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Branchencheck | Chile

Viele Branchen blicken angespannt auf den Politikwechsel

Der Fortgang von Chiles Wirtschaft wird 2022 entscheidend davon mitbestimmt, wie es dem neuen Präsidenten gelingt, zwischen den polarisierten Bevölkerungsschichten zu moderieren.

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

In Chile liegt der Fokus über alle Branchen hinweg auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung. Chile will bis 2050 klimaneutral sein. Bei allen politischen Unstimmigkeiten besteht großer Konsens zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen und Klimaschutz etwa bei Kohleausstieg oder Elektromobilität. Allerdings hegen wichtige Teile der Wirtschaft ein gewisses Misstrauen gegenüber dem von der Kommunistischen Partei mit unterstützten 2021 gewählten Präsidenten Gabriel Boric.

  • Maschinenbau

    Der Um- und Ausbau der chilenischen Wirtschaft hin zu Klimaneutralität und Nachhaltigkeit erfordern gewaltige Investitionsmaßnahmen.

    Da das Land selbst nur über eine eher kleinteilige und wenig entwickelte eigene Maschinenbauindustrie verfügt, wird der Großteil der benötigten Maschinen und Anlagen importiert. Dabei ist mit einer wachsenden Nachfrage nach Technologien zur Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen zu rechnen. Auch ressourcensparende Umwelttechnik wird künftig stärker gefragt sein. Hauptabnehmer sind der Bergbau, die Lebensmittel-, die Verpackungs- und die Holzindustrie.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Chemieindustrie

    Chiles geplanter Ausbau seiner Wasserstoffproduktion eröffnet Chancen für grünes Ammoniak, einem weltweit nachgefragten wichtigen Basisstoff zum Erreichen von Klimaneutralität.

    Chiles Chemieindustrie ist bislang eher rudimentär entwickelt. Künftig könnte sich das Land aber in Folge des forcierten Ausbaus seiner Wasserstoffproduktion als Zulieferer für grün produziertes Ammoniak etablieren. Dieses könnte von hier aus weltweit verschifft werden, nicht nur, um andernorts als Input zur Düngemittelproduktion eingesetzt zu werden, sondern darüber hinaus als gut transportierbarer Wasserstoffspeicher. Weiterhin gilt Ammoniak als vielversprechender schwefel- und kohlenstofffreier Kraftstoff für den Schiffsverkehr. Die für die Produktion notwendigen Anlagen müssten importiert werden.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Energiewirtschaft

    Zentral für Chiles Energiesektor sind der auf 2030 vorgezogene Kohleausstieg und damit verbunden der Ausbau erneuerbarer Energieträger, allen voran grün produzierter Wasserstoff.

    Derzeit stammt etwa ein Viertel der vor Ort produzierten Energie aus erneuerbaren Energieträgern. Um deren steigenden Anteil optimal zu nutzen, werden die Entwicklung von Speichertechnologien und die Stärkung des Stromnetzes vorangetrieben. Darüber hinaus will Chile mit seiner Grünen Wasserstoff-Strategie zum weltweit günstigsten Anbieter von Wasserstoff aus Wind- und Solarstrom avancieren. Außerdem arbeitet unter anderen die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) an einem Pilotprojekt zur Umrüstung von Kohlemeilern in emissionsfreie Wärmespeicherkraftwerke.


    Weitere Informationen:

    Energiewende als Chance

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Bauwirtschaft

    Auf das sinkende Wirtschaftswachstum 2022 könnte die neue Regierung mit verstärkten Infrastrukturausgaben reagieren. Offen ist, ob sich ausreichend Investoren finden.

