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Künstliche Intelligenz ist in Indien ein Wachstumsmarkt

Die Akzeptanz für neue Technologien auf dem Subkontinent ist groß. Auch künstliche Intelligenz ist ein Milliardengeschäft und zieht Investitionen an. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Künstliche Intelligenz (KI) verändert den Umgang mit Technologien im Privat- und Arbeitsleben. Diese Entwicklung erfasst auch Indien. Mit KI-Anwendungen werden in Indien Milliardenumsätze generiert.

Der Markt wächst mit zweistelligen Raten

Das Datenanalyseportal Statista schätzt den Markt für KI im Jahr 2023 auf 4,1 Milliarden US-Dollar (US$). Experten prognostizieren ein Anwachsen auf 8,4 Milliarden US$ bis 2026 und bis 2029 auf 13 Milliarden US$. Dabei werden jährliche Wachstumsraten zwischen 14 und 33 Prozent vorhergesagt. Wichtigster Teilbereich der KI ist das maschinelle Lernen mit einer Marktgröße von 2,7 Milliarden US$. Beim maschinellen Lernen nutzt der Computer verfügbare Daten, um selbständig zu lernen. Zu den anderen Wachstumsfeldern gehören autonome und Sensortechnik, die Bildanalyse mithilfe KI und die durch Künstliche Intelligenz gestützte Sprachverarbeitung.

Marktgröße für künstliche Intelligenz und Teilbereiche in Indien (in Milliarden US-Dollar)
Bereich

2023

2026

2029

Maschinelles Lernen

2,7

5,8

9,2

Natural Language Processing (Sprachverarbeitung)

0,4

0,7

1,1

Autonome und Sensortechnik

0,4

0,7

1,1

Computer Vision (Bildanalyse)

0,4

0,6

0,9

KI Robotik

0,3

0,5

0,7

Gesamt

4,1

8,4

13,0

Prognosen für 2026 und 2029; Abweichungen bei Gesamt durch Rundungen.Quelle: Statista 2023

Die Chancen für deutsche Unternehmen liegen zum Beispiel beim Vertrieb von Lösungen zur Bilderkennung im Gesundheitswesen oder von KI-gestützter Software im Bildungsbereich. Ebenfalls können KI-Anwendungen bei Sensoren für Industrieroboter zum Einsatz kommen. Auch mittelbar ergeben sich Möglichkeiten, denn für die Nutzung von KI muss eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Deutsche Unternehmen können bei der Ausbildung von Fachkräften oder auch dem Ausbau von Kapazitäten in Rechenzentren zum Zuge kommen.

Generative KI wird zum Milliardenmarkt

Generative KI erlangte durch Anwendungen wie ChatGPT oder Google Bard Bekanntheit. Dabei handelt es sich um eine neue Form der KI, die Inhalte in Form von beispielsweise Texten, Bildern oder Musik erzeugt. Laut Statista ist der Markt für generative KI in Indien 2023 rund 760 Millionen US$ groß. Bis 2029 soll er auf knapp über 3,6 Milliarden US$ zulegen ein Wachstum von 375 Prozent. 

Viele neue Unternehmen spezialisieren sich auf KI

Der wachsende Markt zieht Investoren an. Laut AI Index Report 2023 der Universität Stanford flossen 2022 rund 3,2 Milliarden US$ an privaten Investitionen in KI in Indien. Weltweit erzielten nur fünf Länder höhere Investitionssummen. Dabei liegen die USA mit 47,4 Milliarden US$ an der Spitze. Für Deutschland verzeichnet die Studie eine Investitionssumme von 2,6 Milliarden US$. Seit 2013 sollen insgesamt 7,7 Milliarden US$ an privaten Investitionen in KI-Unternehmen in Indien geflossen sein (Deutschland: 7 Milliarden US$).

Bei der Anzahl neu gegründeter KI-Unternehmen schneidet Indien noch besser ab. Mit 57 Gründungen für 2022 (296 seit 2013) wird das Land nach den USA, China, dem Vereinigten Königreich und Israel von den Autoren auf Rang 5 gelistet. Mit 41 Gründungen (245 seit 2013) liegt Deutschland mit etwas Abstand dahinter. Viele der Unternehmen sind innovative Start-ups, ein wichtiger Wirtschaftszweig in Indien

Künstliche Intelligenz im Arbeitsumfeld wird positiv gesehen

Im September 2023 veröffentlichte der Personaldienstleister Randstad Daten zur Rolle von KI in Unternehmen. Dabei zeigte sich, dass in Indien 76 Prozent der Befragten erwartungsfroh auf den Einsatz von KI im Unternehmen blicken. Der Vergleichswert für Deutschland lag bei 36 Prozent. Größerer Enthusiasmus in Bezug auf die Nutzungsmöglichkeiten neuer Technologie ist einer der Aspekte, der für einen vermehrten Einsatz sorgt. Die Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass in Indien 56 Prozent der befragten Arbeitnehmer bereits KI nutzen, während es in Deutschland gerade einmal 26 Prozent waren. Indien scheint zudem einen Vorteil beim Umgang mit KI zu haben: Gut 24 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten zwölf Monaten eine KI-bezogene Schulung erhalten zu haben. Für Deutschland betrug der Wert lediglich 8 Prozent.

Die Universität Stanford kam zu einem ähnlichen Ergebnis. In ihrem "AI Index Report 2023" gibt sie an, dass in Indien 71 Prozent der Befragten eher Vor- als Nachteile beim Einsatz von KI sehen. In Deutschland lag der Vergleichswert bei 37 Prozent. Die Tatsache, dass Unternehmen die Chancen der neuen Technologie überwiegend höher als die Risiken gewichten, erleichtert den Vertrieb von KI-Anwendungen in Indien.

Der Talentpool ist groß

Seit Jahren genießt Indien einen ausgezeichneten Ruf als Standort für IT-Dienstleistungen. Deutsche Unternehmen nutzen die Stärke Indiens in diesem Bereich und investieren. Im Jahr 2022 eröffnete beispielsweise Daimler Trucks ein großes IT-Zentrum für Produktentwicklung und Forschung in Indien. Die Deutsche Bank baut auf dem Subkontinent ein IT-Dienstleistungszentrum für den gesamten Konzern. T-Systems, ein zur Deutschen Telekom gehörender IT-Dienstleister, schafft ebenfalls Stellen in Indien. Laut Branchenmeldung will das Unternehmen in den Jahren 2023 und 2024 etwa 6.000 Arbeitskräfte einstellen.

Der AI Index Report kommt zu dem Schluss, dass KI-relevante Kenntnisse unter indischen Arbeitskräften weiter verbreitet sind als in anderen Teilen der Welt. Die Studie bezieht sich auf Angaben der Karriereplattform LinkedIn und platziert indische Arbeitskräfte – basierend auf der Wahrscheinlichkeit vorhandener KI-Fähigkeiten – noch vor den USA und Deutschland. 

Für deutsche Unternehmen kann es lohnenswert sein, in Indien nach Fachkräften mit Fähigkeiten im Bereich KI zu suchen, denn es gibt einen großen Talentpool. Letztverfügbare Angaben der Regierung für das Finanzjahr 2020/2021 vermeldeten mehr als 1,1 Millionen eingeschriebene Studierende im Feld der Informatik-Ingenieurwissenschaften (Computer Science Engineering).

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