Branchen | Bangladesch | Schienenverkehr
Eisenbahnprojekte kommen ins Rollen
Mit dem Ausbau des Schienennetzes werden strukturschwache Regionen an Industriezentren angebunden. Die Projektpipeline ist mit 25 Vorhaben gut gefüllt.
18.01.2024
Von Boris Alex | New Delhi
Bangladesch verfügt über ein knapp 3.000 Kilometer langes Eisenbahnnetz, allerdings mit unterschiedlichen Spurbreiten. Wie beim Straßenverkehr wird auch der Schienentransport in den nächsten Jahren stark wachsen. Die staatliche Planning Commission hat in ihrem "Perspective Plan 2021-2041" errechnet, dass der Personenverkehr über die Schiene bis 2031 von 15 Milliarden Personenkilometern im Finanzjahr 2021/2022 (1. Juli bis 30. Juni) auf bis zu 203 Milliarden Personenkilometer zulegen könnte. Der Warentransport soll sich bis 2031 auf 10 Milliarden Tonnenkilometer verdreifachen.
Um das wachsende Transportaufkommen bewältigen zu können, will die Regierung in den nächsten Jahren das Schienennetz erweitern und vorhandene Trassen modernisieren. Ziel ist es, die größten Ballungszentren des Landes miteinander zu verbinden und die Kapazitäten auf den bestehenden Strecken durch den Einsatz längerer und schnellerer Züge zu erhöhen. Im Rahmen des 2017 gemeinsam mit der Asiatischen Entwicklungsbank entwickelten "Railway Master Plan" wurden entsprechende Vorhaben identifiziert und zum Teil auch schon angeschoben.
Viel Geld für neue Strecken und rollendes Material
Im September 2023 befanden sich 25 Eisenbahnprojekte – darunter auch die Beschaffung von rollendem Material – mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 12 Milliarden US-Dollar (US$) im Bau oder im Ausschreibungsprozess, so die Daten des Ministry of Railways. Der staatliche Bahnbetreiber Bangladesh Railway hat hierfür im Finanzjahr 2023/2024 Haushaltsmittel in Höhe von 1,3 Milliarden US$ erhalten, fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Vorhaben sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein.
Allerdings sind bei Bahnprojekten Verzögerungen die Regel: Die 25 Vorhaben liegen bis zu elf Jahre hinter ihren anvisierten Fertigstellungsterminen. Elf Projekte lagen zudem über den geplanten Kosten. Auch das Schlüsselprojekt "Padma Bridge Rail Link", eine 172 Kilometer lange Trasse von Dhaka in die südwestlich gelegene Region Jessore, wird erst 2024 mit zweijähriger Verspätung fertig. Die Strecke verläuft über die bereits für den Autoverkehr geöffnete Padma-Brücke. Durch die Bahnverbindung verkürzt sich die Fahrzeit in den strukturschwachen Landesteil von zehn auf zwei Stunden, so die Ankündigung von Bangladesh Railways.
Die ersten Metrozüge fahren in Dhaka
Neben dem Eisenbahnfernverkehr soll in den bangladeschischen Großstädten der Schienennahverkehr aufgebaut werden. Den Anfang macht die Hauptstadt Dhaka: Hier ging Ende Dezember 2022 der erste Teilabschnitt der Metro-Line 6 über 12 Kilometer in Betrieb. Im November 2023 wurde der zweite Streckenteil mit 8 Kilometern Länge eröffnet.
In den nächsten Jahren sollen weitere fünf Metrostrecken mit insgesamt 115 Kilometern Länge gebaut werden. Im Februar 2023 wurde mit den Bauarbeiten an der Metro-Linie 1 begonnen. Diese soll ab 2026 über eine Länge von 20 Kilometer komplett unterirdisch den internationalen Flughafen mit dem Bahnhof Kamalapur im Stadtzentrum verbinden.
Im Januar 2023 wurde die Korea International Cooperation Agency damit beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zum Bau eines Metronetzes in der Hafenstadt Chattogram zu erstellen. Diese soll Mitte 2025 abgeschlossen sein. Allerdings regt sich wegen der hohen Kosten bereits Widerstand gegen das Vorhaben. Die Kritiker befürworten ein städtisches Schnellbussystem.