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Wirtschaftsausblick | Iran

Irans Wirtschaft wächst langsamer

Die Öl- und Gasförderung hat in den letzten Jahren wesentlich zur positiven Entwicklung der Konjunktur beigetragen. Jetzt wird im Ölsektor mit geringeren Zuwächsen gerechnet.

Von Robert Espey | Dubai

Top-Thema: Iran baut Beziehungen zur BRICS+ Gruppe aus

Die US-Sanktionen gegen Iran und die starke Zurückhaltung der meisten Unternehmen aus Europa und anderen Industrieländern, sich in der Islamischen Republik zu engagieren, haben zu einer Neuausrichtung der iranischen Wirtschaft geführt. Der Beitritt zur BRICS+ Gruppe im Januar 2024 zeigt die Bemühungen Teherans, die Beziehungen in der Außenwirtschaft umzustrukturieren.

Die Regierung will den Handel mit den aktuell neun Ländern der BRICS+ Gruppe weiter intensivieren. Nach iranischen Zollangaben lag das Handelsvolumen mit den BRICS+ Ländern 2023/2024 (iranisches Jahr: 21. März bis 20. März) ohne Rohöl bereits bei 67,2 Milliarden US-Dollar (US$). Die Einfuhren werden mit 42,9 Milliarden US$ angegeben, die Nichtölausfuhren mit 24,3 Milliarden US$.

Irans führende BRICS+ Partner sind China und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Nach iranischen Angaben kamen 2023/2024 aus den VAE Güter für 21 Milliarden US$. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Reexporte über Dubai. Die Einfuhren aus China werden mit 18,7 Milliarden US$ beziffert. Von den Ausfuhren entfielen 14,2 Milliarden US$ auf China und 6,7 Milliarden US$ auf die VAE.

Neben stärkeren Handelsbeziehungen mit den Bündnisländern hofft Iran auch auf Finanzierungen durch den BRICS-Entwicklungsfonds (New Development Bank). Die Kredite sollen in den nationalen Währungen der Mitgliedsländer vergeben werden. Die Entwicklungsbank hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 mehr als 90 Projekte im Gesamtwert von etwa 33 Milliarden US$ gefördert.

Wirtschaftsausblick: Wachstum schwächt sich ab

In Iran stützt maßgeblich der expandierende Öl- und Gassektor das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im laufenden Jahr 2024/2025 könnten die Produktionssteigerungen bei Öl und Gas jedoch signifikant geringer ausfallen als im Vorjahr. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank erwarten eine Abschwächung des realen BIP-Wachstums von 5 Prozent im Vorjahr auf 3,7 Prozent. Die Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) prognostizieren einen Wert von 3,9 Prozent.

Die Erhöhung der Ölproduktion hängt vor allem von Zuwächsen bei den Ölexporten ab. In welchem Maße das zukünftig möglich sein wird, ist ungewiss. China bleibt weiterhin Hauptabnehmer iranischen Öls. Mittlerweile soll es aber auch eine größere Zahl weiterer kleinerer Länder geben.

Die Reaktivierung der US-Sanktionen durch Präsident Trump 2018 hatte die Ölexporte bis 2020 stark auf unter 2 Millionen Barrel pro Tag einbrechen lassen. Seit 2021 expandiert der Öl- und Gassektor wieder. Nach Berechnungen der Zentralbank legte er 2023/2024 um 13,7 Prozent zu. Im Jahresverlauf nahm die Dynamik allerdings ab. Das Plus ging zum Winterquartal im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 10,2 Prozent zurück.

Die Abschwächung des Wachstumstrends im Öl- und Gassektor setzte sich im Frühjahr 2024 fort. Für das Gesamtjahr prognostiziert der IWF ein Plus von nur noch 3,6 Prozent.

Für September 2024 schätzt die OPEC den Ausstoß auf 3,3 Millionen Barrel pro Tag. Der Jahresdurchschnitt dürfte bei 3,25 Millionen Barrel pro Tag liegen. Die International Energy Agency veranschlagt die Produktionskapazität mit 3,8 Millionen Barrel pro Tag. Teheran möchte seine Kapazitäten bis 2031 auf 5,7 Millionen Barrel pro Tag ausbauen.

Trotz des Rückzugs westlicher Partner konnte Iran auch die Gasförderung kontinuierlich steigern. Dem Ölministerium zufolge produzierte Iran im März 2024 täglich rund 1,1 Milliarden Kubikmeter. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll die Tagesmenge 1,3 Milliarden Kubikmeter erreichen.

Auch die verarbeitende Industrie und die Bauwirtschaft expandieren

Der IWF erwartet für 2024/2045 in der Nichtölwirtschaft einen ähnlichen Zuwachs wie im Vorjahr. Die Nichtölwirtschaft wuchs 2023/2024 um 3,6 Prozent. Dabei expandierte die verarbeitende Industrie um 4,4 Prozent, die Bauwirtschaft um 7,1 Prozent und der Dienstleistungssektor um 3,8 Prozent.

Dem iranischen Zoll zufolge bleiben die Einfuhren auf Expansionskurs. Im 1. Halbjahr 2024/2025 stiegen die Importe um 6,6 Prozent auf 32,6 Milliarden US$. Etwa 31 Prozent der Waren kamen aus den VAE. Es folgten China mit 26 Prozent, die Türkei mit 16 Prozent, Deutschland mit 4 Prozent und Russland mit 2 Prozent.

Bei den Nichtölausfuhren zeichnet sich für 2024/2025 ein positives Ergebnis ab. Im 1. Halbjahr wurde ein Zuwachs um 6,5 Prozent auf 25,8 Milliarden US$ verbucht. Die wichtigsten Abnehmer waren China, Irak, die VAE, die Türkei und Afghanistan. Im Jahr 2023/2024 hatten die Nichtölausfuhren 49,3 Milliarden US$ betragen, ein Rückgang um 8,9 Prozent.

Deutsche Perspektive: Ausfuhren erholen sich

Nach einem starken Rückgang der deutschen Lieferungen nach Iran zeichnet sich für 2024 eine Besserung ab. Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge legten die deutschen Ausfuhren in den ersten acht Monaten 2024 gegenüber der entsprechenden Vergleichsperiode des Vorjahres um 14,5 Prozent auf 875 Millionen Euro zu. Der deutsche Iran-Export war 2023 um 24 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro und damit auf den niedrigsten Wert seit 1999 gesunken.

Den kräftigen Zuwachs im Achtmonatszeitraum verursachten unter anderem höhere Maschinenlieferungen. In der Kategorie "Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke" (SITC 72) erhöhten sich die deutschen Lieferungen um 147 Prozent auf 101 Millionen Euro. Bei "anderen Arbeitsmaschinen für verschiedene Zwecke" (SITC 74) waren es 44 Prozent auf 151 Millionen Euro. Die Ausfuhren von Pharmazeutika (SITC 54) expandierten um 21 Prozent auf 168 Millionen Euro.

GTAI-Informationsangebote zu Iran
Weitere Informationen zu Iran bieten unter anderem unsere Reihen "Wirtschaftsstandort", "Wirtschaftsdaten kompakt" und "Branche kompakt". Ferner sind auf der GTAI-Länderseite zahlreiche Berichte zum Wirtschaftsumfeld, zu Branchen sowie Rechts- und Zollthemen zu finden.

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