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Israel baut landesweites Abwassertransportnetz

Die Wasserbehörde will für 1,4 Milliarden US-Dollar ein Transportnetz für gereinigte Abwässer schaffen. Das Programm könnte auch ausländischen Firmen Geschäftschancen bieten.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Israel plant, ein landesweites Abwassertransportnetz zu errichten. Das hat die Wasserbehörde des Landes (Water Authority) angekündigt. Das Abwasser soll aus dem Landeszentrum in entlegene Regionen befördert und dort vor allem in der Landwirtschaft wiederverwendet werden. 

Die zur Durchführung des Programms erforderlichen Investitionen werden auf umgerechnet 1,4 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. Der Bau des Transportnetzes würde ausländischen Unternehmen Geschäftschancen bei Maschinen und Ausrüstungen sowie Zulieferungen bieten.

Umfassende Wiederverwendung angestrebt

Durch das geplante Transportnetz soll der ungleichmäßigen Verteilung der Bevölkerung auf der einen und der Agrarflächen auf der anderen Seite Rechnung getragen werden. Das Gros der Landesbewohner lebt entlang der Mittelmeerküste, insbesondere im Großraum Tel Aviv.  Demgegenüber sind Landwirtschaftsflächen großenteils in entlegeneren Landesteilen zu finden.

In Ermangelung landesweiter Transportmöglichkeiten ist es bisher nicht möglich, die gereinigten Abwässer in vollem Umfang zu nutzen. In Israel fielen im Jahr 2020 nach Angaben der Wasserbehörde 603 Millionen Kubikmeter gereinigtes Abwasser an, von denen jedoch nur 80 Prozent wiederverwendet wurden.

Abwassermengen nehmen zu

Angesichts des schnellen Bevölkerungswachstums nehmen die Abwassermengen zu. Ohne eine landesweite Lösung wird sich das Problem daher weiter verschärfen. Laut Prognosen der Wasserbehörde wird die in Israel anfallende Abwassermenge bis 2030 auf 794 Millionen und 2040 auf 896 Millionen Kubikmeter steigen. Bis 2050 sollen es sogar 1,1 Milliarden sein.

Baubranche wird profitieren

Die Abwasserbeförderung in periphere Regionen wird indirekt auch dem Bauwesen zugutekommen. Bei der Planung neuer Stadtviertel oder bei der Aufstockung der Bausubstanz in bestehenden Wohn- und Geschäftsvierteln müssen die Planungsbehörden Lösungen zur Abwasserentsorgung finden. 

Das bereitet Schwierigkeiten, denn die Bautätigkeit findet hauptsächlich in Ballungsräumen statt, wo es kaum Möglichkeiten für landwirtschaftliche Abwassernutzung gibt. Allein im Ballungsraum Tel Aviv entsteht rund die Hälfte der landesweiten Neubaufläche. Unter diesen Umständen, so der Direktor der Wasserbehörde, Yehezkel Lifshitz, werde das anvisierte Transportnetz Abwasser von einer Belastung in eine wertvolle Ressource verwandeln.

Modernere Abwasserreinigung gefordert

Neben der Abwasserbeförderung steht die israelische Wasserwirtschaft auch vor der Aufgabe, die Gesamtqualität der gereinigten Abwässer zu verbessern. Offizielles Ziel der Wasserpolitik ist es, die gesamte Menge gereinigten Abwassers der tertiären Behandlung zuzuführen. Damit soll es für die Bewässerung in allen Sparten der Landwirtschaft geeignet sein.

In einer im März 2023 vorgelegten Studie hat eine Arbeitsgruppe der Wasserbehörde indessen erklärt, tertiäre Behandlung sei nicht ausreichend. Vielmehr müsse der Reinheitsgrad der Abwässer in bestimmten Fällen weiter erhöht werden. Das gelte auch, weil ungenügend gereinigtes Abwasser sich wegen des geplanten Abwassertransportnetzes landesweit verbreiten werde.

In Zukunft, so die Arbeitsgruppe, müsse Israel deshalb auch die sogenannte „quartäre“ Abwasserbehandlung einführen. Dabei würden aus dem Abwasser unter anderem auch Viren, Hormone und Nahrungsmittelreste herausgefiltert. Zu diesem Zweck müssten moderne Technologien eingesetzt werden. Dazu gehörten kohlebasierte Methoden wie BAC (biologische Aktivkohle) und GAC (granulierte Aktivkohle) sowie AOP (fortgeschrittene Oxidation).

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