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Branche kompakt | Frankreich | Maschinenbau

Maschinenbau kommt aus der Krise

Der Maschinenbau lässt die Krise von 2020 langsam hinter sich. Lieferengpässe machen den Firmen zu schaffen, während Investitionshilfen die Maschinennachfrage antreiben. 

Von Peter Buerstedde | Paris

  • Markttrends

    Engpässe bei Vorstoffen haben der kräftigen Erholung nach dem Kriseneinbruch 2020 einen Dämpfer erteilt. Konjunkturhilfen stützen den Maschinenabsatz.

    Der Maschinenbau in Frankreich erlitt 2020 in der Krise einen starken Umsatz- und Produktionseinbruch. Die Regierung hatte Mitte März eine strikte Ausgangssperre zur Eindämmung der Pandemie erlassen. Viele Firmen stellten daher kurzfristig die Produktion ein und benötigten einige Wochen, um die Fabriken wieder hochzufahren.

    Nach saisonbereinigten Daten des Statistikamts Insee ist die Produktion im Maschinenbau 2020 um 12,3 Prozent gefallen und die Umsätze um 11,5 Prozent. Dabei erlitten die Auslandsumsätze mit -12,5 Prozent einen deutlicheren Rückgang als die Inlandsumsätze mit -10,7 Prozent. Nach Angaben des Maschinenbauverbandes FIM (Fédération des Industries Mécaniques) sind die Exporte 2020 mit 46,6 Milliarden Euro um 12 Prozent zurückgegangen.

    Die Umsätze haben sich ab Mitte 2020 schnell wieder erholt. Die Auslandsumsätze liegen in den ersten vier Monaten 2021 noch um 6,8 Prozent niedriger als im selben Zeitraum 2019, während die Umsätze im Inland dem Vorkrisenniveau nur um 2,7 Prozent hinterherhinken.

    Unternehmen halten in der Krise an Investitionen fest

    Die Produktion hat 2020 eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Auf eine kräftige Erholung ab Juni 2020 folgte eine uneinheitliche Entwicklung je nach Segment. Insgesamt lag die Produktion (saisonbereinigt) in den ersten fünf Monaten 2021 zwar um 22,2 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum, aber um 4,7 Prozent niedriger als im selben Zeitraum 2019.

    Nach Einschätzung einiger Verbände waren die Unternehmen 2020 zunächst von einer kurzen Coronakrise ausgegangen und hatten daher an ihren Investitionsplänen festgehalten. Die Bruttoanlageinvestitionen sind 2020 mit -8,6 Prozent etwa so stark gefallen wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit -7,9 Prozent. Dies gilt als relativ günstige Entwicklung. Nach der Krise von 2009 waren die Investitionen dreimal so stark zurückgegangen im Vergleich zum BIP.

    Hinzu kam das staatliche Konjunkturpaket France Relance, das ab Mai 2020 umgesetzt wurde. Dieses umfasst zahlreiche Projektaufrufe für die Industrie mit Subventionen für die Modernisierung und Digitalisierung der Produktion. Die Regierung stockte die Fördermittel 2021 auf, da einige Programme so stark abgerufen wurden. Diese Hilfen treiben weiter die Unternehmensinvestitionen an.

    Lieferengpässe machen Maschinenbauern zu schaffen

    Die weitere Entwicklung der Umsätze und der Produktion hängt von den Auswirkungen der Engpässe und Preissteigerungen bei zahlreichen Vorstoffen ab und auch von der uneinheitlichen Erholung verschiedener Abnehmerbranchen. Der Verband FIM hatte im Februar gewarnt, dass aufgrund von Lieferengpässen, langen Lieferfristen und steigenden Preisen einige Betriebe schließen könnten. Dies betrifft vor allem Stahl, aber auch Halbleiter. Der Anteil der Unternehmen in der Kfz-Industrie, die Nachschubprobleme erleiden, ist im 2. Quartal 2021 stark angestiegen.

    Aber auch der Maschinenbau, der gemeinsam mit den Herstellern von Elektronik und IT-Ausrüstungen geführt wird, leidet unter Lieferengpässen. So hat der Landmaschinenverband Axema (Union des Industries de l'agroéquipment) Ende Mai 2021 vermeldet, dass 75 Prozent der Mitgliedsfirmen Nachschubprobleme haben, vor allem von Stahl, Elektronikkomponenten und hydraulischen Teilen. Eine zeitweise Unterbrechung der Produktion sehen 13 Prozent als unausweichlich.

    Der Verband der Agrarmaschinenhändler Sedima beklagte Ende Juni immer längere Lieferfristen und steigende Preise seitens der Hersteller. Anfang Juli 2021 vermeldeten einige Industrieunternehmen in Frankreich ein allmähliches Abflauen der Lieferengpässe. Höhere Preise heben die Umsätze an, aber könnten die Ertragslage der Maschinenbauer schwächen.

    Nachfrageaussichten günstig

    Die Nachfrage dürfte sich weiter gut entwickeln. Nach einer Umfrage des Statistikamts Insee vom April 2021 will die Industrie 2021 ihre Investitionen um 9,7 Prozent steigern. Im Januar 2021 hatte eine Umfrage ebenfalls ein Plus von 9,7 Prozent ergeben.

