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Irans Landwirtschaft muss Wasserverbrauch drosseln

Auch in Iran ist der Agrarsektor mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Ein weiterhin sehr ineffizientes Wassermanagement verschärft die Situation zusätzlich.    

Von Robert Espey | Dubai

Die Folgen des Klimawandels könnten auch in Iran das Wachstum der Landwirtschaft erheblich beeinträchtigen. Ein entscheidender Faktor ist die Nutzung der in den letzten Jahren immer knapper werdenden Wasserressourcen. Gemäß jüngsten Berechnungen der United Nations Food and Agriculture Organization (FAO) verbraucht die iranische Landwirtschaft beim Anbau von Weizen, Mais und Reis im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt die zwei- bis dreifache Wassermenge.

Kritik an unzureichendem Wassermanagement

Bei der Auswahl der angebauten Agrarprodukte wird in Iran der Wasserbedarf nur unzureichend berücksichtigt. Ein Beispiel sind die auch für den Export produzierten Wassermelonen, deren Anbau sehr wasserintensiv ist. Kritik kommt unter anderem von der National Agricultural Products Association, deren Chef, Reza Nourani, angesichts des Wassermangels den Wassermelonenanbau als Missmanagement bezeichnet.

Der Präsident der Tehran Chamber of Commerce, Industries, Mines and Agriculture, Mahsoud Khansari, warnt, Iran könne durch Wasserknappheit einen Großteil der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche verlieren. Dieser Gefahr werde aber bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt, so Khansari gegenüber der lokalen Wirtschaftszeitung Donya-e-Eqtesad.

Derzeit werden etwa 40 Prozent des Ackerlandes bewässert. Bei den für Dauerobstkulturen genutzten Flächen sind es mehr als 90 Prozent. Die sich häufenden Dürreperioden werden den Anteil der Agrarflächen, die bislang mit Regenwasser auskommen, weiter schrumpfen lassen. Die unzureichende Wasserversorgung führt immer wieder zu Protesten der Bauern.

Landwirtschaft ohne oder nur mit geringem Wachstum

Ohne hohe Investitionen in neue Agrartechnik, insbesondere in wassersparende Technologien, dürfte Irans Agrarproduktion nicht mehr wesentlich zulegen können. Vielmehr müsste mit sinkenden Erträgen gerechnet werden.

Das nationale Statistikamt weist für die letzten beiden Jahre eine rückläufige Wertschöpfung der Agrar- und Forstwirtschaft aus. Vorläufigen Angaben zufolge ist der Sektor 2022/2023 (iranisches Jahr 1401; 21. März 2022 bis 20. März 2023) um real 4,4 Prozent (zu konstanten Preisen von 2011/2012) geschrumpft. Ein Minus von 4,2 Prozent wird für 2021/2022 ausgewiesen. Damit endete ein von 2012/2013 bis 2020/2021 anhaltender Wachstumstrend. In diesem Zeitraum ist die Wertschöpfung des Agrarsektors um insgesamt 41 Prozent gestiegen.

Abweichend von der Statistikbehörde berechnet die Zentralbank reale Wachstumsraten auf Basis von konstanten Preisen von 2016/2017 und kommt entsprechend zu anderen Ergebnissen. Gemäß Zentralbank ist der Agrarsektor 2021/2022 nur um 2,6 Prozent geschrumpft und konnte 2022/2023 sogar um 1,1 Prozent zulegen.

Produktion kann lokalen Bedarf bislang weitgehend decken

Iran kann aufgrund der geografischen und klimatischen Bedingungen nur 10 Prozent der Landesfläche landwirtschaftlich nutzen. Dennoch ist der Agrarsektor in der Lage, etwa 90 Prozent des Nahrungsmittelbedarfs der 85 Millionen Einwohner zu decken. Diese hohe Quote könnte allerdings infolge einer Verschärfung der Wasserkrise und des Bevölkerungswachstums zukünftig sinken.

Bei Weizen, dem in Iran strategisch wichtigsten Agrarerzeugnis, konnte das Ziel der vollständigen Selbstversorgung im Zeitraum 2016/2017 bis 2020/2021 nahezu erreicht werden. Eine Dürreperiode 2021/2022 ließ dann aber den Importbedarf nach oben schnellen. Die Weizenproduktion hat sich 2022/2023 wieder erholt.

