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Branchencheck Iran Branchen

Hoffnung auf eine spürbare Verbesserung

Aus zahlreichen Branchen gibt es positive Meldungen. Die erwartete Lockerung  der US-Sanktionen würde das Bild weiter aufhellen. 

Von Robert Espey | Dubai

Die US-Sanktionen, die Pandemie und schwere Strukturprobleme behindern in allen Branchen die Potenzialentfaltung erheblich. Eine Änderung der Washingtoner Iranpolitik hätte in wichtigen Branchen positive Effekte. Zu den Sektoren, die besonders stark profitieren würden, gehören die Öl- und Gasförderung, die Petrochemie und die Kfz-Industrie. Aber auch in den Bereichen Energieerzeugung, Umwelttechnik oder im Gesundheitswesen könnte es kräftige Impulse geben.

  • Maschinenbau

    Eine mögliche Lockerung der US-Sanktionspolitik würde die Präsenz ausländischer Maschinenbauer wieder erhöhen, vermutlich zu Lasten der lokalen Anbieter.

    Seit 2019 dürften viele iranische Maschinenbauer aufgrund des sanktionsbedingten Rückzugs ausländischer Maschinenanbieter einen höheren Auftragseingang verzeichnen. Der Zentralbank zufolge sind allerdings die gesamten Ausrüstungsinvestitionen zwischen 2017/2018 und 2019/2020 um 27 Prozent geschrumpft. Für 2020/2021 wird ein Plus von 1 Prozent ausgewiesen. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau lag die Maschinenausfuhr der wichtigsten Lieferländer nach Iran 2017 bei 6,4 Milliarden Euro, nur noch 2,7 Milliarden waren es 2019. Die deutschen Maschinenexporte sanken zwischen 2018 und 2020 von 1,1 Milliarden auf 0,3 Milliarden Euro. Im 1.Halbjahr 2021 ging es um weitere 6 Prozent zurück.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Chemieindustrie

    Für die Petrochemie werden eine wachsende Produktion und eine starke Ausweitung der Kapazitäten gemeldet.  

    Iran zeichnet das Bild einer expandierenden petrochemischen Industrie. Das Industrieministerium meldet für 2020/2021 einen Anstieg der Produktion um 8,9 Prozent auf 60,7 Millionen Tonnen. In den ersten sechs Monaten 2021/2022 expandierte der Ausstoß um 3,8 Prozent auf 31,7 Millionen Tonnen. Nach iranischer Darstellung befindet sich der Ausbau der petrochemischen Industrie in vollem Gange. Die Kapazitäten sollen 2020/2021 durch Fertigstellung von 17 Projekten um 25 Millionen auf 90 Millionen Tonnen gestiegen sein. Bis Ende 2021/2022 werden 100 Millionen Tonnen angestrebt, 2026/2027 sollen 167 Millionen Tonnen erreicht sein.

    Weitere Informationen:

    Irans Petrochemie meldet positive Entwicklungen

    China Iran Deal

    Irans Pharmaindustrie erhöht die Produktion

    Irans Petrochemie meldet Wachstum

    Von Robert Espey | Dubai

  • Energiewirtschaft

    Der Strombedarf kann zu Spitzenlastzeiten nicht mehr gedeckt werden. Bei erneuerbaren Energien verläuft die Entwicklung schleppend.

    Die im Sommer 2021 häufigen Unterbrechungen der Stromversorgung haben den hohen Investitionsbedarf im Kraftwerkssektor verdeutlicht. Der Stromverbrauch ist in den letzten fünf Jahren um 26 Prozent auf 287 Milliarden Kilowattstunden gestiegen. Aktuell verfügen Irans Kraftwerke über eine installierte Kapazität von 85,4 Gigawatt, davon stehen aber nur 50 bis 60 Gigawatt tatsächlich zur Verfügung. Im Oktober 2021 wurde der Privatsektor aufgerufen, sich an einem neuen Programm zum Bau von Solar- und Windkraftanlagen mit einer Kapazität von insgesamt 10 Gigawatt zu beteiligen. Derzeit sind lediglich 0,8 Gigawatt installiert. 

    Weitere Informationen:

    Irans Stromsektor mit Investitionsstau

    Iran setzt Ausbau der Kraftwerkskapazitäten fort

    Irans Erneuerbare Energien in der Krise

    Von Robert Espey | Dubai

  • Bauwirtschaft

    Die Baubranche verzeichnet deutliches Wachstum. Auch mittelfristig kann der Sektor auf lebhafte Nachfrage hoffen.   

