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Branchen | Israel | Unbemannte Luftfahrzeuge

Israel hat hochfliegende Pläne für seine Drohnenindustrie

In den kommenden zwei Jahren will Israel neue Drohnenanwendungen für den zivilen Markt entwickeln. Das Programm ist für Kooperationen mit ausländischen Partnern offen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Israels 2019 angelaufene nationale Drohneninitiative (Israel National Drone Initiative) tritt in ein neues Stadium. Im Rahmen des Programms soll ein technologisches Ökosystem für zivile Anwendungen unbemannter Luftfahrzeuge (UAV) entwickelt werden. Dabei ist eine Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern möglich und erwünscht. Für die Initiative ist die israelische Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority) federführend zuständig.

Zivile Anwendungen im Blick

Israel gehört zu den weltweit führenden Exporteuren von Drohnen und hat insbesondere durch wehrtechnische Anwendungen große Erfahrung in diesem Bereich. Zugleich ist es bestrebt, seiner UAV-Industrie im zivilen Bereich zu Erfolgen zu verhelfen.

Im Fokus steht dabei der Weltmarkt. Das hat Daniella Partem, Leiterin des im Rahmen der Behörde tätigen Zentrums für die 4. Industrielle Revolution (Center for the 4th Industrial Revolution) gegenüber Germany Trade & Invest erklärt.

Im Rahmen des neuen Programmstadiums soll eine große Zahl von Drohnen in den kommenden zwei Jahren Testflüge durchführen. Im Juni 2023 sind solche Flüge mit mehreren Experimenten angelaufen.

Unter anderem hat dabei das israelische Unternehmen AIR seine AIR ZERO-Drohne aufsteigen lassen. Das Luftfahrzeug ist für die Beförderung von zwei Fluggästen oder einer Fracht von bis zu 200 Kilogramm ausgelegt. In dem Experimentalstadium wurden allerdings keine Personen befördert. Die Firma Air Taxi Israel wiederum testete ihr vertikal startendes und landendes Elektrofluggerät. Erprobt wurde auch der Lufttransport von Fracht.

Die Drohneninitiative, so Daniella Partem, unterstütze die teilnehmenden israelischen Firmen. Allerdings könnten sich ausländische Unternehmen, die ihre Technologien in die Initiative einbringen möchten, ebenfalls an die Drohneninitiative wenden. Sie seien auch als Beobachter bei den Experimenten willkommen. Generell biete die Entwicklung der Drohnenbranche Gelegenheiten zu grenzübergreifender Zusammenarbeit.

 "Testgelände“ für Technologien und Anwendungen

Das Programm lasse sich als eine Art Testgelände für verschiedene Technologien und Anwendungszwecke verstehen. Allerdings hat die Innovationsbehörde dabei ein übergreifendes Ziel vorgegeben: die Entwicklung eines technologischen Ökosystems für die Nutzung von Drohnen und fortgeschrittene Luftmobilität im urbanen Bereich.

Die Tatsache, dass das dicht besiedelte Israel sich seit Langem mit Problemen urbaner Räume befasst, sei auch bei der Entwicklung entsprechender Anwendungen für die Nutzung von Drohnen von Vorteil. Eines der wichtigsten Probleme, die dabei zu lösen seien, so Partem, sei das Risikomanagement. Zu diesem Zweck müsse ein umfassendes Flugkontrollsystem für Drohnen geschaffen werden.

Als besonders erfolgversprechend sieht die Innovationsbehörde, jedenfalls im gegenwärtigen Entwicklungsstadium, den Einsatz von Drohnen für Transporte von großer Dringlichkeit. Ein Beispiel sei die Beförderung von Blutproben oder unverzüglich benötigten Medikamenten zwischen medizinischen Institutionen. Beim ersten Experiment der neuen Programmphase wurde denn auch der Drohnentransport zwischen zwei Krankenhäusern geprobt.

Eine weitere Möglichkeit seien Einsätze bei der Ortung und Bergung von Menschen an schwer zugänglichen Orten. Dort könnten Drohnen Verunglückte aufspüren und sie mit Medikamenten, Ausrüstungen für Erste Hilfe oder Nahrungsmitteln und Wasser versorgen.

Die Planer blicken auch in fernere Zukunft

Welche Leistungen letztlich Markterfolg haben würden, sei eine Frage, die betroffene Unternehmen selbst beantworten müssten. Die Innovationsbehörde sehe ihre Aufgabe in der Schaffung einer Infrastruktur für möglichst vielfältigen Drohneneinsatz.

Deshalb nehmen neben der Innovationsbehörde auch andere Institutionen am Ausbau dieser Infrastruktur und der Erstellung von Nutzungskonzepten teil. Dazu gehören unter anderem die Behörde für zivile Luftfahrt (Civil Aviation Authority), das Verkehrsministerium (Ministry of Transportation and Road Safety) und die staatseigene Verkehrsinfrastrukturfirma Ayalon Highways.

Mag der Einsatz vor Lufttaxis noch nicht unmittelbar bevorstehen, so können Drohnen nach Auffassung von Ayalon Highways mit der Zeit spürbar zur Entlastung des stark überbelasteten israelischen Straßennetzes beitragen. Die im Rahmen der Initiative getesteten Luftfahrtgeräte, so die Generaldirektorin des Unternehmens, Orly Stern, können sowohl den Pkw- als auch den Lkw-Verkehr auf den Straßen reduzieren.

Laut der Datenbank der gemeinnützigen israelischen Hightechorganisation Start-up Nation Central waren im Juli 2023 insgesamt 135 solcher Unternehmen im Lande mit der Drohnentechnologie befasst.

Dabei ist die Zahl der Firmen, die Drohnen herstellen, begrenzt. Dazu gehören nicht zuletzt große Konzerne, die sich auf Wehrtechnik spezialisieren, aber auch Drohnen für zivile Anwendungen anbieten. Daneben gibt es mehrere kleinere Hersteller, zum Teil mit weniger als zehn Beschäftigten.

Die meisten Branchenunternehmen befassen sich indessen mit Betriebs- und Hilfstechnologien für unbemannte Fluggeräte. Die wichtigsten Gebiete sind dabei künstliche Intelligenz, Sensorik, Robotik, Kommunikation sowie Plattformen und Schnittstellen. Diese Technologien kommen in einer breiten Palette ziviler Anwendungen zum Einsatz, beispielsweise Flugmanagement und Navigation, Bildgebung und Computervision. 

Dank der Entwicklung der Drohnenbranche können ausländische Anbieter von Drohnen ebenso wie von technologischen Lösungen und Komponenten Absatzchancen in Israel finden. Eine schnelle Entwicklung der Branche dürfte ein ebenfalls schnelles Wachstum des Importmarkts mit sich bringen.

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