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Deutschland ist Israels führender Partner bei Horizont Europa
Zwei Jahre nach Beginn des Forschungsprogramms zieht Israel eine positive Zwischenbilanz. Für die kommenden Jahre werden mehr Bewilligungen für israelische Teilnehmer erwartet.
12.05.2023
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Nach Einschätzung der israelischen Innovationsbehörde (Innovation Authority) entwickelt sich die israelische Beteiligung an dem 2021 angelaufenen europäischen Rahmenforschungsprogramm Horizont Europa positiv. Die Behörde ist federführend für die israelische Teilnahme an Horizont Europa zuständig. In einem Gespräch mit Germany Trade & Invest gingen Shlomi Kofman, Vizepräsident der internationalen Abteilung der Innovationsbehörde und Dan Seker, israelischer Delegierter beim strategischen Planungskomitee von Horizont Europa auf die wichtigsten Aspekte der israelischen Mitarbeit an dem Programm ein.
Höhere Erfolgsquote erreicht
Eine wichtige Kennziffer sei die Erfolgsquote israelischer Bewerbungen um Forschungsmittel. Bis März 2023 habe sie bei 17,9 Prozent gelegen, gegenüber 12 Prozent beim Vorgängerprogramm Horizont 2020.
Aus Gründen, die aus der Struktur der beiden Programme resultierten, so Kofman und Seker, sei die Erfolgsquote der Gesamtheit der teilnehmenden Länder höher als bei Horizont 2020. Allerdings gelte für beide Programme, dass die Erfolgsquote israelischer Antragsteller um rund einen Prozentpunkt höher als der Durchschnitt sei. Das spreche für eine erfolgreiche Integration des Landes in die europäische Forschung.
Mehr Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit israelischen Partnern erwartet
Wie alle assoziierten Mitglieder ist Israel mit einjähriger Verspätung in Horizont Europa gestartet, und zwar ab Ende 2021. Das lag an den Bestimmungen für die Aufnahme dieser Länder.
Außerdem, erklären Kofman und Seker, sei damals noch nicht sicher gewesen, dass Israel tatsächlich am Programm teilnehmen würde. Deswegen sei die Aufnahme israelischer Partner verlangsamt angelaufen.
Indessen geht die Innovationsbehörde davon aus, dass sich das Tempo der Mittelbewilligungen ab 2023 im Vergleich zur Anfangsphase erhöhen dürfte. Damit werde Israel sein Potenzial besser ausschöpfen können. Zugleich erhalten ausländische Unternehmen mehr Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit israelischen Programmteilnehmern.
Enge deutsch-israelische Kooperation
Deutschland ist das Land mit der größten Zahl von Teilnehmern, die zusammen mit israelischen Partnern an Horizont-Europa-Projekten partizipieren. Bis Ende März 2023 haben sich deutsche Einrichtungen und Unternehmen in 568 Fällen an Projekten beteiligt, an denen auch Israelis teilnehmen. An zweiter Stelle lagen Italien und Spanien mit jeweils 447 gemeinsamen Beteiligungen mit israelischen Partnern.
Wie die Innovationsbehörde betont, liege die führende Position Deutschlands nicht nur an der Größe des deutschen Forschungswesens, sondern auch an den engen Kooperationsbeziehungen zwischen beiden Ländern im Forschungsbereich. Sie schüfen eine gute Grundlage für Zusammenarbeit bei Horizont Europa.
Auf Regierungsebene bestehen enge Verbindungen, insbesondere zwischen der Innovationsbehörde auf israelischer und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf deutscher Seite. Auch Hochschulen und Unternehmen aus beiden Ländern sind gut miteinander vertraut. Informationen zu Förderung und Antragstellung von Projekten erhalten deutsche Unternehmen auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Digitalisierung, Industrie und Weltall für Israel am wichtigsten
Das Cluster, in dem die meisten Projekte mit israelischer Beteiligung angesiedelt sind, ist der Bereich "Digitalisierung, Industrie und Weltall“, gefolgt vom Cluster "Gesundheit“. Allerdings betonen Kofman und Seker, dass diese Statistik nicht nur die Schwerpunkte israelischer Forschung, sondern ebenso die finanzielle Ausstattung verschiedener Cluster widerspiegele.
So etwa sei die für das Cluster "Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ im Rahmen von Horizont Europa vorgesehene Finanzierung bisher relativ begrenzt gewesen. Dadurch sei auch die israelische Beteiligung daran geringer ausgefallen als im Durchschnitt von Horizont 2020. Sollten im weiteren Verlauf von Horizont Europa mehr Mittel für dieses Cluster zur Verfügung gestellt werden, könnte sich Israel in diesem Bereich stärker einbringen. Das gelte beispielsweise für Cybersicherheit, bei der Israel zur Weltspitze gehöre.
Hochschulen auf Platz eins
Bis März 2023 entfielen 56,3 Prozent der für israelische Programmteilnehmer bewilligten Mittel auf akademische Einrichtungen. Die im Rahmen von Horizont Europa aktivsten israelischen Hochschulen waren das Weizmann-institut für Wissenschaft (Weizmann Institute of Science), die Universität Tel Aviv (Tel Aviv University), die technische Hochschule Technion (Technion – Israel Institute of Technology) und die Hebräische Universität in Jerusalem (Hebrew University of Jerusalem).
Auf die Industrie entfielen 36,7 Prozent der Fördermittel. Andere israelische Teilnehmer erhielten 7 Prozent der bewilligten Finanzierung.