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Branchen | Australien | Windenergie

Mehr Wettbewerb in Australiens Windmarkt absehbar

In Australiens Onshore-Windmarkt sind Ausrüster aus der ganzen Welt aktiv. Für deutsche Unternehmen ist die chinesische Windbranche momentan noch ein Konkurrent unter vielen.

Von Daniel Lenkeit | Sydney

Traditionell dominieren westliche Erstausrüster, also amerikanische oder europäische Anbieter, Australiens Markt für Windturbinen. Die zunehmende Konkurrenz aus Asien ändert daran bisher nichts. Chinesische Konkurrenten sind vor allem für die Hersteller großer Turbinen bisher noch keine direkten Rivalen. Dennoch beobachten unter anderem deutsche Unternehmen, dass chinesische Firmen im Windturbinensektor schnelle Fortschritte gemacht haben.

Chinesische Anbieter gewinnen bei Turbinen Marktanteile

Das dänische Unternehmen Vestas ist nach wie vor der dominierende Anbieter von Windturbinen in Australien. Ebenso verkauft der deutsch-spanische Hersteller Siemens Gamesa hier erfolgreich Turbinen.

In den vergangenen fünf Jahren hat sich auch der chinesische Hersteller Goldwind etabliert. Er installierte Turbinen für kleinere Projekte oder entwickelte eigene Projekte, von denen er sich später wieder trennte. Mit dieser Strategie sammelte Goldwind Referenzen auf dem Markt, was den Verkauf seiner Ausrüstungen an andere Akteure erleichtert. So hat der australische Projektentwickler Squadron Energy entschieden, Goldwind-Turbinen für den Windpark Clark Creek in Queensland zu kaufen. Dies zeigt die wachsende Akzeptanz chinesischer Produkte. Der chinesische Anlagenhersteller Envision Energy expandiert ebenfalls, bleibt aber im Vergleich zu westlichen Firmen zunächst zweitrangig.

Bisher kein Preiskampf seitens chinesischer Akteure

Trotz des steigenden Wettbewerbs auf Australiens Onshore-Windmarkt befinden sich westliche Erstausrüster derzeit nach eigenen Aussagen nicht in einem aggressiven Preiskampf mit chinesischen Anbietern. Das habe unter anderem den Grund, dass der Windmarkt in China so hart umkämpft sei, dass dort kaum Profite einzufahren sind, so ein deutscher Anbieter. Die Margen im australischen Markt sind für Windenergieunternehmen jedoch gut und schaffen aktuell auch chinesischen Unternehmen etwas Erleichterung.

Goldwind und Envision Energy haben sich zudem auf kleinere Anlagen (4 bis 5 Megawatt) konzentriert, während westliche Anbieter den Markt für Anlagen von 6 bis 7 Megawatt dominieren, so ein Branchenvertreter. Sie konkurrieren daher nur selten direkt mit westlichen Firmen.

Finanzierung stellt für Anbieter aus China Hürde dar

Chinesische Unternehmen steigern dank Referenzprojekten ihre Bekanntheit, allerdings bleibt für sie die Finanzierung von neuen Projekten eine Herausforderung. So zögern einige Kreditgeber, wie die australische Macquarie Group, Projekte mit chinesischer Beteiligung zu finanzieren. Westliche Anbieter genießen nach wie vor einen Wettbewerbsvorteil in puncto Zuverlässigkeit und Vertragserfüllung. Das gilt vor allem für extern finanzierte Windprojekte.

Gleichzeitig scheint die Skepsis unter Investoren und Projektentwicklern allmählich geringer zu werden. So konnte Goldwind für sein Projekt Stockyard Hill Wind Farm unter anderem drei australische Banken für die Finanzierung gewinnen. Ebenso ist Envision Energy wohl in der Lage, mit westlichen Finanzierern wie Brookfield Asset Management Verträge zur Entwicklung von Energieprojekten zu schließen.

Zukunft des Turbinen-Wettbewerbs in Australien ungewiss

Original Equipment Manufacturer (OEM) aus Amerika und Europa sehen ihre Hauptkonkurrenz nach wie vor in anderen westlichen Unternehmen und nicht in chinesischen Herstellern. Langfristig wird sich diese Dynamik wahrscheinlich ändern.

Unternehmen aus China haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, schrittweise Marktanteile zu gewinnen. Ihre Expansion in größere Turbinenkategorien könnte die westliche Dominanz im australischen Windenergiesektor untergraben.

Sollten chinesische Windturbinenhersteller zukünftig größere Anlagen im Bereich von 6 bis 7 Megawatt ins Auge fassen, stünden sie schnell im Wettbewerb mit westlichen OEM, so ein Marktakteur. Bräche etwa der chinesische Inlandsmarkt für Windenergie zusammen, würde das die Dynamik in Australien verändern. Eine angeschlagene chinesische Windbranche könnte westliche Hersteller in Australien unterbieten und so einen Preiskampf auslösen – ein Szenario, für das es aktuell allerdings keine Anzeichen gibt, sagen Marktteilnehmer.

Markt für Offshore-Wind bislang kaum entwickelt

Im Vergleich zu anderen Märkten für erneuerbare Energien steckt die Offshore-Windindustrie in Australien noch in den Kinderschuhen. Den australischen Markt stellen politische Unsicherheiten und begrenzte Entwicklungszonen vor Herausforderungen. Gegenwärtig ist die Bass Strait einer der wenigen potenziellen Standorte für die Entwicklung von Offshore-Windanlagen. Auch hier gibt es bei der Finanzierung Hürden. 

Sollten die Projekte in der Bass Strait eine Finanzierung erhalten, wären die wahrscheinlichsten Nutznießer große westliche Erstausrüster wie Siemens, Vestas oder General Electric. Während chinesische Unternehmen weltweit in anderen Regionen Interesse an Offshore-Windkraftanlagen gezeigt haben, gibt es bisher kaum Anzeichen dafür, dass sie in Australien einen bedeutenden Vorstoß unternehmen.

Zukunft des Offshore-Windsektors hängt vom Wahlergebnis ab

Die Zukunft des Windsektors hängt nicht zuletzt vom Ausgang der im Mai 2025 anstehenden Bundeswahlen ab. Ein Sieg der aktuell oppositionellen Liberal Party unter Peter Dutton könnte Offshore-Windprojekte stark einschränken oder gar stoppen. Denn eine von Dutton geführte Regierung dürfte zu einer grundlegenden Neuausrichtung der Energiepolitik führen.

Der von Dutton verfolgte liberale Kurs priorisierte in der Vergangenheit marktorientierte Entscheidungen und den Einsatz traditioneller Energiequellen. Ein Wahlsieg der Liberal Party könnte daher zur Kürzung staatlicher Förderung und zurückgeschraubten Zielen bei erneuerbaren Energien führen. Ihr Ausbau würde sich wohl verlangsamen. Hier lohnt es sich für deutsche Unternehmen, die Entwicklungen genau zu beobachten.

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