    Infrastrukturinvestitionen waren in der Vergangenheit eine Stütze der chilenischen Wirtschaft. Im Wahlkampf hatte der designierte Präsident Boric angekündigt, dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie des Schienennetzes Priorität einzuräumen. Für das in Chile gängige Konzessionssystem, wobei etwa Bau und Betrieb von Straßen an private Anbieter vergeben werden, ist keine Neuorganisation geplant. Allerdings könnten insbesondere spanische Bauträger, die in Chile eine große Rolle spielen, angesichts des befürchteten Linksrucks des Landes mit Investitionen deutlich vorsichtiger sein.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Gesundheitswirtschaft

    Chiles Gesundheitswesen hat sich mit vorbildlichen Impfquoten in der Pandemie bewährt. Doch ansonsten müssen Patienten im öffentlichen Sektor oft lange auf eine Behandlung warten.

    Chiles neuer Staatspräsident Boric hat eine Stärkung des staatlichen Gesundheitssystems versprochen. In der Folge ist mit mehr Mitteln für öffentliche Spitäler zu rechnen. Generell wird der Ausbau privater und öffentlicher Krankenhauskapazitäten fortgesetzt. Als Konzessionsnehmer aktiv sind insbesondere spanische Firmen wie OHLA, Sacyr oder Acciona. In Maule hat indessen erstmals eine chinesische Firma erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen. Generell gibt es wegen fehlender eigener Produktion dauerhaft­e Marktchancen für Medizintechnologie. Dabei gewinnt Telemedizin an Bedeutung.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Bergbau

    In Chiles Schlüsselbranche Bergbau liegt der Fokus in der Zukunft auf der Umsetzung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

    Chile verfügt weltweit über die größten Vorräte an Kupfer und Lithium, aber auch Kobalt oder Molybdän gewinnen international an Interesse. Bei deren Gewinnung steht die Steigerung von Energie- und Wassereffizienz im Fokus. Auch dürfte der Bergbau eine der ersten Branchen des Landes sein, die vor Ort produzierten grünen Wasserstoff als Energieträger nutzen. Mit der Wahl Borics dürfte der staatliche Bergbauriese Enami einem Modernisierungsprogramm unterzogen werden, einschließlich des Recyclings von Abfallprodukten. Außerdem hat Boric die Gründung eines staatlichen Lithiumkonzerns angekündigt.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • IKT

    In Chile steht für 2022 die Einführung von 5G auf der Agenda. Sowohl im öffentlichen als auch im Unternehmenssektor wird der Digitalisierungsgrad erhöht.

    Die beiden Telefongesellschaften Movistar und Entel haben 2021 begonnen, die ersten 5G-Basisstationen in Betrieb zu nehmen; bis März 2022 sollen es allein für Movistar etwa 1.500 sein. Nokia und Huawei passen ihre Geräte entsprechend an.

    Chile hat von der Interamerikanischen Entwicklungsbank zwei Kredite von insgesamt 400 Millionen US-Dollar erhalten, um die Konnektivität und die Digitalisierung der öffentlichen Dienste zu verbessern. Auch viele Unternehmen haben in Administration und Produktion ein hohes Digitalisierungspotenzial. Generellen Nachholbedarf gibt es bei Datenschutz und Cybersecurity.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Pkw- und Nfz-Markt

    Chiles Automobilhändler blicken 2021 auf ein Rekordjahr zurück, nur übertroffen von 2018. Massiv unter den Erwartungen bleiben aber die Verkäufe von Hybrid- und Elektrofahrzeugen.

    Nach einem Einbruch 2020 dürften die Pkw- und Nfz-Verkäufe 2021 um jeweils über 60 Prozent angezogen haben, SUVs sogar um über 80 Prozent. Zugleich lag der Anteil von Hybrid- und Elektrofahrzeugen an den Neuverkäufen bei unter einem Prozent. Derzeit kostet das preiswerteste E-Mobil auf dem chilenischen Markt umgerechnet rund 28.500 US-Dollar (US$), das preiswerteste Modell mit Verbrennungsmotor aber nur 8.300 US$. Außerdem fehlt es an Anreizen zur Aufstellung von Ladegeräten. Dabei sollen der öffentliche Personennahverkehr bis 2050 vollständig und Privatfahrzeuge zu 40 Prozent auf Strom umgestellt sein.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

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