Nach FAO-Angaben lag Irans jährliche Weizenproduktion im Zeitraum 2016 bis 2020 bei durchschnittlich 13,3 Millionen Tonnen. Es folgte 2021 ein Einbruch auf 10,1 Millionen Tonnen. Die FAO kalkuliert für 2022 mit einem Anstieg auf 13,0 Millionen Tonnen und prognostiziert für 2023 eine Stagnation. Iran nutzt mehr als die Hälfte seiner Ackerfläche für den Weizenanbau.

Gemäß der FAO ist Irans gesamte Getreideproduktion 2021 gegenüber dem Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre um 22 Prozent auf 16,3 Millionen Tonnen geschrumpft. Für 2022 wird aber eine Steigerung auf 20,6 Millionen Tonnen geschätzt.

Iran: Erzeugung ausgewählter Agrarprodukte 2018/2019 und 2021/2022 (in 1.000 Tonnen) 1)

Produkt

2018/2019

2021/2022

Weizen

12.705

10.416

Zuckerrüben

8.388

5.435

Alfalfa

4.503

4.723

Tomaten

4.895

3.616

Kartoffeln

4.117

3.315

Gerste

2.747

2.941

Zwiebeln

1.701

2.366

Reis

1.956

1.820

Getreidemais 2)

694

438

Kichererbsen/Bohnen

369

340

1) iranische Jahre (21. März bis 20. März); 2) ohne FuttermaisQuelle: Statistical Centre of Iran 2023, Ministry of Agriculture 2023

Futtermittelerzeugung mit hohem Wasserbedarf

Die Wasserkrise bedroht auch den Anbau von Futtermitteln. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums produzierte Iran im Erntejahr 2021/2022 (Herbst 2021 bis Sommer 2022) unter anderem 12,7 Millionen Tonnen Futtermais und 4,4 Millionen Tonnen Alfalfa. Der Anbau erfolgte zu fast 99 Prozent auf Bewässerungsland.

Einer Erhebung des Landwirtschaftsministeriums zufolge gab es im März 2023 in Iran 54,4 Millionen Schafe, 18,0 Millionen Ziegen und 5,4 Millionen Kühe. Die Schlachthäuser lieferten 2022/2023 rund 598.300 Tonnen rotes Fleisch, davon entfielen 49 Prozent auf Rindfleisch, 43 Prozent auf Lammfleisch und 7 Prozent auf Ziegenfleisch. Die Produktion von weißem Fleisch lag bei 2,1 Millionen Tonnen.

Nahrungsmittelpreise haben sich vervielfacht

Der Anstieg der Verbraucherpreise für Lebensmittel lag in den letzten Jahren noch deutlich über der ohnehin sehr hohen durchschnittlichen Teuerungsrate. Nach Angaben der Statistikbehörde haben sich die Verbraucherpreise im Zeitraum 2018/19 bis 2022/2023 um 376 Prozent erhöht. Bei Nahrungsmitteln kam es zu einer Steigerung von 607 Prozent.

Die jüngsten Inflationsdaten beziehen sich auf den iranischen Monat Ordibehesht (21. April bis 20. Mai 2023). Im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise durchschnittlich um 54,6 Prozent. Für Nahrungsmittel werden 76,1 Prozent angegeben. Überdurchschnittlich legten die Preise für Speiseöl und -fette (202,5 Prozent), Fleisch (122,4 Prozent), Milcherzeugnisse und Eier (81,0 Prozent) sowie Früchte (78,9 Prozent) zu. Die Preise für Brot und Getreide erhöhten sich um 48,8 Prozent.

Die mit der hohen Inflation einhergehenden Kaufkraftverluste der privaten Haushalte in Verbindung mit den dramatisch gestiegenen Lebensmittelpreisen dürften zu einem gesunkenen Nahrungsmittelverbrauch geführt haben. Entsprechende statistische Daten sind allerdings nicht verfügbar.

Produktion und Ausfuhr von Pistazien eingebrochen

Iran gehört zu den weltweit führenden Erzeugern und Exporteuren von Pistazien. Insbesondere Wassermangel und die Versalzung des Grundwassers bedrohen die Pistazienproduktion. Iran liefert etwa 80 Prozent seiner Pistazien ins Ausland. Die Exporte zeigen schon seit 2008/2009 einen negativen Trend. Die Ausfuhren lagen 2007/2008 bei 265.000 Tonnen. Nur noch 135.000 Tonnen gingen 2021/2022 in den Export, es folgte 2022/2023 ein Einbruch auf 56.000 Tonnen. In der traditionell wichtigsten Anbauregion, der Provinz Kerman, soll die Produktion 2022/2023 aufgrund von Wassermangel um 90 Prozent gesunken sein.


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