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Mobile Gaming sorgt für Schub in der Spielebranche

Indiens Computerspielbranche soll bis 2025 um bis zu 40 Prozent jährlich zulegen. Das Handy ist das wichtigste Gerät für die Gamer. Die Entwickler ziehen verstärkt Investoren an.

Von Boris Alex | New Delhi

Fast 1,4 Milliarden Menschen, davon knapp die Hälfte im besten Computerspielalter zwischen 10 und 30 Jahren, und trotzdem liegt Indiens Anteil am globalen Gaming-Markt bei gerade einmal 1 Prozent, so die Analyse von Jupiter Research. Gleichzeitig zählt der Subkontinent hier aber auch zu den dynamischsten Regionen weltweit. Der Marktforscher RedSeer erwartet für die kommenden fünf Jahre Umsatzzuwächse zwischen 30 und 40 Prozent jährlich. Bis 2026 dürfte die indische Gaming-Branche etwa 7 Milliarden US-Dollar (US$) erwirtschaften, 2020 waren es noch 2,2 Milliarden US$. Die Zahl der Computerspieler soll sich bis dahin auf 700 Millionen fast verdoppeln.

Immer mehr Gamer sitzen immer länger an den Geräten

Wie in den meisten Ländern hat auch in Indien die Coronakrise für einen Schub in der Gaming-Branche gesorgt. Nicht nur die Zahl der Nutzer ist in den letzten zwei Jahren weiter gestiegen, sie verbringen auch immer mehr Zeit vor ihren Bildschirmen. Im Finanzjahr 2020/2021 (1. April bis 31. März) waren es im Schnitt 3,6 Stunden pro Woche, 50 Prozent mehr als vor der Pandemie. Dieser Trend dürfte in den nächsten Jahren anhalten, prognostiziert RedSeer. Indiens Markt für Computerspiele hat im Vergleich zu anderen Ländern erst deutlich später den Wachstumspfad eingeschlagen. Das hat vor allem damit zu tun, dass traditionelle Spieleplattformen wie PC und Konsolen auf dem Subkontinent noch wenig verbreitet sind.

Nur in jedem zehnten indischen Haushalt steht ein Desktop, Laptop oder Notebook. Konsolen sind nach wie vor ein Nischenprodukt und die neuesten Generationen von Sony, Microsoft und Nintendo sind in Indien nur eingeschränkt oder im Falle von Nintendo offiziell überhaupt nicht erhältlich. Deshalb kommen XBOX und PlayStation auf einen Marktanteil von zusammen 95 Prozent. Vor allem die höheren Kosten für PC- und Konsolenspiele schrecken die Nutzer auf dem preissensiblen indischen Markt ab. Einer Analyse von TechSci Research zufolge hatte das Konsolensegment 2020 mit 256 Millionen US$ einen Anteil am gesamten Gaming-Umsatz von 13 Prozent. Die PC- und Konsolensparte dürfte bis 2025 um durchschnittlich 10 Prozent pro Jahr zulegen, prognostiziert RedSeer.

Mobile-Gaming-Umsatz soll auf 5 Milliarden US$ zulegen

Das wichtigste Geräte für die indischen Spieler ist das Handy. Seit 2016 ist die Zahl der Smartphone-Besitzer um durchschnittlich 40 Prozent pro Jahr auf inzwischen 600 Millionen angewachsen - 2025 sollen es bereits 860 Millionen sein, schätzt RedSeer. Etwa 80 Prozent davon nutzen ihr Gerät auch zum Spielen. Wiederum jeder Fünfte davon hat 2020 Geld für Games oder In-App-Käufe ausgegeben. Bis 2025 soll es bereits jeder Dritte sein. Entsprechend dynamisch entwickelt sich der Umsatz im Segment Mobile Gaming. Dieser könnte sich bis 2025 auf 5 Milliarden US$ gegenüber 2021 fast verdreifachen, so die Prognose der Boston Consulting Group (BCG).

