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Bergbausektor in Ecuador hat große Pläne
Ecuador hat sich zu einem der vielversprechendsten Bergbaustandorte in Lateinamerika entwickelt. Neue Großprojekte und bessere Rahmenbedingungen sollen das Potenzial heben.
15.09.2022
Von Janosch Siepen | Bogotá
Der Bergbau ist noch eine sehr junge Branche in Ecuador. Der Andenstaat zählt zu den am wenigsten erforschten Ländern in der Region. Doch entwickelt sich das Land mehr und mehr zu einem bedeutenden Ziel für Bergbauaktivitäten in Lateinamerika. Im vom Fraser Institute herausgegebenen Survey of mining companies 2021 hat sich Ecuador inzwischen an die erste Stelle der attraktivsten Bergbaustandorte in der Region vorgeschoben.
Die Regierung in Quito sieht den Bergbau als künftigen Wirtschaftsmotor. Schon jetzt profitiert der Sektor von hohen Weltmarktpreisen und vom Anlaufen neuer Projekte. Im Jahr 2022 werden die Bergbauexporte voraussichtlich einen Wert von 2,8 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen - 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Geht es nach dem stellvertretenden Bergbauminister Andrés Wierdak, soll der Sektor ab 2030 dem Ölexport Konkurrenz machen. Auf Erdöl entfielen 2021 fast 30 Prozent der Warenausfuhr Ecuadors.
Neue Minen und Ausbau der Infrastruktur sorgen für Schub
Um das zu erreichen, setzt Ecuador auf eine weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen, Investitionen in die Infrastruktur und private Investitionen. Die mittelfristige Projektpipeline umfasst sieben große Bergbauvorhaben mit einem Volumen von mindestens 11 Milliarden US$. Besonders weit fortgeschritten sind die Planungen für die Projekte Curipamba, La Plata und Loma Larga. Bis 2025 sollen alle drei in Betrieb sein.
Rückenwind für den Bergbau kommt in den nächsten Jahrzehnten von der Energiewende und der stark ansteigenden Nachfrage nach Kupfer. Das Bergwerk Cangrejos soll bereits 2024 erste Mengen an Kupfer- und Gold liefern. Das Kupferprojekt Cascabel gilt als eine der größten Entdeckungen im letzten Jahrzehnt und soll bis 2028 in Betrieb sein. Weitere vier potenziell große Projekte befinden sich in der ersten Exploration.
Bezeichnung | Investitionen (in Mio. US$) | Projektstand | Anmerkungen |
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Erschließung der Lagerstätte Cascabel (Gold, Silber, Kupfer) in der Provinz Imbabura | 2.746 | Vormachbarkeitsstudien sollen bis Ende 2022 fertiggestellt sein; letzte Machbarkeitsstudie wird 2023 abgeschlossen; geplanter Baubeginn: Ende 2024 | Bergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 358.000 Unzen Gold, 1 Mio. Unzen Silber und 132.000 Tonnen Kupfer; Investor: Exploraciones Novomining (SolGold) |
Erschließung der Gold- und Kupfermine Cangrejos (Provinz El Oro) | 1.000 | Ergebnisse der Vormachbarkeitsstudien 2023 erwartet; geplanter Beginn der Bau- und Erschließungsarbeiten 2024 | Bergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 20.865 Tonnen Kupfer und 366.000 Unzen Gold; Investor: Odin Mining del Ecuador (Lumina Gold) |
Cóndor (Zamora) | 657 | Explorationsbohrungen im nördlichen Teil des Projekts | Vier Lagerstätten mit diversen Konzessionen und einer jährlichen Kapazität von 187.000 Unzen Gold und 758.000 Unzen Silber; Investor: FJTX Exploration, Bestminers Ecuador, Condormining Corporation (Luminex Resources), Seguridad Social de las Fuerzas Armadas (ISSFA) |
Sigchos (Cotopaxi) | 423 | Fortgeschrittene Explorationsphase | Gold- und Kupferprojekt mit drei Konzessionen; Träger: Empresa Nacional Minera (Enami) |
Unacota (Cotopaxi) | 352 | Frühe Explorationsphase | Knapp 3.000 Hektar großes Kalksteinprojekt; Träger: Empresa Nacional Minera (Enami) |
Loma Larga (Azuay) | 316 | Genehmigungen des Projekts für rechtens erklärt, doch Zustimmung der lokalen Gemeinden notwendig, danach Betrieb geplant | Bergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 172.118 Unzen Gold, 1.129.230 Unzen Silber und 3.361 Tonnen Kupfer; Investor: Dundee Precious Metals |
Curipamba – El Domo (Bolívar) | 248 | Umweltlizenz und offizielle Bauentscheidung für 2022 vorgesehen; geplanter Baubeginn ab Mitte 2023, Betrieb ab 2024 | Bergwerk für Kupfer, Blei, Zink, Gold und Silber; Investor: Curimining (Adventus Mining, Salazar Resources) |
Llurimagua (Imbabura) | 131 | Vormachbarkeitsstudien; Betrieb ab 2024 geplant; in der Vergangenheit Spannungen zwischen ecuadorianischem und chilenischem Staatsunternehmen | Kupferbergwerk mit einer jährlichen Kapazität von 210.000 Tonnen; Träger: Empresa Nacional Minera (Enami), Corporación Nacional del Cobre de Chile (Codelco) |
Investitionen in neue Bahnstrecken und Hafeninfrastruktur
Eine Schlüsselfunktion spielt der Ausbau der Infrastruktur. Eine Schienenverbindung für 4 Milliarden US$, um Bergbauprodukte aus dem Osten des Landes an die Pazifikküste zu transportieren, ist langfristig eine Priorität. Vormachbarkeitsstudien laufen bereits.
