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Special Indien

Der „Touch and Feel“-Faktor ist in Indien beim Einkaufen wichtig

Deutsche Technik ist in Indien sehr beliebt und wird als außerordentlich hochwertig wahrgenommen. Dies trifft insbesondere auf Elektronikprodukte zu, die insgesamt für 47% der Bruttoeinnahmen des Online-Retail-Marktes stehen. Das Prestigedenken und der wachsende Anspruch an qualitativ höherwertigere Elektronik der jungen, stark wachsenden Mittelschicht wird mittel- bis langfristig die Nachfrage nach deutschen Produkten dieser Sparte weiter steigen lassen.

In anderen Segmenten sind deutsche Erzeugnisse online weniger gefragt. Deutschland wird in Indien nicht in erster Linie mit Design und Lifestyle in Verbindung gebracht. Ausnahmen bestehen zwar bei diversen Luxusprodukten, allerdings werden diese hochpreisigen Artikel noch eher selten im Internet bestellt. Künftig könnten sich hier jedoch Chancen ergeben.

 

Wichtigste Produktgruppen im Onlineeinzelhandel in Indien 2016

Produktgruppe

Bruttoeinnahmen (Anteile in %)

Elektronik

47

Bekleidung

31

Möbel

8

Bücher

7

Quelle: KPMG

 

Wie schnell sich das traditionelle Kaufverhalten weg vom dezentral organisierten Einzelhandel und hin zum E-Commerce bewegt, bleibt abzuwarten. Eine Studie der Retailers Association of India vom Herbst 2015 zum Konsumverhalten sieht ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen E-Commerce und traditionellem Einzelhandel. In Indien ist nach wie vor der „Touch and Feel“-Faktor beim Einkaufen wichtig, daher investieren viele E-Commerce-Anbieter zunächst in traditionelle Verkaufsformen, um im zweiten Schritt das Onlineangebot zu lancieren. 

Lokale Geschmackspräferenzen, aber auch religiöse und kulturelle Faktoren - zum Beispiel ein hoher Anteil an Vegetariern und Veganern - sollten unbedingt beachtet werden, da sie großen Einfluss auf den Markterfolg von Unternehmen in Indien haben. Amazon beispielsweise leistete sich in Indien einen Fauxpas, als auf seiner Plattform Fußabtreter mit der indischen Nationalflagge vertrieben und diese von der Bevölkerung als beleidigend empfunden wurden. Dies führte sogar zu Reaktionen seitens der indischen Regierung. 

Die Zustellung der Waren stellt Onlineanbieter vor große logistische Probleme, denn Indiens Infrastruktur ist dringend modernisierungsbedürftig. Zudem decken die Angebote der meisten Kurierdienste nicht alle Regionen des Subkontinents ab. Multinationale Unternehmen wie DHL (Bluedart) oder Fedex bieten ihre Dienstleistungen landesweit an, aber die meisten Händler arbeiten mit kleineren Kurierfirmen zusammen, die deutlich günstiger sind. Dafür müssen meist mehrere Firmen für überregionale Lieferungen beauftragt werden. Ländliche Regionen sind teilweise gar nicht über Kurierdienste erschlossen und für die letzte Meile zum Kunden müssen oft Fahrradboten individuell angeheuert werden.

 

Kleinere Unternehmen bieten Preisnachlässe an, wenn Personen sich in einer Region zusammentun und ihre Einkäufe gebündelt an eine Adresse versenden lassen. Zahlreiche Händler investieren in den Aufbau von Infrastruktur wie dezentrale Warenlager, um die Lieferungen zu optimieren. Indiens größter Onlinehändler Flipkart hat sogar eine eigene Auslieferungsabteilung aufgebaut. Die meisten Internethändler bieten üblicherweise Frei-Haus-Lieferungen an, obwohl die Logistik vergleichsweise aufwändig ist. Die Kunden erwarten kostenlosen und schnellen Lieferservice. Die Rücksendequoten sind sehr hoch, Kunden verweigern zum Teil gleich bei der Lieferung die Annahme.

 

Text: Heena Nazir

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