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 Aerial view of Copenhagen skyline and Amagertorv town square with fountain, Denmark Aerial view of Copenhagen skyline and Amagertorv town square with fountain, Denmark | © GettyImages/Alexander Spatari

Special Dänemark Wege aus der Coronakrise

Dänemark führt neue Beschränkungen ein

Weil Coronapass und Mund-Nasen-Schutz die Pandemieausbreitung nicht stoppen, schließt das Kultur- und Freizeitleben. Der Handel wird eingeschränkt. Kinder bleiben zu Hause.

Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Dänemarks Wirtschaft kehrt aufs Vorkrisenniveau zurück. Die Wachstumsprognosen stimmen optimistisch und der Arbeitsmarkt bricht Rekorde. (Stand: 26. Oktober 2021)

    Nachdem das dänische Statistikamt DST das Wirtschaftswachstumsergebnis revidiert hat - statt des anfänglich angenommenen Rückgangs des dänischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2020 um 2,7 Prozent sollen es nunmehr 2,1 Prozent weniger als 2019 gewesen sein - reiht sich das Königreich gleich hinter dem Podium der pandemieresistentesten Wirtschaften der Europäischen Union ein.

    Für das Jahr 2021 sehen die Aussichten noch besser aus. Der Negativtrend konnte bereits im 2. Quartal dieses Jahres umgedreht werden. Zwischen April und Juni 2021 wuchs die Wirtschaftsleistung real um 10 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das nominale Wachstum gegenüber dem Frühlingsquartal 2019 fiel nur unwesentlich geringer aus.

    Aufholjagd bereits abgeschlossen

    Laut Prognosen werden die laufenden 12 Monate ausreichen, um das Vorkrisenniveau der wirtschaftlichen Aktivität wiederherzustellen. Einigen Instituten zufolge könnte dieses sogar sichtbar überschritten werden: Demnach seien zwischen 3 und 4 Prozent BIP-Wachstum realistisch.

    Den größten Anteil an der Belebung werden die Bruttoanlageinvestitionen haben. Diese zeigten sich - dank öffentlicher Ausgaben und dem andauernden Boom auf dem Wohnungsmarkt - bereits 2020 mit etwa 5 Prozent überraschend robust. Dieses Jahr soll eine noch höhere Dynamik erreicht werden. Der Unternehmenssektor wird jedoch kaum dazu beitragen: Sein Investitionsniveau soll laut dem staatlichen Wirtschaftsrat bestenfalls auf das Niveau von 2019 zurückkehren.

    Prognose für die dänische Wirtschaftsentwicklung (reale Veränderung in Prozent)

    2021

    2022

    Bruttoinlandsprodukt

    3,9

    3,6

    Privater Konsum

    2,2

    5,9

    Öffentlicher Konsum

    5,1

    -0,9

    Bruttoanlageinvestitionen

    7,4

    0,9

    Importe

    3,2

    3,9

    Exporte

    3,6

    4,3

    Quelle: De Økonomiske Råd 2021


    Der Arbeitsmarkt boomt

    Immerhin halten sich Unternehmer nicht mit der Erweiterung ihrer Teams zurück. Der im Februar 2020 erreichte historische Rekordwert von 2,8 Millionen Beschäftigten wurde bereits im Mai 2021 überschritten. Und die Beschäftigtenquote wuchs über den Sommer weiter. Entsprechend erreichte die Arbeitslosigkeit einen historischen Tiefstand. Laut der LFI-Zählweise von Eurostat blieben im August 2021 mit 4,4 Prozent der Arbeitswilligen so wenige Dänen ohne Beschäftigung wie zuletzt vor der Finanzkrise vor 12 Jahren.

    Angst vor Zahlungsunfähigkeit

    Ob sich dieser positive Trend fortsetzen kann, wird stark von der finanziellen Situation der dänischen Unternehmen abhängen. Dank der umfangreichen Akuthilfen der Regierung blieb die Konkurswelle 2020 aus: Mit etwa 5.600 wurden im Gesamtjahr etwa 5 Prozent weniger Bankrotte registriert als im Durchschnitt der 2010er Jahre. Alleine im 1. Quartal 2021 meldeten aber fast 3.200 Firmen Zahlungsunfähigkeit an. Obwohl seitdem die monatlichen Konkurszahlen wieder sanken, gingen in den ersten neun Monaten 2021 bereits knapp 6.000 dänische Unternehmen in die Insolvenz.

