Bericht Wirtschaftsumfeld | EAWU | Außenhandel
Bangladesch will Freihandelsabkommen mit EAWU schließen
Bangladesch hat der Eurasischen Wirtschaftsunion Anfang Januar 2022 ein Freihandelsabkommen vorgeschlagen, um den Handelsumsatz von 2,6 Milliarden US-Dollar weiter zu steigern.
13.01.2022
Von Edda Wolf | Bonn
- Treffen der Arbeitsgruppe für Zusammenarbeit in Moskau
- Handelsumsatz der EAWU mit Bangladesch um 11 Prozent gestiegen
- Bangladesch will mehr Lebensmittel und Textilien in die EAWU-Länder liefern
- Bangladesch intensiviert Freihandelsgespräche mit wichtigen Partnerländern
- FTA mit Bangladesch ermöglicht Marktzugang zu südasiatischen Handelsblöcken
Eine Delegation aus Bangladesch hat Anfang Januar 2022 auf einem Besuch bei der Eurasischen Wirtschaftskommission (EWK) offiziell den Abschluss eines Freihandelsabkommens (FTA) vorgeschlagen, damit diese die Zustimmung der EAWU-Mitgliedstaaten einholen kann. Russland, Belarus, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan erzielten im Jahr 2020 einen Handelsumsatz von rund 2,6 Milliarden US-Dollar mit Bangladesch. Nach Ansicht beider Seiten kann dieser um ein Vielfaches gesteigert werden, wenn ein Freihandelspakt unterzeichnet wird.
Treffen der Arbeitsgruppe für Zusammenarbeit in Moskau
Um den bilateralen Handel voranzutreiben, hatten die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) und Bangladesch am 31. Mai 2019 in Moskau ein Memorandum über Zusammenarbeit unterzeichnet. Später wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit in 19 Bereichen (Energie, Industrie, Arzneimittel, Herstellung umweltfreundlicher Produkte, Verkehrsinfrastruktur und andere) zu verbessern.
Das erste Treffen der Arbeitsgruppe fand im November 2021 in Moskau statt. Dabei wurde die bangladeschische Delegation vom Sekretär des Handelsministeriums Noor Mohammad Mahbubul Haq geleitet, während die EWK von ihrem Minister für Integration und Makroökonomie Sergej Glaziev vertreten wurde. In der Sitzung bekundete Bangladesch Interesse am Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EAWU und die EWK regte an, diesbezüglich einen formellen Vorschlag zu unterbreiten. Dies ist jetzt erfolgt.
Handelsumsatz der EAWU mit Bangladesch um 11 Prozent gestiegen
Eurasien - vor allem Russland – ist ein wachsender Markt für Bangladesch, mit dem der bilaterale Handel erheblich zunimmt. Das bangladeschische Handelsministerium hat bereits eine Machbarkeitsstudie durchgeführt mit dem Ergebnis, dass die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit der EAWU zu einer Steigerung der Exporte führen könne. „Nachdem wir die Zustimmung der EWK erhalten haben, werden wir ein Verhandlungsteam bilden und formelle Gespräche beginnen“, erklärte ein Beamter aus Bangladesch.
EWK-Minister Sergei Glaziev stellte für die EAWU fest: „Selbst im letzten Jahr [2020] hatten wir trotz der Schwierigkeiten ein Wachstum des Umsatzes um 11 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar. Unser Handel ist ausgewogen, seine positive Dynamik lässt uns auf die weitere Nutzung gemeinsamer Wettbewerbsvorteile zählen. Ein bedeutender Teil unseres Exports besteht aus Maschinen, Geräten und Fahrzeugen - über 40 Prozent. Von bangladeschischer Seite erhalten wir hochwertige Konsumgüter: Textilien und Strickwaren, Lebensmittel, Meeresfrüchte.“ „Wir glauben, dass es durchaus möglich ist, einen Handelsumsatz von 3 Milliarden US-Dollar zu erreichen“, sagte Glaziev.
