In der modernen Wirtschaft sind Halbleiter von zunehmender Bedeutung. Zukünftig möchte Indien in der Fertigung eine größere Rolle einnehmen und lockt Investoren mit Subventionen.
Umgerechnet rund 10 Milliarden US-Dollar (US$) stellt Indiens Regierung für die Chipherstellung zur Verfügung. Die Subventionen erstrecken sich über verschiedene Teilbereiche. Dadurch erhofft sich New Delhi Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Der Markt für Halbleiter in Indien für das Jahr 2020 wird auf etwa 15 Milliarden US$ geschätzt. Bis 2026 soll er auf 63 Milliarden US$ anwachsen. Als Haupttreiber für das Wachstum gilt die Nachfrage aus den Bereichen der kabellosen Kommunikation, Unterhaltungselektronik und dem Automobilsektor.
Subventionen ermöglichen Ansiedlung neuer Halbleiterwerke
Einen Teil der finanziellen Unterstützung möchte die Regierung für die Ansiedlung der Halbleiterfertigung aufwenden. Mithilfe der Subventionen sollen mindestens zwei dieser "Foundries" oder "Fabs" genannten Fabriken entstehen, in denen die Bauteile mithilfe der Complementary Metal Oxide Semiconductor-Technik gefertigt werden. Vom Band laufen sollen integrierte Schaltkreise (Logikbausteine, Mixed Signal, Digital, Analog, Memory) sowie Ein-Chip-Systeme (System-on-a-Chip). Als Projektträger ist die India Semiconductor Mission vorgesehen, ein dem Ministry of Electronics and Information Technology anhängiges Expertengremium.
Laut den Projektleitlinien wird die Ansiedlung von eigenständigen Unternehmen, Konsortien und/oder Joint Ventures gefördert. Sie müssen entweder bereits in der Fertigung tätig sein oder über die notwendigen Lizenzen verfügen. Von den neuen Foundries wird eine Kapazität von mindestens 40.000 Wafern pro Monat gefordert, bei einer Wafergröße von 300 Millimetern. In Bezug auf Technologieknoten (node size) gelten 65 Nanometer, 45 Nanometer, 28 Nanometer oder kleiner als förderwürdig.
Unternehmen können sich seit dem 1. Januar 2022 für die Subventionen bewerben. Der Förderzeitraum liegt zunächst bei sechs Jahren. Als Bedingung für die finanzielle Unterstützung müssen Bewerber mindestens 2,7 Milliarden US$ investieren (Umrechnungskurs laut Federal Reserve Bank vom 23. Dezember 2021; 1 US$ = 75,02 iR.). Zusätzlich muss in wenigstens einem der vergangenen drei Jahre ein Mindestumsatz von rund 1 Milliarde US$ im Bereich Electronics System Design and Manufacturing nachgewiesen werden.
Bei Zuspruch der Subventionen winken fiskalische Unterstützungsleistungen in Höhe von 30 bis 50 Prozent der Projektkosten - je kleiner die node size, desto höher fallen die staatlichen Zahlungen aus. Bis zu 2,5 Prozent der Fördersumme sollen in Forschung und Entwicklung sowie den Aufbau von Humankapital fließen.
Die gesamte Wertschöpfungskette liegt im Fokus
Zusätzlich zu den komplexen Foundries wird der Aufbau von Fabriken für die Produktion von Verbindungshalbleitern angestrebt. Zudem sollen in weiteren Werken Mikrochips, die Silicon Photonics nutzen sowie Sensoren inklusive mikroelektromechanischer Systeme hergestellt werden. Als Einsatzgebiete für die genannten Bauteile sehen die bisher veröffentlichten Dokumente die Optoelektronik vor. Die vorgegebenen Wafergrößen liegen bei 150 Nanometern, 200 Nanometern oder mehr. Es wird eine Kapazität von mindestens 500 Waferstarts gefordert.
Bewerben können sich Unternehmen alleine oder in einem Joint Venture. Voraussetzung ist erneut, dass die Firmen bereits in der Fertigung tätig sind oder über die entsprechenden Lizenzen verfügen. Die Mindestinvestitionssumme beträgt etwas mehr als 13 Millionen US$ pro Bewerber. Die Förderung liegt bei 30 Prozent der Investitionsausgaben.
Um die gesamte Wertschöpfungskette zu unterstützen, sieht die indische Regierung auch Subventionen für Montage-, Prüf-, Markierungs- und Verpackungseinrichtungen (Assembly, Testing, Marking and Packaging) sowie für OSAT-Unternehmen (Outsourced Semiconductor Assembly and Test) vor. Um die Förderung von ebenfalls 30 Prozent der Investitionsausgaben zu erhalten, müssen Bewerber etwas weniger als 7 Millionen US$ investieren. Auch in diesem Fall sollen bis zu 2,5 Prozent der Fördersumme für Forschung, Entwicklung und Training von Personal genutzt werden.
Der Förderzeitraum beträgt vorerst drei Jahre. Der Bewerbungszeitraum läuft seit dem 1. Januar 2022 für vorerst 45 Tage. Eine Verlängerung der Frist ist möglich, genau wie Bewerbungen zu einem späteren Zeitraum. Dafür ist allerdings die Zustimmung des Ministry of Electronics and Information Technology notwendig.
Halbleiterdesign wird eigenständig subventioniert
Nach eigenen Angaben verfügt Indien über 20 Prozent der weltweit verfügbaren Ingenieure für Halbleiterdesign. Allerdings belaufen sich die Erträge der Unternehmen in diesem Bereich derzeit auf lediglich rund 20 Millionen US$ jährlich. Die Regierung in New Delhi fördert daher Unternehmen, die am Design von integrierten Schaltkreisen, Chipsätzen, System-on-Chips, IP-Cores und Halbleitern arbeiten.
Die Förderung ist zweigeteilt. Die sogenannten Design Linked Incentives belaufen sich auf Zahlungen von bis zu 50 Prozent der anfallenden Ausgaben, jedoch nicht mehr als 2 Millionen US$ pro Unternehmen. In den bisher bekanntgemachten Projektleitlinien ist aber noch nicht genauer erläutert, was unter "anfallenden Ausgaben" zu verstehen ist. Zusätzlich werden zwischen 4 und 6 Prozent vom Nettoverkaufsumsatz der kommenden fünf Jahre - maximal 40 Millionen US$ pro Firma - ausgezahlt, wenn die Designs tatsächlich in Produkten Verwendung finden.
Der Bewerbungszeitraum begann am 1. Januar 2022. Die Subventionen sind nur für Unternehmen verfügbar, die zu mehr als 50 Prozent in Besitz eines indischen Staatsbürgers sind. Der Förderzeitraum beträgt vorerst drei Jahre und für die Umsetzung des Programms ist das Centre for Development of Advanced Computing zuständig.
Ziel ist es, mehr als 100 Firmen zu unterstützen. Davon sollen wenigstens 20 Unternehmen im Verlauf der kommenden fünf Jahre einen Umsatz von mindestens 200 Millionen US$ erzielen.
Von Florian Wenke
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