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Deutsche Wettbewerbsposition | Frankreich

Der verlässliche Markt nebenan

Frankreich ist für Deutschland nicht mehr der wichtigste Exportmarkt. Angesichts großer Unsicherheit in globalen Lieferketten ist das Land jedoch ein Hort der Stabilität.

Von Peter Buerstedde | Paris

Frankreich war für deutsche Exporteure jahrzehntelang das wichtigste Zielland. Das änderte sich im Jahr 2014 als die USA und 2020 auch China an Frankreich vorbeizogen. Als drittwichtigstes Zielland deutscher Exporte ist Frankreich aber nach wie vor ein bedeutender Markt. Mit 68 Millionen zumeist kaufkräftigen und anspruchsvollen Endverbrauchern sowie Industriekunden, die deutsche Produkte kennen und schätzen, ist das Land weiterhin für viele deutsche Anbieter der größte Absatzmarkt.

Viele Unternehmen aus Deutschland sind seit Jahrzehnten sowohl im Handel als auch mit Fabriken im Land vertreten. Frankreich ist ein Markt, der mit den Umwälzungen durch Klimawandel und Digitalisierung neue Absatzmöglichkeiten eröffnet. Trotz viel beschworener Unterschiede sind die Wirtschaftsstrukturen Deutschlands und Frankreichs ähnlich und die wirtschaftlichen Verflechtungen sehr eng.

Sie dürften sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Für gleiche Herausforderungen wie Demografie, Digitalisierung, Energie- und Klimawende sucht Frankreich gleiche Lösungen und wird daher ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Produkte bleiben. Gleichzeitig führt die wachsende Unsicherheit in globalen Lieferketten zum Teil zu einer Neuausrichtung und einer stärkeren Regionalisierung von Lieferbeziehungen. Des Weiteren verfolgt Frankreich eine aktive Reindustrialisierungspolitik. Französische Firmen dürften dabei stark auf deutsche Zulieferungen zurückgreifen.

Frankreich auf einen Blick

Frankreich importierte 2020 laut Eurostat Waren im Wert von 172,2 Milliarden Euro, davon stammten 17,4 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 3 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Frankreich exportierte 2020 Waren im Wert von 62,2 Milliarden Euro. 14,6 Prozent davon gingen nach Deutschland – Rang 5 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Ernst & Young waren 2020 rund 2.500 deutsche Unternehmen in Frankreich ansässig, hauptsächlich in der Hauptstadtregion, dem Osten des Landes und im Großraum Lyon. Damit stellen deutsche Firmen etwa 320.000 Arbeitsplätze im Land.

Deutschland ist nicht mehr Hauptlieferland

Deutschland hat seine Position als wichtigstes Lieferland in den letzten Jahren abgeben müssen, obwohl deutsche Exporte bis zur Coronakrise stetig gestiegen sind. Die stärkere Konjunkturentwicklung in den USA und vor allem in China in den vergangenen zehn Jahren hat zu einem kräftigen Anstieg der deutschen Lieferungen in diese Märkte geführt. Die Coronapandemie und der strikte Lockdown in Frankreich ab März 2020 hatten den Handel mit Deutschland stark gedrosselt. China hingegen konnte durch eine wirkungsvolle Epidemiebekämpfung den Handel schnell wieder ausweiten und auf hohem Niveau fortsetzen.

Enger Austausch zwischen den Nachbarländern

Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Nachbarländern sind vielfältig und eng. Bei den wichtigen Güterkategorien Chemie, Kfz sowie Flugzeugbau spielt der Handelsaustausch zwischen verschiedenen Niederlassungen großer Industriekonzerne eine wichtige Rolle, weil deutsche Unternehmen auch Fabriken in Frankreich unterhalten. Dies wird besonders deutlich im Falle des europäischen Konzerns Airbus, wo Teile im Rahmen der Flugzeugproduktion mehrfach Grenzen innerhalb der Europäischen Union überschreiten. Gleichzeitig ist Frankreich in vielen Maschinenkategorien der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer. Diese Lieferketten haben sich in den letzten Jahren verstärkt und sollten sich im Zuge der Regionalisierung weiter positiv entwickeln. Zum Teil werden sich die Handelsbeziehungen durch die Elektrifizierung der Automobilindustrie verändern.

Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

Chemische Erzeugnisse2)

1

Deutschland

21,0

19,0

20,0

2

Belgien

13,4

17,7

14,7

3

Niederlande

9,5

9,1

10,4

Maschinen3)

1

Deutschland

26,5

27,1

22,2

2

USA

19,6

11,2

13,0

3

Italien

12,8

13,0

11,5

Kfz- und -Teile4)

1

Deutschland

31,3

30,9

24,5

2

Spanien

25,6

18,3

16,6

3

Belgien

9,6

6,4

8,1

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Frankreich; 2) SITC-Position 5; 3) SITC-Positionen 71 bis 74; 4) SITC-Gruppe 78Quelle: Eurostat 2021

Frankreich ist für Deutschland kein Lieferant seltener oder eingeschränkt verfügbarer Rohstoffe. Dennoch sind die bilateralen Lieferketten für beide Seiten sehr wichtig, vor allem innerhalb der eng verknüpften Branchen Flugzeugbau und Kfz-Industrie. So beliefern etwa große französische Kfz-Teilezulieferer vornehmlich deutsche Premium-Kfz-Hersteller. Diese engen Beziehungen dürften im Rahmen der Elektrifizierung der Kfz-Industrie und der Klimawende im Flugzeugbau weiter eine wichtige Rolle spielen.

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