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Branchen | Israel | IT-Sicherheit

Israels Cyberbranche trotzt der Hightech-Flaute

Die weltweite Nachfrage nach IT-Sicherheitsdienstleistungen steigt. Ein breites Portfolio und gut ausgebildete Fachkräfte sorgen in Israel für günstige Investitionsbedingungen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die israelische Hightech-Organisation Start-up Nation Central (SNC) stellt in ihrem Halbjahresbericht 2023 einen weltweit wachsenden Bedarf an Datensicherheit fest. Gründe dafür sind laut der Non-Profit-Organisation die zunehmenden technologischen Fähigkeiten der Angreifer und neue Angriffsvektoren wie generative künstliche Intelligenz. Unternehmen müssten daher weiterhin stark in ihre IT-Sicherheit investieren.

Laut der israelischen Wirtschaftszeitung Globes sind sich in letzter Zeit auch kleinere Unternehmen und Organisationen der Notwendigkeit einer modernen Cyberabwehr bewusst geworden. Dazu habe unter anderem der russische Angriff auf die Ukraine als "erster Cyberkrieg" beigetragen.

Israel hat viel Know-how bei IT-Sicherheit

Die weltweit steigende Nachfrage nach IT-Sicherheit erfordert eine zunehmende Ausbildung von Spezialisten. Israel weist dabei günstige Voraussetzungen auf. Das Land verfügt über zahlreiche IT-Experten, die ihr Wissen in Technologieeinheiten der Armee erworben haben. Diese Spezialisten könnten zur Ausbildung ziviler Cyberexperten eingesetzt werden, so Yigal Unna, ehemaliger Chef des staatlichen Cyberdirektorats. Ein schneller Ausbau der Fachkräftebasis würde die israelische Branche im internationalen Wettbewerb stärken.

Nach den jüngsten verfügbaren Angaben des israelischen Exportinstituts beliefen sich die israelischen Cyberexporte im Jahr 2021 auf 11 Milliarden US-Dollar (US$). Das entsprach 7,6 Prozent aller Waren- und Dienstleistungsexporte des Landes.

IT-Sicherheit hofft auf Investitionsschub 

Für das 1. Halbjahr 2023 registrierte SNC einen Rückgang bei Firmenübernahmen und Investitionen im israelischen Hightechsektor. Als Hauptgrund nennt die Organisation die wirtschaftliche Verunsicherung durch die umstrittene Justizreform. Das Cybersegment konnte sich jedoch relativ gut gegen den negativen Trend stemmen. Es verbuchte nach Angaben von SNC im 1. Halbjahr 2023 Investitionen von 1,07 Milliarden US-Dollar (US$) und blieb damit auf dem Niveau des vorangegangenen Halbjahrs. SNC sieht darin ein Zeichen von Resilienz. Nachdem die Cyberbranche im Vorjahr 2022 ein kräftiges Minus bei den Investitionen hinnehmen musste, scheint die Talsohle erreicht.

Investitionen in die israelische Cyberbranche Mitte 2021 bis Mitte 2023 nach Halbjahren

Halbjahr

Investitionen in Mrd. US$

2. Halbjahr 2021

3,77

1. Halbjahr 2022

2,45

2. Halbjahr 2022

1,07

1. Halbjahr 2023

1,07

Quelle: Start-up Nation Central (SNC), 2023

Der Wert der Übernahmen israelischer Cyberfirmen durch andere Unternehmen legte sogar zu. Hatte er im vorangegangenen Halbjahr bei 300 Millionen US$ gelegen, so stieg er von Januar bis Juni 2023 auf 850 Millionen US$. Wesentlich dafür war der Erwerb der israelischen Firma Axis Security durch den US-Konzern Hewlett Packard Enterprise für 500 Millionen US$. Alle acht Übernahmen im Segment während des 1. Halbjahres tätigten US-amerikanische und israelisch-amerikanische Unternehmen.

Segment profitiert von breiter Diversifizierung

Nach Angaben von SNC ist die häufigste Spezialisierung israelischer Cybersecurity-Firmen die Sicherheit von Anwendungen und Websites. An zweiter und dritter Stelle folgen Datensicherheit beziehungsweise Netz- und Infrastruktursicherheit.

Spezialisierungsstruktur der israelischen Cyberbranche

Spezialisierung

Zahl der Firmen

Sicherheit von Anwendungen und Websites

88

Datensicherheit

78

Netz- und Infrastruktursicherheit

77

Governance, Risk & Compliance und Verwundbarkeit

60

Identitätssicherheit

46

Endgerätesicherheit

45

Sicherheitsmaßnahmen

29

Cloud-Sicherheit

29

Security Intelligence

25

Industriesicherheit

20

Mehrfachzählungen möglichQuelle: Start-up Nation Central (SNC), 2023

SNC zufolge unterhielten im August 2023 insgesamt 21 ausländische Unternehmen in Israel Forschungs- und Entwicklungszentren oder Innovationszentren, die sich mit Cybersicherheit befassen. Mit zwölf Zentren führen US-amerikanische Unternehmen das Feld an. Sechs der Zentren haben europäische Mutterhäuser, davon drei aus Deutschland.

Israelisches Cyberdirektorat

Eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Branche spielt das für Cyberverteidigung im zivilen Bereich zuständige Cyberdirektorat. Über die Formulierung der politischen Vorgaben hinaus befasst es sich mit dem Aufbau technologischer Kapazitäten, der operativen Verteidigung im Cyberspace und der Resilienz des zivilen Cyberraums. Es berät alle kritischen Infrastrukturen in der israelischen Wirtschaft und hilft bei der Bewältigung von Cybervorfällen. Das Direktorat kooperiert auch mit ausländischen Behörden.

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