    Die große Bereinigung könnte somit noch bevorstehen. Zum einen setzen Unternehmen die steigenden Energiepreise zu - laut der Danske Bank trägt alleine die Industrie im 2. Halbjahr 2021 monatlich um etwa 80 Millionen Euro höhere Energiekosten als in den vorangegangenen sechs Monaten. Zum anderen laufen zwischen April und Dezember 2022 Mehrwertsteuer-Stundungen im Wert von bis zu 6 Milliarden Euro aus. Die Möglichkeit, diese in 24 Monatsraten zurückzahlen zu können, sollte jedoch die Belastung größtenteils abfedern.

    Produktion nimmt Fahrt auf

    Die finanzielle Situation vieler dänischer Unternehmen dürfte sich durch die steigenden Absätze verbessern. Im 1. Halbjahr 2021 verkaufte die produzierende Industrie laut DST Produkte im Wert von über 47 Billionen Euro - nominell waren das um 7,6 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2020 und über 4 Prozent mehr als in der gleichen Zeitperiode 2019.

    Die mit jeweils einem Viertel Verkaufsanteil wichtigsten Branchen Chemie sowie Maschinen- und Fahrzeugbau zeigten dabei sehr unterschiedliche Tendenzen: Die Chemieindustrie konnte die Erfolge des Vorjahres nicht wiederholen, lag aber immer noch knapp 17 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2019. Die Maschinen- und Fahrzeugbauer konnten im Jahresvergleich um nahezu 12 Prozent zulegen, zum Erreichen des Vorkrisenniveaus fehlten aber noch 3 Prozent.

    Ausgehend von der Kapazitätsauslastung dürfte das 3. Quartal 2021 einen deutlichen Schub auch in diesem Bereich bringen. Insgesamt war die verarbeitende Industrie zwischen Juli und September dieses Jahres durchschnittlich zu 85 Prozent ausgelastet - ein höheres Niveau wurde das letzte Mal Anfang 2008 verbucht.

    Gute Geschäfte für ausländische Lieferanten

    Die gute Lage bei Unternehmen und der wachsende Konsum treiben die Importnachfrage an. Von Januar bis August 2021 erreichte das Importvolumen nominell einen um 13 Prozent höheren Wert als im gleichen Vor-Corona-Zeitraum 2019. Importe aus Deutschland erreichten im gleichen Zeitvergleich nur etwa die Hälfte dieser Dynamik.

    Entwicklung der dänischen Importe


    Veränderung 2021/2020 *)


    Veränderung 2020/2019 *)

    Gesamt

    aus Deutschland

    Gesamt

    aus Deutschland

    Gesamt

    -5

    -4

    18

    11

    0 Nahrungsmittel

    -1

    -2

    4

    -1

    1 Getränke und Tabak 

    -2

    -12

    14

    11

    2 Rohstoffe

    -3

    -6

    20

    31

    3 Mineralische Brennstoffe

    -36

    51

    93

    71

    4 Tierische und pflanzliche Öle

    16

    -1

    3

    21

    5 Chemische Erzeugnisse

    6

    3

    16

    14

    6 Bearbeitete Waren

    -3

    2

    19

    9

    7 Maschinenbau und Fahrzeuge

    -6

    -9

    15

    9

    8 Verschiedene Fertigwaren

    -4

    -7

    16

    15

    9 Sonstige

    13

    -42

    22

    44

    *) jeweils Zeitraum Januar bis August; in ProzentQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2021


    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Die Unternehmenshilfen der dänischen Regierung konzentrieren sich nunmehr fast ausschließlich auf Wachstum und Nachhaltigkeit. (Stand: 26. Oktober 2021)

