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Interview | Griechenland | Rohstoffsicherung

"Wir leisten einen Beitrag zur Autonomie bei Gallium in der EU"

In Griechenland wird eine Galliumproduktion entstehen. Der Mischkonzern METLEN plant hierfür ein Millionenprojekt. Auch für Deutschland gibt es große Pläne.

Von Michaela Balis | Athen

Im Interview mit Germany Trade & Invest spricht der Geschäftsführer der Metallurgie von METLEN Energy & Metals, Dimitris Stefanidis, über die Investitionspläne des Unternehmens. Der griechische Konzern ist sowohl in der Metallverarbeitung als auch in der Energiebranche international tätig ist. Mitte Januar 2025 kündigte das Unternehmen eine Investition von rund 300 Millionen Euro für die erste und bisher einzige Galliumproduktion in Griechenland an. Das Projekt gehört zu den 47 ersten strategischen Projekten, die die Europäische Kommission im Rahmen der EU-Verordnung über kritische Rohstoffe am 25. März 2025 ausgewählt hat.

Dimitris Stefanidis,Galliumproduktion in Griechenland Dimitris Stefanidis,Galliumproduktion in Griechenland | © D Karatzaferi - Metlen Energy & Metals

Herr Stefanidis, METLEN Energy & Metals will eine Galliumproduktion aufbauen. Können Sie das Projekt näher beschreiben?

Wir planen ab 2028 mit der Produktion an den Start zu gehen. Ab diesem Zeitpunkt wollen wir jährlich etwa 50 metrische Tonnen Gallium aus der Aluminiumproduktion der Bauxitvorkommen in Agios Nikolaos in Zentralgriechenland gewinnen. 

Das Investitionsvorhaben beläuft sich auf 300 Millionen Euro. Es umfasst neben der Erschließung und Exploration neuer Bauxitvorkommen auch den Bau neuer Gebäude und die Anschaffung von Maschinen, sowohl für die Gewinnung von Gallium als auch für die Steigerung der Produktionskapazität von Aluminiumoxyd. Ein Teil der Investition fließt in die Infrastruktur: Der Hafen am Produktionsort und das Straßennetz sollen ausgebaut und modernisiert werden. Demnach wird die neue Anlage energetisch nachhaltiger sein und somit den CO2-Ausstoß verringern. Wir haben die Aufnahme unserer Investition in das Gesetz über strategische Investitionen beantragt, um Anspruch auf staatliche Fördermittel zu haben.

Wie kam es zu dieser Investitionsentscheidung?

China ist der wichtigste Lieferant von Gallium. Als das Land Mitte des Jahres 2023 verkündete, die Exporte dieses weltweit gefragten Rohstoffs zu verringern, sahen wir darin eine Chance. Die jährliche europäische Nachfrage nach Gallium liegt bei 40 bis 50 metrischen Tonnen. Dabei sind die Unternehmen zu 90 Prozent von China abhängig. Das wollen wir ändern.

Kann METLEN China auf dem europäischen Markt ersetzen?

Wir können den Bedarf der Europäischen Union an Gallium decken. Dafür sind wir in der Lage 50 metrische Tonnen dieses kritischen Rohstoffs pro Jahr zu liefern und garantieren die Versorgungssicherheit der europäischen Industrie. Die EU-Kommission hat diese Investition mit dem STEP-Gütesiegel für hochwertige Projekte ausgezeichnet, da METLEN einen wichtigen Beitrag zur Autonomie der EU bei kritischen Rohstoffen leisten kann.

Wo wird Gallium eingesetzt? Warum ist dieser Rohstoff so wichtig? 

Es ist eines der seltensten und strategisch wichtigsten Metalle, die in der Entwicklung von Spitzentechnologien wie Halbleiter, Solarmodule, Smartphones, Computerchips und LED-Anwendungen zum Einsatz kommen. Außerdem ist es auch ein Grundstoff für Luft-, Raumfahrt- und Rüstungstechnologien.

In welche Länder planen Sie Gallium zu exportieren? 

Unsere Investition weckte internationales Interesse. Auf europäischer Ebene sind vorrangig in Deutschland, Frankreich und Italien führende Spitzentechnologieunternehmen auf dieses seltene Metall angewiesen. Außerdem prüfen wir unsere Chancen auch auf anderen Märkten, beispielsweise in Nordamerika und Asien. Auch dort wird die Galliumnachfrage aufgrund der rapiden technologischen Entwicklung in den nächsten Jahren ansteigen. Wir passen unsere Dynamik und Strategie an den Markt und seine Bedürfnisse an. 

METLEN Energy & Metals will außerdem nach Deutschland expandieren und dort investieren? Gibt es schon konkrete Pläne?

Die gibt es! Wir nehmen an acht Ausschreibungen für den Bau von Erdgaskraftwerken sowie für die Netzmodernisierung in Deutschland teil. Außerdem erwägen wir, uns auf den Bau des Wasserstoffprojekts "Hamburg Green Hydrogen Hub", das auf die Dekarbonisierung des Hamburger Hafens abzielt, zu bewerben. Gleichzeitig verhandeln wir mit Entwicklern über den Erwerb von Fotovoltaikanlagen mit einer Kapazität von 600 Megawatt in Deutschland. Weiterhin prüfen wir die Möglichkeit in den deutschen Energiemarkt durch den Bau eines eigenen Kraftwerks einzusteigen. 

Herr Stefanidis, vielen Dank für das Gespräch

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