Eine Pipeline für mit Wasser vermengtes Kupferkonzentrat vom Cascabel-Projekt zum Hafen Esmeraldas steht auf der Agenda. Auch die Häfen selbst sollen in Zukunft ausgebaut werden, darunter in Machala.
Beobachtern zufolge sucht das Land Ingenieursexpertise, um die Vorhaben umzusetzen. Gerade Metallurgen, Anlagenbauer und Spezialisten für die Beseitigung von Bergbaurückständen würden gesucht.
Diverse Standortvorteile helfen
Der Bergbau ist der viertgrößte Exportsektor Ecuadors. Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in den Sektor sind in den jüngsten Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2020 stand die Branche auf Platz eins bei den FDI-Zuflüssen.
Die Branche ist noch sehr jung, erst wenige große Firmen sind im Markt. Ecuador zählt bisher lediglich zwei Großminen, die Kupfermine Mirador und das Goldprojekt Fruta del Norte.
Der Andenstaat ist geologisch noch wenig erkundet. Allerdings macht das Bergbauministerium schon jetzt acht Gebiete mit hohem Potenzial aus. Mindestens fünf Lagerstätten gelten als Weltklasse. Standortvorteile des Landes sind die hohen Erzgehalte der erforschten und vermuteten Vorkommen und niedrige Strompreise.
Neues Bergbaukataster und Konzessionen
In der Vergangenheit hat die Regierung bereits mehrere Steuervorhaben umgesetzt, um den Sektor attraktiver für Investoren zu machen. Präsident Guillermo Lasso will die Rahmenbedingungen weiter verbessern, er gilt als bergbaufreundlich. Allerdings hat Lasso im Kongress keine Mehrheit. So kann er seine Reformen nur durch Anpassung von Richtlinien und durch Dekrete umsetzen.
Dabei sorgte das Dekret 151 von 2021 für den Startschuss einer neuen Bergbaupolitik. Mit dem Dekret wurden die Rahmenbedingungen für den Sektor stärker formalisiert. Dies führte zu mehr Rechtssicherheit und Effizienz. Laut dem Bergbauministerium möchte Ecuador die Vergabeverfahren künftig attraktiver für ausländische Investoren machen. Zudem will die Regierung Bergbauverträge und Absprachen mit lokalen Gemeinden besser regulieren.
Das Ministerium arbeitet außerdem an einem Bergbau-Cluster, um Richtlinien zur Stärkung der Branche zu entwickeln. Finanzielle Unterstützung erfährt Ecuador dabei von der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Im Dezember 2022 wird das Land das Minenkataster neu aufsetzen. Dieses soll moderner und sicherer sein. Auch werden dann weitere Konzessionen vergeben. Dabei wird sich zeigen, wie viel Interesse am ecuadorianischen Bergbau besteht, sagen Branchenkenner.
Soziale Konflikte bergen Investitionsrisiken
Themen wie Sicherheit, Korruption und Zahlungsausfälle stellen in Ecuador Risiken dar. Auch die soziale Lage ist angespannt. Nach mehrwöchigen Protesten im Juni 2022 verhandelten die Regierung und indigene Gemeinden erste Vereinbarungen. Diese sehen Schutzgebiete vor, in denen Bergbau verboten ist. Die genaue Definition dieser Gebiete dürfte sich allerdings komplex gestalten, so Fachleute. Indigene Gemeinden wollen das Dekret 151 aufheben, da es die Ausweitung des Bergbaus fördere. Auch die Regelung bezüglich der Absprachen mit lokalen Gemeinden bei Projekten ist umstritten. Landeskenner gehen davon aus, dass das politische Klima auch in Zukunft instabil bleibt.
Zusätzlich dauern Genehmigungsverfahren bisher noch recht lange, auch die rechtliche Sicherheit fehle oft, so Experten. Ein Urteil des Verfassungsgerichts im Dezember 2021 hatte Kritik aus dem Bergbausektor auf sich gezogen. Die Richter hatten das Projekt Río Magdalena gestoppt, da es sich zum Teil in einem Waldgebiet befand. Allerdings hatte der Investor bereits die entsprechenden Lizenzen erhalten. Branchenvertreter bezeichneten das juristische Vorgehen als politisch motiviert. In der Vergangenheit sorgten auch Volksabstimmungen gegen Bergbau und Gemeindeentscheidungen, Kantone bergbaufrei zu erklären, für Unmut in der Industrie.
Bezeichnung | Anmerkung |
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Ecuadorianisches Ministerium für Energie und Bergbau | |
Verband der Bergbauingenieure von Ecuador | |
Bergbaukammer von Ecuador | |
Geologisches und Energieforschungsinstitut |