Branchen | Griechenland | Chemische Industrie
Branchenstruktur
Wenige große griechische und ausländische Unternehmen beherrschen den Markt. Deutschland ist wichtigster Lieferant von chemischen Produkten.
07.10.2022
Von Michaela Balis | Athen
- Die griechische Chemiebranche konzentriert sich auf Seifen, Kosmetika, Farben und Lacke sowie Agrarchemikalien
- Große Unternehmen generieren 70 Prozent des Branchenumsatzes
- Ausländische und griechische Unternehmen teilen sich den Markt
- Deutschland ist wichtigster Handelspartner
- Griechische Chemieexporte legen weiterhin zu
Die griechische Chemiebranche konzentriert sich auf Seifen, Kosmetika, Farben und Lacke sowie Agrarchemikalien
Laut Eurostat zählte die chemische Industrie (NACE 20 ohne Erdöl-, Pharma- und Kunststoffprodukte) im Jahr 2020 insgesamt 961 Unternehmen. Diese beschäftigen 12.300 Arbeitnehmer.
Etwa 45 Prozent der Unternehmen beschäftigt sich mit der Herstellung von Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Körperpflegemitteln sowie Duftstoffen und Kosmetika, so Eurostat-Informationen. Rund ein Drittel der Unternehmen stellen Agrarchemikalien, Desinfektionsmittel, Farben und Lacke her.
Rund ein Drittel des Produktionswerts (ohne Erdöl-, Pharma- und Kunststoffprodukte) stammt von der Sparte der Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Poliermittel, Körperpflegemittel und Duftstoffe. Mit knapp einem weiteren Drittel tragen Düngemittel, Stickstoffverbindungen und Agrarchemikalien zum gesamten Produktionswert bei, so Eurostat (Stand 2020). Inklusive der Pharma- und Kunststoffindustrie (ohne Petrochemie) sind die Pharma- und die allgemeine Chemiesparte vorherrschend mit einem Anteil von rund 35 Prozent jeweils am gesamten Produktionswert. Die Branche ist stark von Rohstoffimporten abhängig, zum Beispiel in der Petrochemie-, Kosmetik- und Kunststoffindustrie.
Wirtschaftszweig / Herstellung von | Produktionswert 2021 | Veränderung 2021/2020 |
---|---|---|
Industriegasen (2011) | 40.640 | 19,9 |
Farbstoffen und Pigmenten (2012) | 74.573 | 6,5 |
Düngemitteln und Stickstoffverbindungen (2015) | 106.780 | 10,1 |
Kunststoffen in Primärformen (2016) | 23.942 | 64,6 |
Anstrichmitteln, Druckfarben und Kitten (203) | 270.036 | 14,4 |
Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Poliermitteln (2041) | 186.486 | 6,3 |
Körperpflegemitteln und Duftstoffen (2042) | 432.437 | 9,9 |
Sonstigen chemischen Erzeugnissen a. n. g. (2059) | 246.727 | 27,2 |
Pharmazeutischen Spezialitäten und sonstigen pharmazeutischen Erzeugnissen (212) | 1.585.322 | 9,9 |
Kunststoffwaren (222) | 736.756 | 17,9 |
Rund ein Drittel des Umsatzes der Chemieindustrie (ohne Erdöl-, Pharma- und Kunststoffprodukte) erwirtschaftet die Sparte der Düngemittel und der Kunststoffe in Primärform, meldet Eurostat (Stand 2020).
Wirtschaftszweig / Herstellung von | Anzahl Unternehmen | Umsatz (2020) | Veränderung im Vergleich zum Vorjahr |
Chemischen Erzeugnissen | 961 | 2.505 | -2,2 |
Chemischen Grundstoffen, Düngemitteln und Stickstoffverbindungen, Kunststoffen in Primärform und synthetischem Kautschuk in Primärform | 197 | 740,8 | -11,3 |
Düngemitteln und Stickstoffverbindungen (2019) | 53 | 198,2 | -14,1 |
Kunststoffen in Primärformen (2019) | 63 | 332,9 | -9,0 |
Anstrichmitteln, Druckfarben und Kitten | 113 | 371,8 | 4,1 |
Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Körperpflegemitteln sowie von Duftstoffen | 438 | 734,5 | 1,8 |
Seifen, Wasch-, Reinigungs- und Poliermitteln (2019) | 286 | 267,5 | 3,2 |
Körperpflegemitteln und Duftstoffen (2019) | 150 | 453,7 | 11,7 |
Pharmazeutischen Erzeugnissen | 147 | 2.623 | 22,1 |
Gummi- und Kunststoffwaren | 979 | 1.842 | 0,2 |
Große Unternehmen generieren 70 Prozent des Branchenumsatzes
Der IOBE-Studie zufolge beschäftigen die griechischen Chemieunternehmen mehrheitlich (rund 80 Prozent) bis zu neun Arbeitnehmer. Nur 18 Prozent, das sind 170 Unternehmen, beschäftigen mehr als 10 Personen und nur knapp 1 Prozent über 250 Personen, so IOBE. Die geringe Größe der Unternehmen beeinträchtigt ihre Produktions- und Investitionsfähigkeit sowie ihre Investitionsbereitschaft.