Bangladesch will mehr Lebensmittel und Textilien in die EAWU-Länder liefern
Bangladesch sieht für sich ein großes Potenzial für den Export von Tiefkühlkost, Garnelen, Strickwaren und Jutewaren in die EAWU-Länder. Im Fiskaljahr 2019-20 exportierte Bangladesch Waren im Wert von 498 Millionen US-Dollar in die EAWU-Mitgliedsländer, während die Importe von dort 1,106 Milliarden US-Dollar betrugen. Im Fiskaljahr 2020-21 sind die Exporte Bangladeschs in die EAWU auf 677 US-Dollar gestiegen (nach Angaben des Export Promotion Bureau von Bangladesch, die von den Zahlen der UN Comtrade Datenbank abweichen).
Noch wachsen die Ausfuhren jedoch nicht im gewünschten Ausmaß aufgrund fehlender Duty-Free-Möglichkeiten und der Komplexität der Direktbankgeschäfte mit Russland infolge der US-Sanktionen. Aus diesem Grund hat die Bangladesh Bank die Initiative ergriffen, um durch die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens und den Währungsaustausch mit der russischen Zentralbank eine zollfreie Exportfazilität sicherzustellen.
Bangladesch intensiviert Freihandelsgespräche mit wichtigen Partnerländern
Bangladesch plant, ab 2026 auf den Status als am wenigsten entwickeltes Land (Least Developed Country - LDC) zu verzichten. Damit verliert Dhaka den bevorzugten Marktzugang in vielen Exportdestinationen und viele Subventionen. Vor dem formellen Auslaufen des Entwicklungsland-Status intensiviert Bangladesch seine Bemühungen, mit potenziellen Handelspartnern Freihandelsabkommen (FTA) und Präferenzhandelsabkommen (PTA) abzuschließen, um eventuelle Verluste im Handel mit westlichen Staaten auszugleichen. Bangladesch hat im Dezember 2020 ein erstes bilaterales PTA mit Bhutan unterzeichnet und treibt die FTA-Gespräche mit mehreren asiatischen Ländern, darunter Indien, Indonesien, Malaysia und Sri Lanka, sowie der EAWU voran.
FTA mit Bangladesch ermöglicht Marktzugang zu südasiatischen Handelsblöcken
Außerdem ist Bangladesch Mitglied der asiatischen Handelsbündnisse SAARC und BIMSTEC. Die Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation (englisch: South Asian Association for Regional Cooperation - SAARC) umfasst Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka. Ein Freihandelsabkommen mit Bangladesch kann diese Märkte potenziell öffnen, sollte eine Beschaffungs- oder Produktionsstätte in Bangladesch errichtet werden. Dem regulatorischen Aspekt der SAARC und insbesondere den Ursprungsregeln muss Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Die Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation (BIMSTEC) umfasst Bangladesch, Bhutan, Indien, Myanmar, Nepal, Sri Lanka und Thailand. Dabei hat Thailand ein Freihandelsabkommen mit Indien und koordiniert See- und Hafenverbindungen.
Beide Handelsblöcke sind interessante Märkte für Unternehmen mit Sitz in der EAWU (besonders Russland): Die SAARC kommt auf ein BIP von 3,67 Billionen US-Dollar und einen Anteil von 21 Prozent der Weltbevölkerung. BIMSTEC erzielt ein BIP von 2,7 Billionen US-Dollar und hat einen Anteil von etwa 22 Prozent an der weltweiten Gesamtbevölkerung.
Land | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|---|---|
Russland | 690.707.687 | 904.051.232 | 894.665.512 | 991.055.768 | 895.031.526 |
Kasachstan | 36.026.255 | 45.830.769 | 48.198.546 | 34.605.786 | 30.033.045 |
Belarus | 18.079.600 | 31.784.600 | 59.025.100 | 34.218.500 | 25.453.100 |
Armenien | 11.841.981 | 13.857.586 | 19.822.837 | 16.244.293 | 12.080.065 |
SUMME | 756.655.523 | 995.524.187 | 1.021.711.995 | 1.076.124.347 | 962.597.736 |
Land | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|---|---|
Russland | 827.032.276 | 846.451.305 | 733.511.117 | 1.117.773.970 | 1.528.690.534 |
Belarus | 135.084.200 | 88.521.700 | 83.580.400 | 115.132.800 | 87.197.600 |
Kasachstan | 1.216.268 | 1.229.000 | 1.946.533 | 1.690.028 | 955.038 |
Armenien | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | 723 |
SUMME | 963.332.744 | 936.202.005 | 819.038.050 | 1.234.596.798 | 1.616.843.895 |