    Die Landwirtschaft ist weiter in einem Modernisierungszyklus und profitiert von steigenden Preisen und staatlichen Investitionshilfen. Automobil- und Luftfahrtindustrie erholen sich langsam. Airbus hat Mitte Juni 2021 angekündigt, die Produktion wieder sukzessive hochfahren zu wollen, zunächst monatlich von 40 Flugzeugen des wichtigsten Modells A320 auf 45 gegen Jahresende.

    Im Bausektor entwickelt sich der Tiefbau Mitte 2021 besser als der Hochbau, der schwächelt, weil in der Krise weniger Baugenehmigungen ausgestellt worden sind. Auch gibt es weiter starke Engpässe bei Baumaterialien, vor allem bei Bauholz.

    Die Lieferengpässe zeigen sich auch bei den Auslastungsgraden der Automobilindustrie, die seit März 2021 wieder zurückgefallen sind. Andere Sektoren wie Chemie, Nahrungsmittel und auch der Maschinenbau erreichen im Mai und Juni 2021 wieder höhere Auslastungsgrade als in den jeweiligen Monaten des Vorkrisenjahres 2019.

    Maschinenabsatz profitiert von staatlichen Fördermaßnahmen

    Der Absatz von Maschinen und Ausrüstungen profitiert von Förderprogrammen im Rahmen des im September 2020 lancierten Konjunkturpakets France Relance. Ein Programm zielt auf die Relokalisierung von Industrien in fünf Sektoren (Gesundheit, Nahrungsmittel, Elektronik, Telekommunikation und Chemie) sowie für wichtige Vorstoffe ab. Dabei kann sowohl die Modernisierung als auch die Ausweitung der Produktion gefördert werden. Hier sind nach Angaben der Regierung bis Mitte 2021 etwa 1.000 Anträge eingegangen und 351 sind bereits ausgewählt worden mit 638 Millionen Euro an Subventionen.

    Für die Digitalisierung in der Industrie sind von 9.425 Anträgen 7.184 Vorhaben positiv beschieden worden. Der Rest soll bis August folgen. Beide Programme hatten mehr Zuspruch erfahren als erwartet und die Regierung hatte die Fördergelder Anfang 2021 aufgestockt. Für Projekte zur Rückführung des CO2-Ausstoßes in der Industrie werden bisher 81 Projekte subventioniert, mit Gesamtinvestitionen von 740 Millionen Euro.  

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Branchenstruktur

    Frankreich ist ein wichtiger Standort für US-amerikanische und deutsche Maschinenbauer.

    Die französische Maschinenbauindustrie stand 2020 mit 57,5 Milliarden Euro Umsatz weltweit an siebter Stelle nach China, USA, Deutschland, Japan, Italien und Südkorea. Vor allem die Bereiche Hebetechnik, Landmaschinen, Kühltechnik, Pumpen und Turbinen spielen mit etwa 50 Prozent des Produktionswerts eine wichtige Rolle. Der Maschinen- und Anlagenbau in Frankreich konzentriert sich auf den Norden und Osten des Landes mit den Regionen Auvergne-Rhône-Alpes um Lyon, Ile-de-France (Großraum Paris), Pays-de-la-Loire, Hauts-de-France und Grand Est.

    Maschinenbau in Frankreich (Daten für 2020)

    Unternehmen: 15.680
    Mitarbeiter: 240.120
    Umsatz: 57,5 Mrd. Euro
    Exportanteil: 38,7%


    Quelle: Maschinenbauverband FIM


    Nach Informationen des Maschinenbauverbandes FIM (Fédération des Industries Mécaniques) lag Frankreich 2020 im Maschinenbau unter den wichtigsten Exportländern auf Position 6 nach China, USA, Japan, Deutschland und Italien. Der Exportanteil an den Umsätzen der Hersteller lag 2020 bei 38,7 Prozent. Er ist damit gegenüber 2019 (42,8 Prozent) durch den stärkeren Einbruch der Exporte im Vergleich zu den Inlandsumsätzen deutlich zurückgefallen.

    Bedeutender Standort für US-amerikanische und deutsche Firmen

    Auch wenn der Maschinenbau in Frankreich weniger exportorientiert ist als in Deutschland, liegt der Exportanteil einiger Unternehmen deutlich höher als der Durchschnitt. So ist Frankreich seit Jahrzehnten ein wichtiger Standort für US-amerikanische und auch für deutsche Maschinenbauer. Sie beliefern von Frankreich aus vielfach ihre Fabriken in anderen europäischen Ländern.

    In der Produktion gab es in den vergangenen zehn Jahren leichte Verschiebungen, obwohl sie nach Daten des Insee insgesamt etwa stabil geblieben ist. Die Turbinenproduktion war zunächst bis 2015 stark angestiegen, aber vor der Krise wieder etwa auf das Niveau von vor zehn Jahren zurückgefallen. Hintergrund ist hier der Nachfrageeinbruch nach Gasturbinen und der Rückgang der Produktion durch General Electric am Standort Belfort, den das Unternehmen 2015 von der französischen Firma Alstom übernommen hatte. Die Produktion von Hebetechnik und auch von Kältetechnik war bis vor der Krise stetig angestiegen. 

    Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Frankreich (in Millionen Euro, Veränderung und Marktanteil in Prozent)

    Sparte (Nace-Code)

    Jahr 2019

    Veränderung 2019/2018

    Marktanteil

    Hebezeuge und Fördermittel (2822)

    5.600

    3,6

    14,7

    Land- und forstwirtschaftliche Maschinen (2830)

    4.535

    4,1

    11,9

    Kälte- und lufttechnische Erzeugnisse, nicht für den Haushalt (2825)

    4.191

    3,2

    11,0

    Pumpen und Kompressoren (2813)

    2.932

    -0,7

    7,7

    Verbrennungsmotoren und Turbinen, ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeuge (2811)

    2.683

    -4,0

    7,0

    Sonstige nicht wirtschaftszweigspezifische Maschinen (2829)

    2.661

    -4,9

    7,0

    Lager, Getriebe, Zahnräder und Antriebselemente (2815)

    2.179

    -4,5

    5,7

    Quelle: Insee 2021

    Starke ausländische Präsenz bei Landmaschinen, Hebetechnik und Kühltechnik

    Bei Landmaschinen unterhalten AGCO (USA) in Beauvais, Claas in Le Mans und Kubota (Japan) in Bierne Traktorfabriken in Frankreich. Hinzu kommen weitere wichtige Branchenfirmen wie John Deere aus den USA sowie Kuhn und Pellenc aus Frankreich. In der Hebetechnik produzieren unter anderem Manitou (Frankreich), Kion (Fenwick-Linde und Still), Manitowoc (USA) und Kone (Finland) im Land. In der Kälte- und Luftechnik unterhalten Carrier (USA), Cryostar (Linde Gruppe), Danfoss (Dänemark) und Liebherr (für Flugzeuge) Fabriken. Auch die deutschen Pumpenhersteller KSB und Wilo produzieren in Frankreich. Wichtige Hersteller von Lagern und Getrieben sind NTN-SNR (Japan) und SKF (Schweden).

    Französische Maschinenbauer sind kleiner als die Ableger multinationaler Hersteller und sind häufig auf Nischen spezialisiert. Wie in Deutschland handelt es sich oftmals um regional stark verankerte Familienunternehmen. Weltmarktführer ist etwa die Firma Sidel bei Fabrikationsanlagen für PET-Flaschen, Lectra bei Schneidemaschinen für Textilien oder Leder. Exel Industries ist international die Nummer eins für das Versprühen von Pflanzenschutzmitteln. Monnot baut unter anderem Maschinen für die Herstellung von Weinfässern und ist hier weltweit führend. MAF RODA ist Weltmarktführer bei integrierten Anlagen zur Sortierung und Verpackung von Früchten und Gemüse. Die Firma Manitou ist stark in der Hebetechnik und Mecatherm ein führender Hersteller von Brotbackanlagen.

    Wichtigste Maschinenbauunternehmen in Frankreich (Umsatz in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    Unternehmen

    Umsatz 2019 

    Umsatz 2020 

    Veränderung 2020/2019 

    John Deere

    1.496

    1.401

    -6,3

    GE Energy Products France

    1.137

    k.A.

    k.A.

    Manitou

    1.527

    1.098

    -28,1

    AGCO

    857,0

    k.A

    k.A.

    Sidel Blowing & Services

    873,9

    842,7

    -3,6

    NTN-SNR Roulements

    911,5

    811,0

    -11,0

    Claas Tractor

    755,3

    k.A.

    k.A.

    Kuhn

    739,3

    688,7

    -6,8

    SKF France

    785,6

    675,1

    -14,1

    Liebherr France

    626,2

    k.A.

    k.A.

    Quelle: BFM Verif 2021


    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Rahmenbedingungen

    Im gemeinsamen Markt gelten in Frankreich grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen wie in Deutschland.

    Für die Sicherheit von Maschinen gilt die per Dekret Nr. 2008-1156 vom 7. November 2008 in nationales Recht überführte EU-Richtlinie 2006/42/EC. Die französische Normungsorganisation ist der Verband Association Française de Normalisation.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Frankreich

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Fédération des Industries Mécaniques (FIM)

    Maschinenbau-Dachverband

    Syndicat des machines et technologies de production (Symop)

    Verband für Produktionstechnik

    Union des Industriels de l'Agroéquipement (Axema)

    Verband für Agrarmaschinen

    Le Syndicat des Industriels de la Mécatronique (Artema)

    Verband für Mechatronik

    Evolis

    Verband für die Ausrüstung von Bau, Infrastruktur, Metallurgie und Bergbau

    Usine Nouvelle

    Zeitschrift für Industrie

    Mécasphere

    Monatsmagazin der FIM

    Global Industrie

    Fachmesse für Industrie, im Wechsel in Paris und Lyon

    Von Peter Buerstedde | Paris

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