Die Rahmenbedingungen für eine anhaltend hohe Wachstumsdynamik beim Mobile Gaming sind sehr gut. Nicht nur sind auf dem indischen Markt viele preisgünstige und leistungsstarke Smartphone-Modelle erhältlich. Auch die Kosten für den mobilen Internetzgang zählen zu den niedrigsten weltweit. Mobilfunkverträge mit einem monatlichen Datenvolumen von 50 Gigabyte und mehr sind schon für umgerechnet 5 US$ pro Monat erhältlich und machen damit auch Online Gaming über das Handy massentauglich.

Ausbau des mobilen Internets erschließt neue Kundenschichten

Der geplante Roll-out des Mobilfunknetzes der 5. Generation (5G) in den Großstädten ab Ende 2022 dürfte zusätzlichen Schwung in die Branche bringen. Gleichzeitig will Indien die Telekommunikationsinfrastruktur in den ländlichen Regionen weiter verbessern, wodurch neue potenzielle Kunden für die Gaming-Industrie erschlossen werden können. So dürfte die Zahl der mobilen Internetnutzer bis 2025 um weitere 26 Prozent auf 882 Millionen zulegen, so die Prognose von RedSeer.

Eckdaten zur indischen Gaming-Industrie

2020

2021

2025 *)

Umsatz Gaming-Branche insgesamt (in Mrd. US$)

1,9

2,2

7,0

Umsatz Mobile Gaming (in Mrd. US$)

1,5

1,8

5,0

Mobile Gamers (in Millionen)

400

450

700

Mobile Gamers mit Käufen (in Millionen)

80

96

234

*) PrognoseQuelle: RedSeer, Boston Consulting Group, 2022

Der Umsatz im Mobile Gaming wird aber nicht nur wegen der steigenden Nutzerzahlen wachsen, sondern auch weil diese künftig mehr Geld ausgeben dürften. Im Vergleich zu anderen Ländern liegt Indien hier nämlich noch weit zurück. Gaben die Gamer dort 2021 im Schnitt etwa 10 US$ aus, waren es beispielsweise in China 66 US$, so die Analyse von BCG. Mit rund 1,2 Milliarden US$ wurden in Indien im vergangenen Jahr zwei Drittel des Umsatzes im Mobile Gaming mit Real Money Games (RMG) - digitalen Karten-, Casino- oder Wettspielen mit Geldeinsatz - erzielt. Mit In-App-Käufen wurden rund 600 Millionen US$ umgesetzt. Da mobile Banking-Apps in Indien auf breite Akzeptanz stoßen, stellt die digitale Bezahlung bei Spielen und In-App-Käufen für die Gamer keine große Hürde dar.  

Mehr Geld für Unternehmen aus der Spielebranche

Nicht nur die Zahl der Computerspieler wächst; es gibt auch immer mehr Spieleentwickler und -plattformen in Indien. Das Gaming-Ökosystem umfasste 2019 etwa 275 Unternehmen, die zusammen 15.000 Developer beschäftigten, so die Daten von BCG. Seitdem soll sich die Zahl der Gaming-Firmen auf 500 fast verdoppelt haben, berichtet der Marktforscher RedSeer. Die hohe Wachstumsdynamik in der Gaming-Industrie zieht auch immer mehr Investoren an. So sollen die Unternehmen 2021 insgesamt 820 Millionen US$ frisches Kapital eingesammelt haben, doppelt so viel wie im Jahr zuvor.

Ganz vorne mit dabei ist Indiens Fantasy-Sports-Plattform Dream11. Das Unternehmen hat über 100 Millionen User und war 2019 das erste Einhorn in der indischen Gaming-Industrie. Im November 2021 wurde Dream11 mit 5 Milliarden US$ bewertet. Der Spieleentwickler Nazara Technologies ist ein Pionier der Gaming-Branche und zählt mit einer Marktkapitalisierung von über 1 Milliarde US$ auch zu den Schwergewichten. Das Unternehmen hat über 30 Titel von Freeplay- bis RMG-Games im Portfolio. Neben indischen Entwicklern betreiben auch weltweit führende Spielepublisher wie Electronic Arts, Ubisoft und Zynga schon seit einigen Jahren Softwareschmieden auf dem Subkontinent. 

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