    Trotz sanktions- und coronabedingter Wirtschaftskrise hat der Bausektor kräftig zugelegt, so die offiziellen Zahlen. Das Statistikamt weist für 2019/2020 eine reale Steigerung um 5,6 Prozent und für 2020/2021 eine Wachstumsbeschleunigung auf 6,3 Prozent aus. Im ersten Quartal 2021/2022 wird ein Plus von 12,9 Prozent gemeldet. Der iranische Zementverband verbuchte zwischen 2018/2019 und 2020/2021 einen Anstieg des Inlandsabsatzes um insgesamt 30 Prozent auf 64 Millionen Tonnen. Mittelfristig hat Irans Baubranche großes Wachstumspotenzial. Die Impulse werden vor allem aus dem Wohnungsbau, dem Infrastruktursektor und dem Industriebau kommen.

    Weitere Informationen: 

    Zementindustrie will weiter expandieren

    Von Robert Espey | Dubai

  • Gesundheitswirtschaft

    Iran strebt mittelfristig 3 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner an, derzeit sind es etwa 1,8. Corona hat zu einer massiven Überlastung des Gesundheitssystems geführt. 

    Nach offiziellen Angaben ist im Jahresverlauf 2020/2021 (21. März bis 20. März) die Zahl der verfügbaren Krankenhausbetten um 10 Prozent auf 150.287 gestiegen, bis Ende 2021/2022 sollen es 178.500 werden. Eine detaillierte Bettenstatistik liegt bislang nur bis 2019/2020 vor. Demnach gab es 2019/2020 unter den insgesamt 138.117 Betten 8.929 zur Intensivversorgung, davon entfielen 2.545 auf die Provinz Teheran (16 Millionen Einwohner). Aktuell (23. November 2021) wird die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen mit 3.386 angegeben. Mitte Oktober waren es mehr als 5.000, im August wurden fast 8.000 Corona-Intensivpatienten registriert.

    Weitere Informationen:

    Gesundheitswesen Iran

    Irans Pharmaindustrie erhöht Produktion

    Irans Gesundheitswesen vor Herausforderungen

    Von Robert Espey | Dubai

  • Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei

    Die Landwirtschaft leidet unter der diesjährigen Trockenheit. Iran muss seine Agrareinfuhren stark ausweiten. 

    Der Agrarsektor zeigte 2019/2020 und 2020/2021 eine positive Entwicklung. Im laufenden Jahr ist aufgrund sehr geringer Niederschläge mit einem deutlichen Minus zu rechnen. Die gesunkenen Ernteerträge erfordern höhere Einfuhren, erschwerend kommen die gestiegenen Weltmarktpreise für Nahrungsmittel hinzu. Es wird 2021/2022 mit einer Vervierfachung der Weizenimporte auf 7 Millionen bis 8 Millionen Tonnen gerechnet. Auch aus Deutschland kommen Weizenlieferungen. Der lokale Weizenbedarf liegt bei jährlich 12 Millionen Tonnen. Voraussichtlich nur 4 Millionen bis 5 Millionen können Irans Landwirte in diesem Jahr anbieten. Iran hatte die Weizenproduktion mit dem Ziel einer weitgehenden Selbstversorgung ausgeweitet.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Öl und Gas

    Eine Änderung der US-Sanktionspolitik könnte 2022 zu einem starken Anstieg der iranischen Ölförderung führen. Hohe Investitionen sollen in den Gassektor fließen.  

    Neben hohen Investitionen in eine Modernisierung und Ausweitung der Ölförderung ist eine starke Expansion der Gasproduktion in Planung. Derzeit verfügt Iran über eine Gasförderkapazität von etwa 1 Milliarde Kubikmeter/Tag, davon entfallen drei Viertel auf die South Pars Vorkommen. Im November 2021 hat Iran angekündigt, die Förderung um 240 Millionen Kubikmeter/Tag steigern zu wollen. Das zusätzliche Gas sollen unter anderem die Gasfelder North Pars und Kish sowie die 11. Ausbauphase in South Pars liefern. Gemeinsam mit Russland und China will Iran die Chalous Vorkommen am Kaspischen Meer erschließen. Die dortigen Gasreserven werden auf 7,1 Billionen Kubikmeter geschätzt.

    Weitere Informationen:

    Wichtigster Handelspartner soll Großinvestor werden

    Irans Gasförderung steigt kräftig

    Von Robert Espey | Dubai

  • Metallindustrie

    Irans Stahlindustrie hält an ihren Expansionsplänen fest. Nach einem mehrjährigen Wachstumsprozess könnte aber die Produktion 2021/2022 sinken.

