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Israel zieht Investitionen in IT-Sicherheit an

Cybersecurity hat sich zu einer führenden Hightechbranche in Israel entwickelt. Deutschen Firmen bieten sich Chancen für Technologiezukauf, Kooperation und Investitionen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Im März 2025 hat der US-Konzern Google die Übernahme der israelischen Cloud-Security-Firma Wiz für 32 Milliarden US-Dollar (US$) vereinbart. Es handelt sich um die größte Übernahme in der israelischen Wirtschaftsgeschichte. Zwar liegt der Hauptsitz von Wiz inzwischen in den USA. Doch befindet sich ihr Forschungs- und Entwicklungszentrum weiterhin in Israel.

Google hatte Wiz bereits 2024 ein Übernahmeangebot für 23 Milliarden US$ unterbreitet. Damals lehnte Wiz die Offerte ab. Neben der Aufstockung des Übernahmepreises sehen israelische Kommentatoren in der gegenwärtigen Unsicherheit auf dem US-Kapitalmarkt einen wesentlichen Grund für die Annahme des Angebots. 

Die jüngste Übernahme illustriert die starke Position der israelischen Cybersicherheitsbranche auf dem Weltmarkt. Neben der steigenden Nachfrage nach Datensicherheit liegt das an der weiterhin guten Verfügbarkeit von Fachkräften in Israel.

Investitionen in Cybersecurity 2024 verdoppelt

Bereits 2024 war ein erfolgreiches Jahr für die IT-Sicherheitsbranche des Landes. In ihrem Bericht "The State of the Cyber Nation 2024" erklärte die internationale Wagniskapitalfirma YL Ventures im Januar 2025, Israels Cybersicherheitsbranche habe 2024 Investitionen von insgesamt 4 Milliarden US$ angezogen. Das sei mehr als doppelt so viel wie 2023 (1,9 Milliarden US$) und mehr als 2022 (3,2 Milliarden US$) gewesen. YL Ventures spricht von einem "außergewöhnlichen Wachstum".

Laut israelischem Fachverband Cyber Together - Israel Cyber Security Association gehören zu den führenden Segmenten der IT-Sicherheitsbranche Cloudsicherheit, Identitäts- und Zugriffsmanagement, Anwendungssicherheit, Sicherheit für Betriebstechnik (OT) und kritische Infrastruktur sowie Datensicherheit und Verschlüsselung. 

Die gemeinnützige Organisation Start-up Nation Central zählt im Februar 2025 insgesamt 509 Unternehmen auf dem Gebiet der Cybersecurity in Israel. Der Großteil davon (etwa 450) beschäftigt weniger als 200 Mitarbeiter. Obwohl es in Israel vor allem Start-ups sind, die zur Innovationskraft im Bereich der IT-Sicherheit beitragen, entwickelt sich die Branche weiter. Laut YL Ventures steigt die Zahl der Seriengründer, also der Unternehmer, die nach dem Verkauf eines Start-ups ein weiteres Start-up in diesem Segment gründen. Zudem sei der schnelle Verkauf eines Start-ups immer seltener das Ziel. Vielmehr richten insbesondere erfahrene Gründer ihre Start-ups verstärkt auf einen potenziellen Börsengang aus.

Umkämpfter Markt bietet Chancen bei EDR und SIEM

Israelische IT-Sicherheitsanbieter sind stark exportorientiert. Nach Schätzung des israelischen Exportinstituts (Israel Export Institute) lag ihre Ausfuhr 2023 bei 13 Milliarden US$. Das entsprach einem Viertel aller Exporte von Hightechdienstleistungen. Anders als andere Hochtechnologiebranchen sind die Anbieter auch in hohem Maß auf dem Binnenmarkt vertreten. Alon Refaeli, Gründer und Partner von Cyber Together, sieht trotz der breiten Palette einheimischer Angebote Möglichkeiten für ausländische Anbieter von Anwendungen für die IT-Sicherheit. Dazu gehörten insbesondere Security Information and Event Management (SIEM) sowie Endpoint Detection and Response (EDR).

Im EDR-Segment seien vor allem Großunternehmen aus den USA und Europa in Israel aktiv. Auf dem SIEM-Markt träten stärker auch kleinere Akteure auf, die sich auf die Integration ihrer Technologie mit Cloud-Systemen spezialisierten.

Bei der Bereitstellung von Clouddiensten spielen ausländische Unternehmen eine wichtige Rolle. Ein Beispiel ist das Nimbus-Projekt: Google und Amazon Web Services sollen für die israelische Regierung eine zentrale Cloud-Infrastruktur einrichten.

Marktteilnehmer aus Übersee stellen zudem israelischen Kunden Server im Ausland zur Verfügung. Bei diesen Kunden handele es sich, so Refaeli, hauptsächlich um zivile Unternehmen. Bei staatlichen israelischen Institutionen, die ihre Daten auf Servern in Israel gespeichert wissen wollten, sei dieses Modell nicht üblich.

Beschaffung und Forschung aus deutscher Sicht im Fokus

"Wir stellen großes Interesse an Lösungen für die IT-Sicherheit seitens deutscher Unternehmen fest. Israelische Anbieter punkten dabei auch mit einem guten Angebot an Schulungen", sagt Charme Rykower, stellvertretende Geschäftsführerin der AHK Israel.

Neben Anwendern aus der Bundesrepublik, so Charme Rykower, kauften auch deutsche Anbieter von IT-Sicherheit israelische Technologie, um sie in ihr eigenes Angebot zu integrieren. Eine wichtige Rolle spiele die deutsch-israelische Forschungs- und Entwicklungskooperation. Kooperationsprojekte fänden insbesondere zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen beider Länder statt. Ein Beispiel sei die deutsch-israelische Energiepartnerschaft, die unter anderem IT-Sicherheit für kritische Energieinfrastruktur beinhalte.  

Das deutsche Nationale Forschungszentrum für angewandte IT-Sicherheit, ATHENE, und das israelische Ministerium für Energie und Infrastruktur haben 2024 ein neues kooperatives Forschungsprogramm gestartet. In dessen Rahmen entwickeln israelische Universitäten gemeinsam mit ATHENE Lösungen für Cyber Security im Energiesektor.

Eine bedeutende internationale Veranstaltung ist die von der Universität Tel Aviv jährlich veranstaltete Cyber Week. Mehrere führende deutsche Firmen haben in Israel in die Forschung und Entwicklung im Bereich der Cyber Security investiert. Start-up Nation Central führt mit der Mercedes-Benz Group und der Continental AG zwei deutsche Unternehmen auf, die über israelische Forschungs- und Entwicklungszentren verfügen. Im Jahr 2021 erwarb die deutsche Schwarz Gruppe Mehrheitsanteile an dem israelischen IT-Security- Unternehmen XM Cyber.

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