Branchen | Israel | Möbel
Krise des Möbelmarktes birgt auch Chancen
Seit dem Kriegsausbruch produziert und importiert Israel weniger Möbel. Manche Hersteller modernisieren, andere geben auf. Beides kann für deutsche Unternehmen relevant sein.
31.05.2024
Von Wladimir Struminski | Israel
Der am 7. Oktober 2023 ausgebrochene Gaza-Krieg hat zu einem Einbruch in der israelischen Möbelbranche geführt. In den ersten fünf Monaten des Konflikts lag der Umsatz der Möbelindustrie 24 Prozent unter dem Niveau des entsprechenden Zeitraums 2022/23. Das geht aus der israelischen Industriestatistik hervor. Auch die Einfuhr von Möbeln ist von der Krise betroffen. Die Importe gaben in den ersten sechs Kriegsmonaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gerechnet in US-Dollarpreisen um 14 Prozent nach.
Als Gründe für die Krise des Möbelmarkts sieht Dana Riebenfeld Personalmangel und die Stilllegung von Baustellen sowie Zurückhaltung der Verbraucher. Das erklärte die Leiterin der Konsumgüterabteilung im Fachverband der Konsumgüter- und Bauproduktindustrie bei der israelischen Industriellenvereinigung gegenüber Germany Trade & Invest.
Die Aussichten des Möbelmarktes bleiben vorerst getrübt. Zwar prognostiziert die Zentralbank (Bank of Israel) für 2025 eine kräftige Erholung des Privatverbrauchs um real 5,5 Prozent. Allerdings steckt das Baugewerbe in einer eigenen Krise, weil dringend benötigte palästinensische Arbeitskräfte aus dem Westjordanland nicht mehr nach Israel einreisen dürfen. Damit können viele Wohnungen nicht fertiggestellt werden, was die Nachfrage nach Möbeln in der kurzen bis mittleren Frist dämpfen wird.
Modernisierungsinvestitionen schaffen Liefermöglichkeiten
Die Krise trifft die Möbelbranche inmitten eines Wandels. Laut Dana Riebenfeld gibt ein Teil der israelischen Hersteller unter dem Druck der Importe die Produktion ganz oder teilweise auf. Viele Firmen runden ihr Angebot verstärkt mit Importwaren ab. Auf der anderen Seite gebe es auch Unternehmen, die in die Modernisierung ihrer betrieblichen Prozesse investierten. Schwerpunkte seien dabei Robotik und Software für Produktionsmanagement.
Die Krise führt zu einem zunehmenden Rationalisierungsdruck in der Möbelindustrie. Entsprechende Investitionen der Hersteller bieten Geschäftschancen für deutsche Unternehmen, die mondernste Produktionstechnologie liefern. Die Möbelbranche gehört zu den mittelgroßen Branchen der israelischen Industrie. Im letzten Vorkrisenjahr, 2022, lag ihr Umsatz bei umgerechnet 3,4 Milliarden US-Dollar (US$).
Die israelische Industrie ist generell auf Importe von Maschinen und Dienstleistungen angewiesen. Rund drei Viertel aller Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen des verarbeitenden Gewerbes entfallen auf ausländische Fabrikate.
Importanteil auf dem Möbelmarkt nimmt zu
Der Marktrückzug eines Teils der israelischen Hersteller erhöht wiederum das Importpotenzial für Möbel, jedenfalls nach Überwindung der jetzigen Durststrecke. Eine Importquote für den gesamten Möbelmarkt lässt sich wegen unterschiedlicher Definitionen der Industrie- und der Außenhandelsstatistik nicht berechnen. Allerdings zeigt die Konsumstatistik, dass der Importanteil an den Gesamtausgaben der Privathaushalte für Möbel bereits vor dem Krieg nach oben wies. Von 26 Prozent im Jahr 2015 nahm er bis 2022 auf 35 Prozent zu.
Das führende Lieferland Israels für Möbel war 2023 China mit 293 Millionen US$, was einem Importmarktanteil von 33,6 Prozent entsprach, gefolgt von Italien, der Türkei, Polen und Deutschland. Die Importe aus der Bundesrepublik erreichten einen Wert von 36 Millionen US$. Das entsprach einem Importmarktanteil von 4,1 Prozent.
2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
---|---|---|---|---|---|
Einfuhr, davon aus | 816 | 820 | 1.182 | 1.146 | 872 |
Deutschland | 27 | 30 | 40 | 40 | 36 |
Deutscher Importmarktanteil in % | 3,3 | 3,7 | 3,4 | 3,5 | 4,1 |