    Nach offizieller Darstellung ist es der iranischen Stahlindustrie gelungen, ihren Ausbauprozess fortzusetzen. Die Rohstahlkapazität soll 2020/2021 um 3,1 Millionen auf 39,4 Millionen Tonnen/Jahr gestiegen sein. Derzeit sollen Projekte zur Kapazitätsausweitung um 15,6 Millionen Tonnen im Bau oder in Planung sein. Eine Fertigstellung dieser Vorhaben wird bis Ende 2025/2026 anvisiert. Damit wäre das angestrebte Ziel einer Rohstahlkapazität von 55 Millionen Tonnen erreicht. Entsprechend der Expansion der Rohstahlerzeugung will Iran auch den Eisenerzabbau und die Kapazitäten zur Herstellung von Eisenerzpellets deutlich erhöhen.

    Weitere Informationen:

    Irans Stahlindustrie meldet starke Expansion

    Irans Stahlindustrie bleibt auf Expansionskurs

    Neue US-Sanktionen gegen Irans Metallsektor

    Von Robert Espey | Dubai

  • Pkw- und Nfz-Produktion

    Die Kfz-Hersteller haben die Talfahrt nach zwei Jahren mit starken Einbrüchen gestoppt. Eine Rückkehr ausländischer Partner könnte kräftiges Wachstum bringen.   

    Die Reaktivierung der US-Sanktionen gegen die iranische Automobilindustrie im August 2018 führte zu einem Rückzug europäischer und asiatischer (auch chinesischer) Kfz-Produzenten aus Iran. Die Produktion sank von 1,52 Millionen Fahrzeugen (2017/2018) auf 0,83 Millionen (2019/2020). Für 2020/2021 meldet das Industrieministerium eine Erhöhung um 19,2 Prozent auf 0,99 Millionen Einheiten. In den ersten sieben Monaten 2021/2022 ist die PKW-Produktion der beiden großen Hersteller (Iran Khodro, Saipa) nur um 1,1 Prozent gestiegen. Die mittelfristige Regierungsplanung sieht bis 2025/2026 eine Ausweitung der Kfz-Produktion auf 3 Millionen Fahrzeuge vor, davon soll ein Drittel in den Export gehen.

    Weitere Informationen:

    Automobilindustrie soll wieder kräftig zulegen

    Irans Automobilindustrie in schwerer Krise

    Kfz-Produktion in Iran stark eingebrochen

    Von Robert Espey | Dubai

  • Umwelttechnik

    Die sich in Iran verschärfende Wasserkrise hat 2021 zu vermehrten Protesten der Bevölkerung geführt. Meerwasserentsalzung soll die Versorgung verbessern. 

    Iran kämpft mit wachsender Wasserknappheit. Der Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen soll zur Lösung beitragen. Aktuell werden lediglich geschätzte 0,2 Prozent des Wasserverbrauchs durch Meerwasserentsalzung gedeckt. Nach Angaben der National Water and Wastewater Engineering Company (NWWEC) sind derzeit 71 Entsalzungsanlagen mit einer Leistung von 309.000 Kubikmeter/Tag in Betrieb, weitere 25 Anlagen sind im Bau. Das "Persian Gulf Water Transfer Project" sieht den Bau von drei Pipelines mit einer Gesamtlänge von 3.280 Kilometern zur Versorgung von sieben Provinzen mit jährlich 550 Millionen Kubikmeter entsalztem Meerwasser vor.

    Weitere Informationen:

    Iran Wasserwirtschaft vor schweren Herausforderungen

    Hoher Investitionsbedarf im Abwassersektor

    Von Robert Espey | Dubai

  • IKT

    Iran investiert in den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Eine Lockerung der US-Sanktionen würde einen kräftigen Schub bringen.  

    In Iran arbeiten die beiden großen Mobilfunkanbieter, MCI und Irancell, am Aufbau eines 5G-Netzes, zunächst in Teheran. Die Nutzung des 3,5 Gigahertz-Spektrums ist geplant. Im März 2021 lag die Zahl der aktiven Mobilfunklinien bei 131,1 Millionen, dies entsprach eine Durchdringungsrate von 156 Prozent. Im September 2021 waren es 133,1 Millionen Mobilfunkanschlüsse, davon entfielen 71,3 Millionen auf MCI, 56,7 Millionen auf Irancell und 5,1 Millionen auf RighTel. Der Ausbau des Mobil- und Festnetzes wird weiterhin durch die US-Sanktionen erheblich behindert. Nach der erwarteten Sanktionslockerung ist mit einem starken Engagement chinesischer Unternehmen (Huawei, ZTE etc.) zu rechnen.

    Weitere Informationen:

    Iran baut digitale Infrastruktur aus

    Von Robert Espey | Dubai

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