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Baltische Staaten melden Rekordinflation
Estland, Lettland und Litauen verzeichnen seit Sommer 2021 einen deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise. Zum Jahresende wurden sogar zweistellige Teuerungsraten gemessen.
02.02.2022
Von Niklas Becker | Helsinki
Im Dezember 2021 mussten Estlands Verbraucher durchschnittlich 12 Prozent mehr für Konsum ausgeben als noch im Jahr zuvor. In Litauen waren es 10,7 Prozent und in Lettland 7,9 Prozent. Zum Vergleich: In der Europäischen Union lag die Inflation bei 5,3 Prozent. Hauptgrund für die deutlichen Preiszuwächse waren die Energiepreise. In Estland zahlten die Haushalte im Dezember rund 120 Prozent mehr für Elektrizität und Gas. Auch in den anderen beiden Ländern wurden starke - jedoch nicht so deutliche - Anstiege verzeichnet.
Die Energiepreise sind jedoch nicht der einzige Grund für die hohe Inflation. Das zeigt die sogenannte Kerninflation, bei der die Preisanstiege für Energie, Nahrung, Alkohol und Tabak nicht mit eingerechnet werden. Während der lettische Index im Dezember 2021 mit 3,7 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland (3,9 Prozent) lag, meldete Eurostat für Estland (5,7 Prozent) und Litauen (6,4 Prozent) deutlich höhere Werte.
"COVID-19 ist nicht mehr das größte Problem für die estnische Wirtschaft, da der Preisanstieg im Jahresvergleich zweistellig ist." SEB Bank im Januar 2022
Die steigenden Lebenshaltungskosten werden sich auf die Kaufkraft der baltischen Privathaushalte auswirken. So senkte die SEB Bank für alle drei Länder ihre Prognosen zur Entwicklung des Privatkonsums 2022. Die Teuerungsraten der baltischen Staaten sollen vorerst auf einem hohen Niveau bleiben. Daher hat das Institut seine Inflationsprognosen für 2022 nach oben korrigiert.