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Innere Sicherheit bietet Geschäftschancen
Die langjährige Erfahrung der israelischen Heimatschutz-Branche in der Risikoabwehr führt zu internationalen Erfolgen. Deutschland gehört zu Israels engsten Partnern.
30.11.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Die Technologie für innere Sicherheit ist einer der führenden Sektoren der israelischen Exportwirtschaft, Tendenz steigend. Nach Schätzung des israelischen Exportinstituts (Israel Export and International Cooperation Institute) beliefen sich die Exporte von Technologien und Ausrüstungen für Zwecke der zivilen inneren Sicherheit ohne Cybersicherheit 2021 auf rund 7 Milliarden US-Dollar (US$). Das erklärte Tal Siman Tov, Direktor für Homeland Security, Cyber und Fintech beim Exportinstitut, in einem Gespräch mit Germany Trade & Invest.
Verkaufs- und Kooperationschancen für ausländische Unternehmen
In der Regel stellen israelische Firmen umfassende Lösungen zur Verfügung. Das bedeutet aber nicht, dass Israel versucht, in technologischer wie wirtschaftlicher Hinsicht autark zu sein. Vielmehr ist das Land im Bereich der inneren Sicherheit eng in internationale Kooperationen eingebunden.
Das ermöglicht ausländischen Unternehmen, nicht nur israelische Technologie zu erwerben, sondern bietet ihnen auch andere Geschäftschancen. Dazu gehört unter anderem der Verkauf von Produkten sowie Komponenten und Systemen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Zusammenarbeit zwischen israelischen und ausländischen Partnern bei der Forschung und Entwicklung.
Diese Zusammenarbeit findet auf bilateraler Ebene ebenso wie in supranationalem Rahmen statt. Ein wichtiges Beispiel sind die europäischen Rahmenforschungsprogramme inklusive des gegenwärtig durchgeführten Forschungs- und Entwicklungsprogramms Horizont Europa, an dem Israel als assoziiertes Mitglied teilnimmt.
Partnerschaft schafft Chancen für deutsche Firmen
Israelische Firmen wollen oft mit Partnern zusammenarbeiten, die große Projekte leiten können. Gefragt sind auch ausländische Unternehmen, die über internationale Vertriebsnetze verfügen. Sie können häufig gemeinsam mit israelischen Firmen entwickelte oder in Israel erworbene Technologien und Produkte auf ihrem einheimischen Markt verkaufen oder in ihr Weltmarktangebot aufnehmen.
Auf dem Gebiet der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gehört Deutschland, wie Siman Tov erklärt, zu den wichtigsten und engsten Partnerländern Israels. Das gelte sowohl für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen als auch für die Beziehungen zwischen den Regierungen. Deutschen Firmen und israelischen Partnern könnten sich daher zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten auf dem internationalen Markt oder in Israel selbst bieten.
Heimatschutz stellt mindestens 15 Prozent der israelischen Ausfuhr
Die Ausfuhr von Cybersicherheit ist in Israel bedeutend und lag nach Schätzung des Exportinstituts 2021 bei 22 Milliarden US$. Zwar lässt sich diese Statistik nach verschiedenen Bereichen nicht aufschlüsseln, doch schätzt Siman Tov, dass das Gros der Cyberausfuhr in den Bereich Heimatschutz fällt. Demnach könnte der Anteil der Heimatschutzbranche an der israelischen Gesamtausfuhr von Waren und Dienstleistungen mindestens 15 Prozent betragen. Laut der Zahlungsbilanzstatistik führte Israel 2021 Waren und Dienstleistungen im Wert von 143 Milliarden US$ aus.
Mehr Nachfrage nach Cyberschutz und physischer Sicherheit
Im Bereich der Datensicherheit, erklärt Siman Tov, zeigt sich seit Längerem ein weltweiter Anstieg der Nachfrage nach Abwehrtechnologien gegen Angriffe unterschiedlicher Art. Dazu gehören Datendiebstahl, Sabotage und Schutz gegen Ransomware. Da Israel in diesem Bereich einer der weltweit führenden Entwicklungsstandorte ist, sehen sich israelische Firmen einer kräftigen Nachfrage aus dem Ausland gegenüber.
Auch weltweit wachse die Nachfrage nach physischer Sicherheit von Objekten und Personen. Ereignisse, die mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhingen, hätten das Bewusstsein von Unternehmen ebenso wie von staatlichen Einrichtungen für die physische Schutzbedürftigkeit erhöht. Das gelte nicht zuletzt für kritische Infrastruktur.
Im Gesamtergebnis erwartet das Exportinstitut in den kommenden Jahren eine beschleunigte Expansion des Weltmarkts für den Heimatschutz. Israel rechnet sich gute Chancen aus, daran zu partizipieren. Angesichts der jahrzehntelangen Erfahrung bei der Abwehr einer breiten Palette von Bedrohungen sind israelische Experten auf Früherkennung von Risiken und Prävention spezialisiert.
Die Branche hat hohen Reifegrad
Wie aus Angaben der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central hervorgeht, waren in Israel im November 647 Unternehmen in den Bereichen Cybersicherheit und Homeland Security tätig. Rund zwei Drittel hiervon entfielen auf Cybersecurity.
Die am häufigsten eingesetzte Kerntechnologie war die Kategorie "Plattformen und Schnittstellen", die von 48 Prozent aller in den Bereichen Cyber- und Homeland Security tätigen Firmen eingesetzt wurde. Auf Rang 2 folgte mit 29 Prozent Künstliche Intelligenz. Bei der drittplatzierten Kerntechnologie Sensorik waren 10 Prozent der Firmen vertreten.
Der hohe Reifegrad der Branche lässt sich auch an der Tatsache erkennen, dass 79 Prozent der Unternehmen über marktgängige Produkte verfügen. Ein weiterer Hinweis ist die Betriebsgröße. Im gesamten Hightechsektor haben laut Start-up Nation Central 53 Prozent aller Firmen bis zu zehn und nur 4 Prozent mehr als 200 Mitarbeiter. Demgegenüber liegen die entsprechenden Anteile im Bereich Cyber- und Homeland Security bei 34 beziehungsweise 8 Prozent.