    Die dänische Regierung hat die meisten akuten Hilfsprogramme für Unternehmen bereits eingestellt. Bis Ende des Jahres läuft noch die Fixkostenerstattung, bei der nunmehr ein mindestens 45-prozentiger Umsatzrückgang gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 nachgewiesen werden muss. Unverändert bleibt die jährliche Obergrenze der Zahlungen: Mit einem Prüfungsbericht sind bis zu 30 Millionen dänische Kronen (dkr; etwa 4 Millionen Euro; 1 Euro = 7,4399 Euro; Stand: 25.10.21) möglich, ohne Prüfungsbericht maximal 150.000 dkr (etwa 20.162 Euro). Weiter Bestand hat ferner das Angebot von Steuerstundungen und Steuerkrediten des dänischen Steueramtes.

    Für Arbeitsmarktneueinsteiger und Arbeitslose legte die Regierung ein Weiterbildungsangebot vor. Bis 2023 werden während der Dauer der Ausbildung 110 Prozent des normalen Arbeitslosengeldes ausgezahlt. Ungelernte über 30-Jährige ohne Anstellung können sich in einem Beruf "mit Zukunftsaussichten" weiterbilden.

    Grünere Ausgaben

    Seit Spätfrühling 2020 laufen weitere Konjunkturmaßnahmen. Etwa 4 Milliarden Euro investiert die Regierung, um den staatlichen Wohnungsbau klimaneutraler zu machen. Mit über 300 Millionen Euro wird der Austausch von Öl- und Gaskesseln gefördert. Bis Ende 2021 gelten noch erhöhte Obergrenzen zum Absetzen der Kosten für häusliche Handwerksarbeiten sowie Hausarbeiten wie Putzdienst, Gartenpflege oder Kinderbetreuung. Im Rahmen der sogenannten BoligJob-Regelung können bis zu 3.360 Euro von der Einkommenssteuer abgesetzt werden. Ab 2022 werden sie aber wieder auf entsprechend 1.734 beziehungsweise 860 Euro gesenkt.

    Weitere Maßnahmen sollen die Elektrifizierung der Überlandbusse beschleunigen. Die neuaufgestellte Besteuerung von Kraftfahrzeugkäufen soll den Trend zu grünen Antrieben und Treibstoffen stärken. Aus dem gleichen Grund wird langfristig eine Neuausrichtung der Straßennutzungsgebühren geplant. Dem Außenhandel soll der Bau des Fehmarntunnels zugutekommen, der Anfang 2021 startete.

    Mehr Exportförderung

    Mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von etwa einer halben Milliarde Euro für die Jahre 2021 bis 2023 wurden die Kapazitäten des staatlichen Exportkreditgebers EKF im Bereich Exportberatung sowie -förderung ausgebaut. EKF soll auch mit höherem Risiko belegte Transaktionen unterstützen.

    Das Exportpaket wurde mit einem um die Hälfte kleineren Budget versehen. "Wir verwenden außerordentliche Mittel, um die dänischen Exportunternehmen und die an der Exportwirtschaft hängenden vielen hunderttausenden dänischen Arbeitsplätze zu stärken. Gleichzeitig drängen wir auf grüne, dänische Lösungen und klimafreundliche Technologien, die zum globalen Wandel beitragen können", erklärte Finanzminister Nicolai Wammen die über einen Zeitraum von drei Jahren laufenden Maßnahmen.

    Staatsverschuldung bleibt vergleichsweise niedrig

    Die Finanzierung der Maßnahmen dürfte dem dänischen Staat keine Probleme bereiten. Trotz der umfangreichen Hilfsprogramme verfehlte der Staatshaushalt nur knapp die schwarze Null. Laut Eurostat notierte kein anderes Mitglied der Europäischen Union (EU) ein kleineres Budgetdefizit als Dänemark: -0,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Auch die Staatsverschuldung, die 2020 um knapp 28 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr stieg, gehört im Verhältnis zum BIP zur niedrigsten Verschuldung in der Gemeinschaft. Von den westlichen EU-Ländern weisen nur Luxemburg und Schweden eine geringere Verschuldung auf.


    Von Michał Woźniak | Stockholm

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