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Klimaschutz-Atlas

Klimaziele: Algerien setzt auf neue Energie- und Wasserressourcen

Um den Wohlstand des Landes und die Versorgung der Bevölkerung zu sichern, bleibt Algeriens Regierung nur der Weg zu erneuerbaren Energien und einer Anpassung an den Klimawandel.

Von Peter Schmitz | Tunis

Grundlage der algerischen Klimaziele sind die bereits seit Beginn der 2000er-Jahre aufgelegten Programme zum Umwelt- und Klimaschutz, insbesondere der nationale Aktionsplan zur Anpassung an den Klimawandel (Plan national d’action et d’adaption au changement climatique, PNA-CC). Dieser umfasst 70 Einzelmaßnahmen. Darauf aufbauend setzte sich Algerien im Rahmen des Pariser Abkommens das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 7 Prozent gegenüber 2013 zu reduzieren. Mit internationaler Unterstützung sind bis zu 22 Prozent anvisiert. Internationale Verpflichtungen ist man dabei aber nicht eingegangen. Die größten Emittenten von Treibhausgasen sind Transport, Energiewirtschaft (2018, jeweils etwa 30 Prozent), Wohnen (20 Prozent) und Industrie (etwa 9 Prozent).  

Wichtigster Beitrag zur Zielerreichung dürfte die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien sein. Bisher gelang der Umstieg nicht, obwohl es schon lange ambitionierte Ziele gibt. Inzwischen ist jedoch Bewegung in den Sektor gekommen.

Bis 2030 ist die Installation von Anlagen zur Produktion von 22 Gigawatt geplant, 10 Gigawatt davon für den Export der erzeugten Elektrizität. Ein Nebenaspekt zur Stromerzeugung ist die Verbesserung der Abfallverwertung. Hier sehen die Pläne ein Potenzial zur Wiederverwertung von bis zu 13,5 Millionen Tonnen pro Jahr.

Für den Transportsektor sind die weitere Elektrifizierung von Bahnstrecken, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Nutzung alternativer Kraftstoffe, unter anderem durch Umrüstung von 1,3 Millionen Fahrzeugen auf Flüssiggasantrieb bis 2030 geplant. Das 2016 neu aufgelegte Programm für Energieeffizienz zielt auf den Gebäudesektor ab. Wesentliche Bestandteile sind die thermische Isolation von 100.000 Wohneinheiten pro Jahr und die Installation von energiesparenden Leuchtmitteln.

Hohe Energiepreise sind in Algerien grundsätzlich kein Motor für Reformen, denn sie führen zu sprudelnden Einnahmen für die Regierung. Inzwischen scheint die Notwendigkeit zum Umsteuern jedoch so deutlich gesehen zu werden, dass trotz zwischenzeitlich wieder gestiegener Energiepreise an den Programmen festgehalten wird.

Von einer Dekarbonisierung der Wirtschaft ist dennoch nicht die Rede. Die Bedeutung des Hydrokarbonsektors ist derzeit noch viel zu groß, um dieses Ziel in naher Zukunft ernsthaft ins Auge zu fassen. Realistischer sind Überlegungen, Algerien durch die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Produktion von Wasserstoff auch mittel- und langfristig als Energieexporteur zu positionieren. 

Gerade die Entwicklung seit dem Krieg in der Ukraine spielt dabei eine Rolle. Es wurden bereits mehrere Abkommen mit internationalen Unternehmen unterzeichnet, um Investitionen zur Exploration neuer Vorkommen und Steigerung der Förderkapazitäten anzuziehen. Algerien ist in einer guten Verhandlungsposition, da einerseits der Bedarf in Europa groß ist. Andererseits kann es sich die Regierung leisten, weiterhin eine strategische Partnerschaft mit Russland zu pflegen.

Anpassung in der Wasserversorgung und der Forstwirtschaft

Für die Regierung dürfte die Anpassung an den Klimawandel mittelfristig dennoch überlebenswichtig sein. Die teilweise verheerenden Waldbrände im Jahr 2021 sorgten für heftige Kritik. Um in Zukunft besser auf solche Ereignisse vorbereitet zu sein, sucht Algerien in Kooperation mit der Weltbank den Erfahrungsaustausch mit internationalen Partnern, vorrangig aus dem Mittelmeerraum, aber auch aus Kanada. Im Frühjahr 2023 wurde die Commission nationale de protection des fôrets (CNPF) ins Leben gerufen, die mit der Planung von Maßnahmen beauftragt ist. Die Umsetzung liegt in Händen der Direction générale des fôrets (DGF). Dazu gehören die Pflege bestehender und Anlegung neuer Brandschneisen sowie die verstärkte Überwachung zur frühzeitigen Erkennung von Bränden. Zusätzlich gilt es den Umgang mit dem Wald als Ressource zu professionalisieren und nachhaltig zu gestalten. 

Um die Versorgung der Bevölkerung und der Landwirtschaft mit Wasser sicherzustellen, setzt die Regierung auf Meerwasserentsalzung und die Wiederverwendung aufbereiteter Abwässer. Das Thema Meerwasserentsalzung ist in Algerien nicht neu, wird nun aber forciert. Bis 2030 sollen 60 Prozent des Trinkwasserbedarfs aus dem Meer gedeckt werden. Dafür sind eine Reihe von Anlagen nötig, die sich auf die 14 ans Mittelmeer angrenzenden Wilayas im Norden des Landes verteilen sollen. Dort konzentriert sich die Bevölkerung zu etwa 95 Prozent.

In den Kinderschuhen steckt das Thema Wiederverwendung von Wasser zur Bewässerung. Zwar sind in Algerien über 90 Prozent der Bevölkerung an ein Abwasserentsorgungsnetz angeschlossen. Das Abwasser wird bisher aber kaum als Ressource genutzt, sondern größtenteils abgeleitet. Aktuell liegt die Aufbereitungskapazität landesweit bei knapp über 1 Milliarde Kubikmetern pro Jahr, bis 2030 sollen es 2 Milliarden werden. Mit dem aufbereiteten Wasser soll eine landwirtschaftliche Fläche von insgesamt 160.000 Hektar künstlich bewässert werden. Die Landwirtschaft hat einen Anteil von etwa 70 Prozent am Gesamtverbrauch von Wasser in Algerien. In Zukunft soll gereinigtes Abwasser neben der Bewässerung auch zum Reinigen öffentlicher Plätze und als Löschwasser eingesetzt werden.


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