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Deutsche Wettbewerbsposition | Irland

Deutsche Lieferanten bauen ihre Marktanteile in Irland aus

Deutschland erschließt weitere Absatzchancen in Irland. Dafür sorgt auch der deutliche Rückgang irischer Importe aus einem Land.

Von Marc Lehnfeld | Dublin

Irland gehört nicht zu den großen Handelspartnern der Bundesrepublik, bietet aber in den nächsten Jahren gute Wachstumschancen für deutsche Exporteure. Dafür sorgen das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum des Landes und die Folgen des Brexits.

Als Investitionsstandort haben deutsche Firmen die grüne Insel schon entdeckt. Seit 2016 sind die Direktinvestitionsbestände pro Jahr im Durchschnitt um rund 21 Prozent gewachsen und damit so stark wie an keinem anderen der 15 größten deutschen Ziele für Investitionen in der Welt. Vor allem die international wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung lockt Investoren ins Land. Allerdings ist sie im Zuge der OECD-Initiative zur Einführung einer globalen Mindeststeuer ins Fadenkreuz geraten.

Deutsch-irischer Handel auf einen Blick

Irland importierte 2021 laut irischem Statistikamt Waren im Wert von 102,6 Milliarden Euro, davon stammten rund 7 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 32 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Irland exportierte 2021 Waren im Wert von 165,2 Milliarden Euro. Davon gingen rund 11 Prozent nach Deutschland - Rang 16 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut irischem Statistikamt waren 2019 rund 270 deutsche Unternehmen in Irland ansässig und beschäftigten rund 26.700 Mitarbeiter.

Rückgang bei UK-Beschaffung bietet Chancen

Deutsche Exporte haben in den vergangenen 20 Jahren den irischen Markt langsamer erschlossen als andere Konkurrenten. So lagen zum Beispiel die irischen Importe 2021 aus der Schweiz und China 13 beziehungsweise 9 Mal höher als 2000, während das Einfuhrvolumen aus Deutschland nur um den Faktor 2,4 gestiegen ist. Dabei bietet die vergleichsweise schwache Entwicklung von Importen aus dem Vereinigten Königreich (United Kingdom, UK) zahlreiche Lücken, die deutsche Unternehmen schließen können.

Die neue Zollbürokratie im Handel zwischen den zwei Inseln hat das benachbarte Königreich als Beschaffungsmarkt zuletzt deutlich geschwächt. Gegenüber 2000 haben die Briten in nahezu allen wichtigen Güterkategorien erheblich Anteile an der irischen Einfuhr verloren. Weil der Prozess noch nicht abgeschlossen ist, bleibt das Potenzial für deutsche Zulieferer auch in den nächsten Jahren hoch.

Deutschland gewinnt Marktanteile

Deutsche Exporteure profitierten in der gesamten Breite vom irischen Wirtschaftswachstum - mit nur wenigen Ausnahmen. Seit 2000 sind die irischen Gütereinfuhren aus Deutschland im Jahresdurchschnitt um 4,3 Prozent gestiegen. Seitdem konnte Deutschland auch seine Marktanteile in vielen Güterkategorien ausbauen. Stammte vor 20 Jahren noch ein Viertel aller Autoimporte aus der Bundesrepublik war es 2021 knapp ein Drittel.

Zu den Branchen, die bisher aber weniger vom Wirtschaftswachstum profitieren konnten, zählen sonstige chemische Erzeugnisse, also jene ohne Pharmaprodukte. Größtenteils sind dies Zulieferungen für Irlands stark wachsenden Life Sciences Sektor, der von ausländischen Investoren getrieben wird.

Flugzeuge waren zwar 2021 wieder Deutschlands wichtigstes Lieferprodukt. Dabei bleiben die Einfuhren aber oft rein virtuell, weil Irland mit seinen günstigen Steuerbedingungen internationale Flugzeugleasinggesellschaften angelockt hat. Deren Maschinen werden zwar in den Büchern in Irland geführt, fliegen aber tatsächlich um die ganze Welt.

Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

2021

Flugzeuge 2)

1

USA

63,0

52,9

25,7

37,1

2

Deutschland

1,0

3,3

8,7

9,0

3

Finnland

k.A.

k.A.

k.A.

2,0

Pharma 3)

1

USA

17,2

17,6

28,2

36,1

2

Vereinigtes Königreich

29,9

22,5

14,4

12,2

3

Deutschland

8,9

6,0

12,7

10,6

Pkw 4)

1

Deutschland

24,7

42,3

35,8

32,4

2

Vereinigtes Königreich

18,4

18,0

18,1

15,8

3

Tschechien

1,6

5,8

10,5

12,2

k.A. = keine Angabe; 1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Irland; 2) SITC-792; 3) SITC-54; 4) SITC-781Quelle: Eurostat (Comext) 2022

Irische Pharmalieferungen sind für Deutschland bedeutend

Allgemein ist Irland als mittelgroße europäische Volkswirtschaft kein zentraler Lieferant für die deutsche Wirtschaft. Eine Ausnahme gibt es aber: Irlands auch im europäischen Maßstab herausragende Pharmaindustrie. Deshalb machen Pharmazeutika und organische Chemikalien zusammen fast zwei Drittel aller deutschen Gütereinfuhren von der grünen Insel aus. Der irische Marktanteil bei Deutschlands Pharmaeinfuhren stieg zuletzt 2020 auf 9,9 Prozent. Unter den organischen Chemikalien sind es fast ausschließlich organisch-anorganische beziehungsweise heterocyclische Verbindungen, die je nach Unterkategorie bis zu 90 Prozent oder mehr Marktanteil haben.

Von wachsender Bedeutung ist auch die irische Halbleiterindustrie, allen voran die Produktion von Intel. Der US-Hersteller investiert seit Jahren Milliarden Euro in die irische Produktion. Zudem gab das Unternehmen im Herbst 2021 bekannt, seine Herstellung auf der Insel angesichts der globalen Lieferengpässe auf Halbleiter für die Automobilindustrie zu konzentrieren. Das dürfte Irlands Position als Lieferant Deutschlands deutlich stärken.

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