Die Struktur der griechischen Chemieindustrie weicht nicht vom allgemeinen Marktmodell in Griechenland ab, so die IOBE-Studie. Zahlreiche kleine Unternehmen sind auf dem Markt präsent, erwirtschaften jedoch weniger als 10 Prozent des Umsatzes. Etwa 73 Prozent des Umsatzes erwirtschaften rund 50 Unternehmen, die mehr als 50 Arbeitnehmer beschäftigen. Etwa 45 Prozent der Chemieunternehmen sind in Athen und Umgebung angesiedelt. Rund ein Fünftel haben sich in Zentralmakedonien im Norden des Landes niedergelassen.
Unternehmen | Sparte (Prodcom) | Umsatz Jahr |
---|---|---|
Körperpflegemittel und Duftstoffe (2042) | 167,9 (2021) | |
Sonstige chemische Erzeugnisse a. n. g. (2059) | 114,2 (2020) | |
Sonstige organische Grundstoffe und Chemikalien (2014) | 81,3 (2021) | |
LIPASMATA NEAS KARVALIS | Düngemittel und Stickstoffverbindungen (2015) | 70,3 (2018) |
Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmittel, Desinfektionsmittel (2020) | 65,5 (2020) | |
Anstrichmittel, Druckfarben und Kitten (2030) | 63,9 (2020) | |
Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmittel, Desinfektionsmittel (2020) | 57,2 (2021) | |
Anstrichmittel, Druckfarben und Kitten (2030) | 57,0 (2021) | |
Andere synthetische, natürliche oder modifizierte natürliche Polymere (2016) | 55,0 (2020) | |
Seifen; organische grenzflächenaktiven Stoffe und Zubereitung, zubereitete Waschmittel und Waschhilfsmittel, zubereitete Reinigungsmittel (2041) | 54,8 (2021) |
Ausländische und griechische Unternehmen teilen sich den Markt
Die griechische Chemieindustrie ist stark exportorientiert. Wertmäßig werden rund 70 Prozent der Produktion exportiert, so die IOBE-Studie. In der Sparte Farben und Lacke sind zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aktiv. Wichtigste Branchenunternehmen sind die Gesellschaften Vivechrom, Tochtergesellschaft der niederländischen AkzoNobel, Isomat, Druckfarben Hellas S.A., HB Body und Yannidis.
In der Kosmetikbranche sind zahlreiche griechische Anbieter sowie Tochtergesellschaften multinationaler Unternehmen tätig. Sarantis und Papoutsanis sind die größten inländischen Hersteller. Sehr beliebt sind auch die Kosmetikunternehmen Korres und Apivita, die sich auf natürliche und pflanzliche Kosmetika konzentrieren. Korres wurde im Jahr 2017 mehrheitlich von der US-amerikanischen Finanzgesellschaft Morgan Stanley und dem chinesischen Großhandelskosmetikunternehmen Profex aufgekauft. Auch Apivita gehört seit Anfang 2021 hundertprozentig zum spanischen Mode- und Parfumhaus Puig.
Die griechische Pharmaindustrie ist ebenfalls exportorientiert und konzentriert sich auf die Erzeugung von Markengenerika. Zu den größten Pharmaunternehmen im Land zählen Vianex S.A., Pharmathen, ELPEN S.A., Demo Pharmaceutical Industry SA. sowie die deutsche Boehringer Ingelheim, die als einziges multinationales Unternehmen über eine Fertigungsstätte in Griechenland verfügt.
Deutschland ist wichtigster Handelspartner
Deutschland blieb auch 2021 Griechenlands wichtigster Handelspartner für die Gesamtimporte chemischer Produkte. Dahinter folgten Italien, Irland und Belgien. Im Jahr 2021 importierte Griechenland chemische Erzeugnisse im Wert von rund 11 Milliarden Euro, etwa 9,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Knapp ein Fünftel davon stammte aus Deutschland.
Nach einer coronabedingten Steigerung der Einfuhren von organischen Chemikalien im Jahr 2020, fielen sie im Jahr 2021 um rund 15 Prozent. Die Importe von Pharmaprodukten legten wiederum um 15 Prozent zu. Deutschland blieb der wichtigste Lieferant von pharmazeutischen Erzeugnissen, etwa ein Drittel wurde aus Deutschland eingeführt.
Die Importe von Düngemitteln stiegen im Jahr 2021 um rund 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wichtigster Lieferant ist Ägypten mit einem Anteil von etwa 28 Prozent, gefolgt von Deutschland (11 Prozent) und Russland (10 Prozent).
Im Jahr 2021 stiegen die Einfuhren von Plastikprodukten in Primärform um knapp die Hälfte. Griechenland kaufte Plastikprodukte vorrangig aus Italien (12,7 Prozent) und aus Deutschland (10 Prozent).
Griechische Chemieexporte legen weiterhin zu
Die griechischen Lieferungen chemischer Produkte legten 2021 im Vergleich zum Vorjahr um rund 12 Prozent zu. Wichtigster Abnehmer war Frankreich gefolgt von Deutschland, Zypern und Italien. Dazu trugen mit knapp 50 Prozent die Exporte von Pharmaprodukten bei. Eindrucksvolle Wachstumsraten von etwa 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten die Exporte von organischen Chemikalien und von unverarbeitetem Kunststoff.