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Inter-Amerikanische Entwicklungsbank verkündet neue Rekorde
Die Bank stellte im vergangenen Jahr Finanzierungen in Höhe von 23,4 Milliarden US-Dollar für die Länder in Lateinamerika und der Karibik bereit.
07.04.2022
Von Martin Walter | Bonn
Die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB) hat während ihrer Jahrestagung die Ergebnisse des Jahres 2021 vorgestellt. Die Direktoren der Bank und die Vertreter der Anteilseigner aus den 48 Mitgliedsländern trafen sich vom 28. März bis 1. April 2022 zu der virtuellen Tagung. Niels Annen, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), vertrat Deutschland beim Treffen der Gouverneure. Am Ende des Treffens beschlossen sie den Fahrplan für ein neues und zukunftsfähiges Geschäftsmodell der Bank.
Die IDB ist die größte Entwicklungsbank in Lateinamerika und der Karibik und dort auch der wichtigste Investor. Ihr Ziel ist die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region. Dafür finanziert die Bank Entwicklungsprojekte, etwa in den Bereichen Transportinfrastruktur oder Energie- und Wasserversorgung. Bei der Durchführung der Projekte werden die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international ausgeschrieben. Deutsche Unternehmen können sich bewerben, Aufträge gewinnen und in neue Märkte einsteigen.
Rekordergebnisse bei Finanzierungen in allen Bereichen
Lateinamerika und die Karibik haben sich im Jahr 2021 nach dem historischen Wirtschaftseinbruch aufgrund der Corona-Pandemie wieder etwas erholt. Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) schätzt das Wirtschaftswachstum der Region für 2021 auf 6,2 Prozent.
Die IDB und ihr privatwirtschaftlicher Arm, IDB Invest, mobilisierten zur wirtschaftlichen und sozialen Unterstützung der Region im Jahr 2021 Mittel in Höhe von 23,4 Milliarden US-Dollar (US$). Auf IDB Invest entfielen davon 9,3 Milliarden US$, mehr als jemals zuvor. Die Mittel setzten sich aus staatlich garantierten Krediten, einschließlich Zuschüssen, und finanziellen Zusagen des Privatsektors zusammen. Die größten Kreditnehmer der Bank sind Brasilien, Argentinien und Kolumbien.
Bei der Pandemiebekämpfung halfen die Finanzierungen den Ländern, Impfstoffe zu kaufen und den Zugang zu Krediten zu verbessern, damit kleine und mittlere Unternehmen die Krise überleben und Arbeitsplätze erhalten bleiben.
„In diesem Jahr haben wir gezeigt, wie eine IDB des 21. Jahrhunderts die Länder in die Lage versetzen kann, unvorstellbare Herausforderungen zu bewältigen. Die Pandemie eröffnete aber auch historische Wachstumschancen, insbesondere in Bereichen wie Digitalisierung, Nearshoring und Lieferketten", sagte IDB-Präsident Mauricio Claver-Carone.
Unterstützung für regionale Lieferketten
Zur Aufrechterhaltung und Stärkung regionaler Lieferketten genehmigte die IDB 2,3 Milliarden US$ an finanzieller Unterstützung. Das ist mehr als das Doppelte als in den Jahren vor der Pandemie. Die Länder sollen dank der Hilfen mehr Waren und Dienstleistungen ausführen und mehr ausländische Direktinvestitionen anziehen. Zu den geförderten Branchen gehörten beispielsweise der Halbleitersektor in Costa Rica und die Textilindustrie in den anderen zentralamerikanischen Ländern.
Mehr Geld für Klimafinanzierung
Für Klimafinanzierung bewilligte die IDB rund 4,5 Milliarden US$, den bisher höchsten Betrag in einem Jahr. Die Bank strebt an, ihre Operationen bis 2023 vollständig auf das Pariser Klimaabkommen abzustimmen und in den nächsten vier Jahren 24 Milliarden US$ für Klima- und Umweltfinanzierung bereitzustellen.
Verwaltungsräte beschließen Fahrplan für ein neues Geschäftsmodell
Die Verwaltungsräte von IDB und IDB Invest haben auf der Tagung einen Fahrplan für eine Reihe von institutionellen Reformen der Bank genehmigt. Sie haben außerdem einen Vorschlag für eine Kapitalerhöhung bei IDB Invest in Auftrag gegeben. Die Bank wird das neue Geschäftsmodell in den nächsten sechs Monaten entwickeln und den Verwaltungsräten im Herbst 2022 zur Genehmigung vorlegen. Einige Anteilseigner hatten bereits auf der Tagung 2021 gefordert, dass die Bank die regionalen Herausforderungen sowie ihre eigene Rolle und institutionelle Struktur analysiert.
„Unser Rekordjahr 2021 hat gezeigt, wie die IDB ihre Bilanz optimieren und Ressourcen mobilisieren kann", betonte Claver-Carone auf der Versammlung. Die vorgeschlagenen Reformen sollen die IDB in die Lage versetzen, inklusives und nachhaltiges Wachstum zu beschleunigen. Die Bank soll besser auf soziale Herausforderungen eingehen, den privaten Sektor effektiver stärken sowie den Klimawandel und die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ehrgeiziger bekämpfen.
Deutsche Unternehmen können Aufträge gewinnen
Über die Finanzierung der IDB werden jedes Jahr rund 20.000 Verträge zur Erbringung von Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen abgeschlossen. Die Aufträge können an Unternehmen, Organisationen und Experten aus den Mitgliedsländern der Bank - unter anderem Deutschland - vergeben werden. Dabei ist zu beachten, dass die Kreditnehmerländer die Projekte durchführen und verwalten. Verantwortlich kann dann etwa das argentinische Transportministerium oder ein kommunaler Wasserversorger in Kolumbien sein.
Interessierte Firmen sind gut beraten, die Länderstrategien der Bank zu kennen und sich frühzeitig über neue Projekte zu informieren. Anhand der Schwerpunkte können Unternehmen für sie besonders interessante Felder identifizieren. Viele Projekte finanziert die IDB in den Bereichen Wasser- und Energieversorgung sowie Transportinfrastruktur. Eine gute Vernetzung mit den Durchführungsorganisationen im Projektland und mit dem örtlichen IDB-Büro ist bei der Geschäftsanbahnung ebenfalls wichtig .
Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der IDB.