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Special | Dänemark | Klimawandel lokal

Alle Sektoren sollen grüner werden

Dänemark will bis spätestens 2050 klimaneutral sein. Der Großteil der Treibhausgase soll aber bereits bis 2030 reduziert werden.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Die dänische Regierung will die Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) bis 2030 um 70 Prozent zum Basisjahr 1990 reduzieren. Das entspricht einer jährlichen Senkung von 20 Millionen Tonnen CO2. Um dies zu erreichen, sollen bis 2025 insgesamt 24 Initiativen auf den Weg gebracht werden.

Geht es nach der offiziellen Roadmap, liegt das Einsparpotenzial sogar noch höher. Bei einer zügigen Umsetzung könnte Dänemark 2030 sogar 24 Millionen bis 32 Millionen Tonnen weniger CO2 im Jahr emittieren. 

Ackern für eine bessere Umwelt

Eine der Initiativen wurde Ende 2021 verabschiedet. Die Vereinbarung über die grüne Transformation der dänischen Landwirtschaft sieht neben der Reduktion des CO2-Ausstoßes um 7,4 Millionen Tonnen bis 2030 auch den Rückgang von jährlichen Stickstoffemissionen um 10.800 Tonnen bereits bis 2027 vor.

"Mit einem verbindlichen Ziel stellen wir sicher, dass die Landwirtschaft eine historisch hohe CO2-Reduktion vornimmt, und wir konzentrieren uns zum Beispiel auf Pflanzeneiweiß, Pyrolyse und Ökologie", unterstrich Ernährungsminister Rasmus Prehn.

Eines der Ziele ist die Effizienzsteigerung bei der Feldbestellung, die die Nachfrage nach Smart-Farming-Lösungen weiter antreiben dürfte. Daneben soll der Dung aus der Schweinezucht häufiger ausgebracht werden. Das könnte auf eine geringere Nachfrage von künstlichem Dünger hinauslaufen. Die Anzahl der Rinder soll reduziert oder für ihr Tierfutter ein höherer Fettgehalt vorgeschrieben werden.

Zudem werden von 2022 bis 2024 etwa 270 Millionen Euro aus der Staatskasse bereitgestellt, um 100.000 Hektar Moorfläche zu regenerieren. Weitere 80 Millionen Euro sind für private Eigentümer als Motivation zur Aufforstung landwirtschaftlicher Flächen vorgesehen.

Weniger Emissionen in der Abfallwirtschaft

Laut Klimaplan für einen grünen Abfallsektor und Kreislaufwirtschaft soll der Sektor bis 2030 klimaneutral sein. Dazu beitragen soll eine auf zehn Kategorien ausgeweitete und für alle Lebensbereiche geltende Abfallsortierung. Zudem soll das Abfallaufkommen deutlich reduziert werden. Mit 844 Kilogramm pro Kopf waren die Dänen 2019 europäisches Schlusslicht.

Die geringere Abfallmenge soll außerdem besser verwertet werden. Die Recyclingquote bei Kunststoffabfällen soll 2030 ein gesetzlich festgelegtes Minimum von 60 Prozent erreichen. Im Jahr 2019 lag sie laut Eurostat bei 36 Prozent.

Die Abfallverbrennung soll um rund 30 Prozent reduziert werden. Laut Statistikamt DST landete 2019 ein Viertel des Abfallaufkommens - knapp 13 Millionen Tonnen - im Ofen und lieferte 10 Prozent der landesweiten Fernwärme und 5 Prozent des Stroms. Neue Rahmenbedingungen sollen den Bau von Recyclinganlagen gegenüber der Errichtung von Müllverbrennungsanlagen lukrativ machen. Auch die Abfallflüsse sollen transparenter werden: Planungen sehen vor, unter anderem kommunale Verbrennungsanlagen verpflichtend in separate Gesellschaften überzuführen.

Regierung investiert in die abscheidende Industrie

Die Industrie soll bis 2030 etwa zwei Drittel ihrer Emissionen abbauen. Die Anfang 2021 eingeleitete grüne Steuerreform schafft Anreize für Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und Elektrifizierung der Produktionsprozesse. Ein neues Bepreisungssystem samt Startbonus macht die Nutzung von Abwärme interessanter.

Da allerdings noch nicht für alle Bereiche entsprechende Technologien bereitstehen, wurde Ende 2021 die Roadmap für Abscheidung, Transport und Speicherung von CO2 (CCS) vom Parlament angenommen. Über 2 Milliarden Euro will die Regierung bis 2030 in die Entwicklung des Marktes investieren. Bereits 2022 wird die erste Tranche zur Verfügung gestellt, damit vor allem Großemittenten wie Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder die Schwerindustrie mit Projekten zur CO2-Abscheidung starten können.

Zusätzlich sollen vor allem in Ballungsräumen Partnerschaften unterstützt werden, die die nötige Infrastruktur zum Abtransport der komprimierten Emissionen aufbauen. Für die Endlagerung sollen alte Ölfelder genutzt werden. Für deren Ausbeutung werden keine neuen Lizenzen mehr vergeben und die bisherige Öl- und Gasförderung läuft spätestens 2050 aus.

Grüne Wende unter Strom

Mit dem Runterfahren der Abfallverbrennung und CCS ist die Reorganisation des Energiesektors noch nicht beendet. Bis 2030 soll der Energiesektor seinen Bedarf an fossilen Rohstoffen um 89 Prozent senken. Bereits von 1990 bis 2019 reduzierte der Sektor seinen Treibhausgasausstoß um vier Fünftel. 

Um die Ziele zu erreichen, setzt Dänemark vor allem auf Windenergie. Binnen 10 Jahren sollen die Kapazitäten des Branchensegments verdoppelt werden. Auch die Solarenergie, die bisher kaum zur Energiebilanz beiträgt, soll eine größere Rolle spielen. Die Abwärmerückgewinnung soll in zehn Jahren etwa ein Viertel des Bedarfs decken.

Energieinseln in Nord- und Ostsee

Einen echten Schub erhält die dänische Windenergie ab 2030. Dann geht die erste der beiden geplanten Energieinseln ans Netz. Auf Bornholm wird der erste Wind-Hub entstehen, der Offshore-Anlagen mit bis zu 2 Gigawatt (GW) Leistung zusammenkoppeln und ihren Strom über Interkonnektoren gleich in mehrere Länder weiterschicken soll.

Weitaus ambitionierter ist die zweite künstliche Energieinsel in der Nordsee. Das bis zu 28 Milliarden Euro teure Eiland soll den Strom über "größere als alle bisherigen" und über 80 Kilometer von der Küste entfernten Offshore-Windräder gewinnen. Die Gesamtleistung soll bis zu 10 GW erreichen. Anschlüsse an Belgien und Deutschland wurden bereits vereinbart. Die Finanzierung verantwortet das Vindø-Konsortium. Verantwortlich für die Anschlüsse ist Energinet, für die Planung Cowi. Ramboll führt die Untersuchung über Umwelteinflüsse durch.

Ausländische Investoren können sich im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften einbringen, und zwar nicht nur, um sich einen Anteil an den Windrädern zu sichern. Auf der Insel sollen auch Power-to-X-Anlagen aufgebaut werden. Den Grundstein für entsprechende Technologien legte die Regierung mit der Strategie Ende 2021.

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