Das Unternehmen kündigte im März 2024 an, weitere fünf Medikamente herstellen zu wollen. Der Marktführer in Algerien, Sanofi, meldete im Oktober 2023, rund 100 Millionen Euro in seine Produktionsstätte in Sidi Abdellah zu investieren, um eine Produktionslinie für Insulin aufzubauen.

Ein Schwergewicht des Privatsektors im Pharmabereich ist das algerische Unternehmen Biopharm. Die DEG Invest – ein Teil der deutschen Förderbank KfW – ist seit 2013 an dem Unternehmen beteiligt und hielt Ende 2023 rund 11,4 Prozent der Anteile. Biopharm hat für das 1. Halbjahr 2023 eine Umsatzsteigerung bei der Produktion um ein Drittel auf umgerechnet etwa 65 Millionen Euro vermeldet.

Die Strategie der Selbstversorgung trägt Früchte

Die neuesten Projektankündigungen entsprechen der staatlich vorangetriebenen Strategie, das Land unabhängiger von Medikamentenimporten zu machen. Laut Ministerium für Industrie und Pharmaproduktion stellen 203 private und staatliche Unternehmen in Algerien mittlerweile 70 Prozent des Jahresbedarfs an Pharmaka im Land selbst her. Im Jahr 2019 hatte der Wert nur knapp über 50 Prozent betragen. Damit ist ein vor Jahren formuliertes Ziel der Regierung realisiert worden. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern Afrikas darf dieser Grad an "Selbstversorgung" durchaus als Erfolg gewertet werden. Die Importrechnung in diesem Bereich bleibt absolut gesehen dennoch hoch.

Ein regional bedeutender Markt

Ein Faktor, der die Entwicklung des Pharmamarktes in Algerien maßgeblich beeinflusst, ist die staatlich organisierte, universelle Krankenversicherung. Sie deckt 80 Prozent des Preises eines verschriebenen Medikaments ab. In bestimmten Fällen, wie beispielsweise bei chronischen Krankheiten, auch darüber hinaus. Hinzu kommen die wachsende Bevölkerung - etwa eine Dreiviertelmillion Personen zusätzlich pro Jahr - sowie die Zunahme an bestimmten Krankheiten wie Krebs und Diabetes. 

Schätzungen zufolge beträgt der Wert der algerischen Pharmabranche etwa 3,5 Milliarden Euro. Der globale Gesundheitsdienstleister IQVIA nennt in einer Studie einen Wert von 2,4 Milliarden Euro für die pharmazeutischen Produkte, die über den Einzelhandel beziehungsweise in Apotheken von den Patientinnen und Patienten erworben werden. Damit steht das Land auf Platz 3 in Afrika, hinter Ägypten und Südafrika, gemessen an der Marktgröße. Die zentrale Einkaufsorganisation der Krankenhäuser für Medikamente PCH (Pharmacie Centrale des Hôpitaux) hat zudem ein Jahresbudget von umgerechnet mehr als 1,2 Milliarden Euro.

Exporte noch ausbaufähig

Zur staatlichen Strategie für den Pharmasektor gehört auch das Ziel, die Exporte in diesem Bereich auszubauen. Die Erfolge sind bisher allerdings bescheiden: In den vergangenen Jahren hat Algerien jeweils Medikamente für einen niedrigen einstelligen Millionenwert ausgeführt, in erster Linie in andere afrikanische Länder. Der Minister für Industrie und Pharmaproduktion, Ali Aoun, nannte jüngst für das Jahr 2023 einen erzielten Exportwert von 13 Millionen US-Dollar und als Maßgabe für 2024 insgesamt 17 Millionen US-Dollar.

Algerien importiert nach wie vor viel MedikamenteIn Millionen US-Dollar
 

2019

2020

2021

2022

Importe

1.737,0

1.665,4

1.809,0

1.227,9

Exporte

7,8

9,7

4,7

2,2

Quelle: Trademap 2024 (Spiegeldaten auf Basis von UN Comtrade)

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