Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Burundi

Burundis Wirtschaft steckt in der Krise

Dem armen Burundi fehlt das Geld. Devisen sind kaum verfügbar und das Geschäftsumfeld hat sich verschlechtert. Vereinzelte Lieferchancen gibt es dennoch.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Devisenknappheit würgt Handelsgeschäft ab

In Burundi sind Devisen nur noch sehr begrenzt erhältlich. Die Devisenknappheit rührt auch daher, dass die Zentralbank bislang an einem fixen Wechselkurs zum US-Dollar festhält. Für einen US-Dollar muss man nach offizieller Rate etwa 2.900 Burundische Franc (BIF) bezahlen. Längst spiegelt diese Rate auf dem Geldmarkt nicht mehr die Realität wider. Es hat sich ein Parallelmarkt gebildet, auf dem für 1 US-Dollar derzeit etwa 7.900 BIF gezahlt werden müssen. Für Unternehmen ist der offizielle Kurs ohnehin Makulatur, denn die Banken verfügen kaum noch über Devisen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt im Gegenzug für weitere finanzielle Hilfe auf eine Anpassung des offiziellen Wechselkurses. Das würde die Verfügbarkeit von Devisen vermutlich wieder erhöhen. Anders als in anderen Ländern wird der subventionierte Zentralbankkurs in Burundi kaum für den Kauf von essentiellen Gütern verwendet. Viele Waren kommen gar nicht mehr ins Land, unter anderem besteht ein Mangel an Treibstoff und Medikamenten.

Eine Abwertung des BIF würde mit einem Schlag auch die in US-Dollar notierten Staatsschulden Burundis deutlich erhöhen, die im Ausland aufgenommen wurden. Um die Zahlungsfähigkeit des Landes zu erhalten, erscheinen weitere IWF-Hilfen unverzichtbar.

Wirtschaftsentwicklung: So schlecht wie lange nicht mehr

Die Konjunktur im ostafrikanischen Binnenstaat läuft schlecht. Zur Devisenknappheit kommt eine Inflationsrate, die im Jahr 2024 bei über 17 Prozent liegen dürfte. Mit Ausnahme der Weltbank halten sich die internationalen Geber mit Budgethilfe für die burundische Regierung zurück. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Eine Rolle spielt sicher auch das Thema "Gute Regierungsführung", das aus Sicht vieler Geber in Burundi nur eingeschränkt gegeben ist. Der burundischen Regierung fehlt damit das Geld für staatliche Investitionen. Zum Beispiel kann die Modernisierung der Infrastruktur nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden.

Private Investitionen gibt es kaum. Inländische Unternehmen können diese nicht vornehmen, weil Investitionsgüter zu teuer oder gar keine Devisen zu bekommen sind. Und ausländische Investoren sehen angesichts des risikoreichen Investitionsumfelds davon ab, ihr Geld nach Burundi zu bringen. Ohnehin sind potenzielle Investitionsfelder nur eingeschränkt vorhanden.

Burundi eines der ärmsten Länder der Welt. Die Kaufkraft ist entsprechend gering und beschränkt sich auf günstige und essenzielle Produkte. Chancen bestehen unter anderem im Agraranbau für den lokalen Markt und den Export sowie in der Produktion günstiger Konsumgüter. Wachstumstreiber des lokalen Markts ist das hohe Bevölkerungswachstum. Große Flächen für technisierten Agraranbau stehen jedoch kaum noch zur Verfügung, da das Land mit annähernd 500 Menschen pro Quadratkilometer zu den am dichtest besiedelten Ländern der Welt zählt. Laut Weltbank lebten 2023 etwa 13,2 Millionen Menschen in Burundi

Auch verfügt Burundi über ein gewisses Bergbaupotenzial, da das Land über Vorkommen von Gold und einigen industriell verwertbaren Mineralien verfügt. Hinzu kommt begrenztes Potenzial im Tourismus. Allerdings ist schon der Flug nach Burundi deutlich teurer als in die großen Tourismusziele der Region wie Kenia und Tansania. Aufgrund der unsicheren Bedingungen wird aktuell sowohl im Bergbau als auch im Tourismus so gut wie nicht investiert.

Der Außenhandel mit Burundi ist extrem teuer, sodass viele Geschäfte gar nicht zustande kommen. Zum einen kostet der Seeweg über Mombasa oder Daressalam seit letztem Jahr deutlich mehr, weil aus Sicherheitsgründen die Frachter aus Europa statt durch den Suez-Kanal den langen Umweg um Südafrika herum nehmen müssen. Hinzu kommt der Transport vom jeweiligen Hafen in den Binnenstaat Burndi.

Aktuell kostet der Transport für einen 20-Fuß-Container von Hamburg nach Bujumbura fast 9.000 US-Dollar. Schon der Seetransport ist teuer, aber etwa zwei Drittel der Kosten macht der Landtransport über fast 1.500 Kilometer von Daressalam oder Mombasa bis nach Burundi aus.

Dennis Keiser Geschäftsführer von DB Schenker Kenya

Für eine deutliche Vergünstigung der Transportkosten auf dem Landweg könnte eine Bahnlinie von Daressalam quer durch Tansania in Richtung Westen sorgen. Im Gespräch ist auch eine Verlängerung der Trasse nach Burundi. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) hat für die Verlängerung der Bahntrasse nach Burundi bis in die DR Kongo hinein bereits ihre finanzielle Unterstützung signalisiert. Die Bahnlinie befindet sich im Bau. Das Teilstück von Daressalam bis nach Dodoma ist seit Juli 2024 im Betrieb.

Deutsche Perspektive: Nur vereinzelte Lieferungen

Burundi ist für deutsche Unternehmen ein sehr kleiner Exportmarkt. Für Investitionen scheint sich der Markt kaum anzubieten. Deutsche Unternehmen oder Unternehmensvertreter sind so gut wie nicht präsent. Das zentralafrikanische Land ist Mitglied der Wirtschaftsgemeinschaft East African Community (EAC). Die ostafrikanischen Vertriebshubs sind Nairobi (Kenia) und mit Abstrichen Daressalam (Tansania). Gerade in Nairobi betreiben viele deutsche Unternehmen eine eigene Vertriebsfiliale für die gesamte Region oder sie sind dort über einen regionalen Handelsvertreter präsent.

Aus dortiger Sicht ist Burundi nicht nur weit weg und klein, sondern auch risikoreich und schwer erschließbar. Eine Hürde stellt die Sprachbarriere dar, denn in Burundi wird Französisch gesprochen. Ansonsten dominiert Englisch als Geschäftssprache in Ostafrika. Wer dennoch den Schritt nach Burundi wagt, trifft auf einen unterversorgten Markt, in dem man Konkurrenz kaum befürchten muss. Auch deutsche Vertriebler berichten immer wieder mal von vereinzelten interessanten Liefergeschäften. Gleichwohl sind hierfür langer Atem, gute Kontakte und äußerste Vorsicht bei Risiken (unter anderem Zahlung, Compliance) geboten.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.