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Wirtschaftsausblick | Benin

Benin mit starker Wachstumsdynamik

Benins Wachstumsprognosen sehen gut aus. Die Regionalwährung CFA-Franc unterstützt die externe Finanzierung und dient als Anker für stabile Preise. Die Armutsquote bleibt hoch.

Von Fausi Najjar | Berlin

Wirtschaftsentwicklung: Stabile gesamtwirtschaftliche Lage

Für Benin wird in den Jahren 2024 und 2025 ein reales Wirtschaftswachstum von jeweils über 6 Prozent erwartet. Nach dem Coronajahr 2020 hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2023 im Jahresschnitt um 6,5 Prozent zugelegt. 

Internationale Geberorganisationen bescheinigen dem westafrikanischen Land eine solide Fiskalpolitik und werden auch zukünftig das Land finanziell unterstützen. Das Haushaltsdefizit beläuft sich 2024 auf schätzungswiese 4,1 Prozent und dürfte sich 2025 verbessern. Trotz gestiegener Staatsverschuldung bleibt das Risiko einer Schuldenkrise moderat. Die Konsumentenpreise werden in den kommenden Jahren voraussichtlich um weniger als 1,5 Prozent zulegen. Wichtiger Grund für die Preisstabilität und einer guten Refinanzierung ist die Bindung der Regionalwährung CFA-Franc an den Euro. Die von Chinesen gebaute Pipeline Niger nach Benin (Port Sémé) generiert seit April 2024 Transiteinkommen für die Regierung. 

Unter dem seit 2016 amtierenden Präsidenten Patrice Talon sind Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung und Entbürokratisierung zu verzeichnen. Trotz Verbesserungen bleiben Mängel im Geschäftsklima. Es gibt Demokratiedefizite. Vor allem die ländliche Bevölkerung verharrt in einem Modus niedriger Produktivität. Die hohe Armut und Ungleichheit bleiben. 

Investitionen in die Infrastruktur und der Hafen von Cotonou schieben das Wachstum an

Der Hafen von Cotonou ist einer der wichtigsten wirtschaftlichen Motoren des Landes. Cotonou versorgt die Binnenländer Niger und Burkina Faso. Nachdem die Handelssanktionen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Economic Community of West African States) gegen Niger und Burkina Faso im März 2024 aufgehoben wurden, rollt der Handel mit den genannten Binnenstaaten wieder an. Der Hafen dient auch als Umschlagsplatz für den (zum großen Teil informellen) Handel mit Nigeria, der mit 220 Millionen Einwohnern größten Wirtschaft Afrikas. Benins Wirtschaft hängt in hohem Maße von der Konjunktur in Nigeria und Änderungen bei den Subventionen und Einfuhrsteuern ab. 

Top-Thema: Der CFA-Franc - Stabilitätsanker oder Hemmschuh?

Das frankophone Westafrika ist im Umbruch. Angesichts einer hohen Arbeitslosigkeit und sozialer Spannungen hat sich bei der jungen Bevölkerung Ungeduld breitgemacht. Ablehnung und Ressentiments richten sich vor allem gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich. Ein zentraler Kritikpunkt ist - in Nachfolge des kolonialen CFA-Franc - der mit nominellen Unabhängigkeit 1960 eingeführte, gleichlautende CFA-Franc. Benin ist Mitglied dieser Regionalwährung, die die Wirtschaft wesentlich mitprägt. Für den CFA-Franc gilt eine feste Parität mit dem Euro. Den stabilen Wechselkurs garantiert das französische Schatzamt mit der Verpflichtung, Deckungslücken im Notfall zu schließen. Dies ist ein starkes Signal an die internationalen Finanzmärkte. 

Reformen eingeleitet

Um der immer lauter werdenden Kritik am CFA-Franc zu begegnen, hatten der französische Präsident Emmanuel Macron und der Präsident Côte d'Ivoires Alassane Ouattara 2019 angekündigt, den CFA-Franc in Westafrika reformieren zu wollen. Die Westafrikanische Zentralbank (BCEAO) ist mittlerweile von der Verpflichtung entbunden, 50 Prozent ihrer Währungsreserven bei der französischen Staatskasse zu hinterlegen. Darüber hinaus ist Frankreich nicht mehr in den Aufsichtsgremien der CFA-Zentralbank vertreten. Schließlich soll der CFA den neuen Namen Eco erhalten; dies bleibt aber umstritten, weil der Name für eine geplante Währungsunion einschließlich der anglophonen Staaten Westafrikas vorgesehen ist. Unberührt bleiben die zentralen Elemente des Währungsregimes: Wechselkursparität mit dem Euro und vollständige Konvertibilität. 

Überbewertung problematisch; ein flexibler Wechselkurs ebenso

Kritiker bemängeln die Überbewertung des CFA-Franc durch die Euro-Bindung. Diese würde eine Diversifizierung der Wirtschaft, Exporte und den Aufbau einer eigenen arbeitsintensiven Produktion blockieren. Tatsächlich sind die Wirtschaften des CFA-Raumes kaum diversifiziert und abhängig von ihren Rohstoffexporten. 

Ganz anders als die Nachbarländer Ghana und Nigeria sind die CFA-Länder von den jüngst drastischen Abwertungen, einer galoppierenden Inflation und Finanzierungsproblemen verschont geblieben. Schon deswegen ist es fraglich, ob eine Abwertung tatsächlich die erwartete Transformation bewerkstelligen kann. Voraussetzung für hohe Währungsabwertung ist es offenbar, vorab die Importabhängigkeit (zum Beispiel bei Nahrungsmitteln) der betreffenden Länder zu senken. 

Deutsche Perspektive: Ansiedlung von Industrie schafft Geschäftschancen 

Der verarbeitende Sektor steckt in Benin noch in den Kinderschuhen. Deutsche Unternehmen haben mittels Maschinenexporten vom Aufbau eines Textilsektors in der neuen Industriezone Glo-Djigbé (GDIZ) profitiert und konnten die Ausfuhren von Textilmaschinen enorm steigern. Die Betreiber von GDIZ haben außerdem eine Verarbeitung von Cashewnüssen und Soja sowie Verpackungs- und Baustoffanlagen angesiedelt. Weitere Einheiten sind für die Pharmaindustrie und Herstellung von Möbeln sowie Metallteilen und Baustoffindustrie geplant. Ein indisches Unternehmen will eine vertikal integrierte Textilfabrik aufbauen. 

Projekte beim Infrastrukturausbau 

Geschäftschancen ergeben sich bei geberfinanzierten Großprojekten. Für 500 Millionen US-Dollar (US$) lässt die beninische Regierung den Hafen von Cotonou ausbauen. Im Straßenbau werden derzeit Projekte im Wert von 290 Millionen US$ umgesetzt. Es gibt größere Projekte bei der Stromübertragung und dem Bau von Drainagen. Wenn auch auf kleinem Niveau, steigt die Nachfrage für Solaranlagen bei privaten und öffentlichen Gebäuden.

Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

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