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Wirtschaftsausblick | Belgien

Wachstum bleibt konstant

In Belgien ziehen die Investitionen langsam wieder an. Sowohl die Einfuhren als auch die Ausfuhren sollen 2025 um jeweils 3 Prozent zulegen.

Von Michael Sauermost | Bonn

Top-Thema: KI macht auch vor Belgiens Arbeitsmarkt keinen Halt

Generative Künstliche Intelligenz (Gen KI) könnte die belgische Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren um bis zu 50 Milliarden Euro ankurbeln. Das geht aus einem Bericht der Implement Consulting Group im Auftrag von Google hervor. Sollte sich die belgische Industrie auf eine umfassende Einführung der Gen-KI-Technologie in unterschiedlichen Sektoren einlassen, könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes im kommenden Jahrzehnt insgesamt um bis zu 9 Prozent wachsen, kalkulieren die Experten.

Bereits die mit Gen-KI-Anwendungen in Verbindung stehenden Wachstumserwartungen haben dazu geführt, dass verschiedene Finanzinstitutionen ihre Prognosen für die kommenden Jahre nach oben korrigiert haben. 

Die am stärksten von der Entwicklung betroffene Branche dürfte der IT- und Finanzdienstleistungssektor sein. Dort werden Produktivitätssteigerungen in Höhe von 1,9 Prozent pro Jahr erwartet, von denen 0,4 Prozent auf Mitarbeiterentlassungen und 1,5 Prozent auf Arbeitsentlastungen zurückzuführen sind.

Bei allgemeinen Geschäftsdienstleistungen geht die Studie von einem Wachstum von 1,8 Prozent (0,4; 1,4) durch die Einführung von Gen-KI aus. Für den Immobiliensektor werden 1,7 Prozent jährliches Wachstum (0,3; 1,4) prognostiziert. Das verarbeitende Gewerbe kommt auf 1,3 Prozent (0,3; 1,0). Auch der öffentliche Sektor profitiert durch KI-Anwendungen in der Verwaltung, im Gesundheitswesen sowie im Ausbildungsbereich. Insgesamt werden der Prognose zufolge circa zwei von drei Arbeitskräften des Landes bei ihren Tätigkeiten durch Gen-KI-Anwendungen unterstützt werden.

Wirtschaftsentwicklung: Mit konstantem Wachstumstempo in die nächste Runde

Die Europäische Kommission prognostiziert für das Jahr 2025 ein Realwachstum des belgischen BIP von 1,5 Prozent. Für 2024 belaufen sich die Erwartungen (Stand Sommer 2024) auf 1,4 Prozent. Die Vorhersagen der OECD sind mit 1,3 Prozent für 2024 and 1,4 Prozent für 2025 unwesentlich pessimistischer. Die Belgische Nationalbank (NBB) kalkuliert in ihrer Frühjahrsprognose mit jeweils 1,2 Prozent für 2024 und 2025, bevor es dann im Jahr 2026 zu einer Steigerung von 1,6 Prozent kommen soll.

Die Exporte von Waren und Dienstleistungen, die 2023 um 3,3 Prozent rückläufig waren, dürften sich nicht allzu schnell erholen. Grund dafür sind ausgebliebene längerfristige Auftragseingänge. Für 2024 erwartet die EU-Kommission ein Minus bei den Exporten von 0,4 Prozent. Für 2025 könnte allerdings nach einer konjunkturellen Erholung der wichtigsten Handelspartner wieder mit einem Plus in Höhe von 3,0 Prozent gerechnet werden.

Bei den Importen zeichnet sich eine analoge Entwicklung ab. Nach einem Rückgang von 0,5 Prozent 2024 wird auch für die Einfuhren 2025 mit einem Plus von 3,0 Prozent gerechnet.

Konsum bleibt stabil

Der private Konsum wird laut EU-Kommission 2024 und 2025 robust bleiben. Die hohe Sparquote aus dem Jahr 2023 dürfte sinken. Der Ausstieg aus den staatlichen Maßnahmen zur Begrenzung des Preisanstiegs dürfte zu einer Erhöhung der Inflation 2024 auf bis zu 4,0 Prozent sorgen. Für 2025 wird eine Quote von 2,3 Prozent prognostiziert. Ohne Berücksichtigung von Energiekosten und Nahrungsmitteln könnte bereits dann ein Rückgang unterhalb der 2-Prozentmarke erreicht werden.

Das Haushaltsdefizit wird sich den Prognosen zufolge 2024 bei 4,4 Prozent des BIP stabilisieren, bevor es 2025 aufgrund des Ausgabendrucks hauptsächlich durch eine höhere Zinsbelastung auf 4,7 Prozent des BIP ansteigt. Es wird erwartet, dass die Staatsverschuldung 2024 stabil bei 105 Prozent des BIP bleibt und 2025 auf 107 Prozent des BIP steigt.

Aussichten für Investitionen verbessern sich

Insgesamt wird für die Jahre 2024 und 2025 jeweils ein Investitionswachstum von 1,5 Prozent prognostiziert. Allerdings bleibt abzuwarten, wie lange der Wohnungsbau noch von hohen Finanzierungskosten gebremst wird. Auch dürften die wachsenden Lohnkosten weiter einen restriktiven Effekt auf die Kapitalanlagen der Privatunternehmen haben. Generell sehen gegenwärtig die Aussichten für öffentlichen Investitionen laut EU-Kommission günstiger aus.

Die Anpassung an die Energiewende könnten sich hingegen positiv auf die Bruttoanlageinvestitionen auswirken. In diesem Zusammenhang empfiehlt die OECD die Einführung einer lokalen CO2-Steuer für Sektoren, die nicht dem EU-Emissionshandelssystem unterliegen. Generell müsse bei Investitionen im Energiesektor (Green Tech sowie allgemeine Diversifizierung) die Zusammenarbeit zwischen Regionalverwaltungen und Zentralregierung verbessert werden. Ein integrierter nationaler Überblick über die bundesstaatlichen und regionalen Klimapläne sei dafür erforderlich.

Deutsche Perspektive: Chancen durch enge Energiepartnerschaft

Deutschland und Belgien haben sich ehrgeizige Ziele für den Offshore-Windenergie-Ausbau gesetzt. Belgien will bis 2030 eine Offshore-Windkapazität von 6 Gigawatt und bis 2040 von 8 Gigawatt errichten. Die Nutzung der Offshore-Windenergie in der Nordsee soll grenzüberschreitend und möglichst effizient erschlossen werden. Eine künftige Kooperation zwischen Deutschland und Belgien soll zum Ausbau eines entsprechenden Netzes beitragen.

Außerdem rückt Belgien als europäischer Importhub und Transitdrehscheibe für grünen Wasserstoff in den Fokus. Davon dürfte auch Deutschland profitieren.

Die belgischen Warenlieferungen nach Deutschland verzeichneten 2023 einen Rückgang von 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erreichten nur noch einen Gesamtwert von 53,2 Milliarden Euro. Deutsche Exporte nach Belgien sanken im Vergleichszeitraum um 0,9 Prozent auf 62,4 Milliarden Euro.

Weitere Informationen zu Belgien erhalten Sie auf der GTAI-Länderseite.

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