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Kunststoffindustrie hat Produktivitätsprobleme - Einfuhr steigt
Israels Kunststoffmarkt bietet ausländischen Exporteuren viele Absatzchancen. Rationalisierungsinvestitionen würden die Nachfrage nach modernen Maschinen und Anlagen stärken.
07.07.2023
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Die Kunststoff- und Kautschukbranche ist in Israel ein bedeutender Industriezweig. Im Jahr 2022 entfielen auf sie 4,7 Prozent des Industrieumsatzes. Ihr Umsatz konnte 2021 (+ 16,7 Prozent) und 2022 (+ 4,8 Prozent) steigen.
Wertschöpfung stagniert schon seit Jahren
Trotz solcher Umsatzzuwächse stagniert die reale Wertschöpfung der Branche insgesamt ebenso wie die Wertschöpfung je Beschäftigten. Letztere entwickelte sich zwischen 2018 und 2022 noch negativer als die Gesamtproduktion. Dadurch eröffnen sich Lücken für ausländische Lieferanten und Chancen für Investitionen in moderne Produktionsanlagen.
Jahr | Umsatz in Milliarden US$ | Index der Wertschöpfung (2017 = 100,0) | Index der Wertschöpfung je Beschäftigten (2017 = 100,0) |
---|---|---|---|
2018 | 5,4 | 98,8 | 99,2 |
2019 | 5,3 | 97,1 | 98,0 |
2020 | 5,4 | 98,5 | 101,1 |
2021 | 6,3 | 100,7 | 98,6 |
2022 | 6,6 | 99,8 | 97,5 |
Vor allem große und exportintensive Betriebe, die Erfolge auf dem Weltmarkt erzielen, sind in hohem Maß rationalisierungsorientiert und effizient. Laut einer Analyse der größten israelischen Bank, Bank Leumi le-Israel, entfielen 2022 insgesamt 92 Prozent aller Exporte der Branche auf Unternehmen mit einem Umsatz von umgerechnet mehr als rund 14 Millionen US-Dollar (US$).
Solche Unternehmen spielen eine führende Rolle bei der Anwendung modernster Produktionsverfahren in der Kunststoffbranche, von der Robotik über Internet of Things bis zu additiven Produktionsverfahren. Allerdings vermögen auch sie nicht, die Stagnation der Branche als Ganzes zu verhindern. Das Gros der Betriebe lebt vom Binnenmarkt.
Ausländische Anbieter bauen Positionen aus
Die niedrige Produktivität vieler Unternehmen mindert deren Wettbewerbsfähigkeit auf dem einheimischen Markt. Das verschafft ausländischen Anbietern Geschäftschancen und fördert die Einfuhr von Kunststoffen und Kunststoffprodukten. Diese legte 2021 in laufenden Dollarpreisen um 41,9 Prozent und 2022 um weitere 16,3 Prozent zu. Die Ausfuhr stieg ebenfalls, konnte aber mit der Einfuhr nicht schritthalten.
Jahr | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
2018 | 2,9 | 2,9 |
2019 | 2,7 | 2,8 |
2020 | 2,6 | 2,7 |
2021 | 3,7 | 3,3 |
2022 | 4,3 | 3,4 |
Die führende Importposition sind Kunststoffe in Primärform. Auf sie entfiel 2022 mit 53,6 Prozent mehr als die Hälfte der Gesamteinfuhr. Kunststofferzeugnisse schlugen mit 29,6 Prozent und Halbwaren mit 16,8 Prozent zu Buche. Die führenden Lieferländer für Kunststoffe waren 2022 China, die USA, die Türkei und Deutschland.
Deutsche Anbieter partizipierten am jüngsten Importboom. Im Jahr 2022 lag ihr Importmarktanteil bei 9,3 Prozent. Die Struktur der Importe aus der Bundesrepublik deckte sich 2022 weitestgehend mit der Zusammensetzung der Gesamteinfuhr.
Für das Jahr 2023 prognostiziert die Bank Leumi le-Israel eine rückläufige Binnenmarktnachfrage nach Kunststoffen. Als Grund nennt sie neben der allgemeinen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums speziell den Einbruch der Bautätigkeit.
Mittelfristig sind die Marktaussichten indessen positiver. Das liegt sowohl an dem in den meisten Jahren schnellen Wirtschaftswachstum als auch an der beständigen Zunahme der Landesbevölkerung. Für die Jahre 2024 bis 2028 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) für Israel eine reale Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von jährlich zwischen 3,1 und 3,6 Prozent.
Beratung kann Nachfrage schaffen
Im Jahr 2022 investierte die Kunststoffindustrie 493 Millionen US$ in importierte Maschinen und Ausrüstungen. Somit ist sie ein bedeutender Maschinenimporteur. Zugleich weist ihre Investitionstätigkeit jedoch keine Wachstumsdynamik auf.
Als einen der Gründe für unterbleibende Modernisierungsinvestitionen vieler Firmen nennen israelische Experten Managementschwäche und mangelnde Erfahrung mit Rationalisierungsmaßnahmen. In dieser Situation kann geeignete Beratung durch einheimische oder ausländische Experten Nachfrage nach modernen Produktionsanlagen und -verfahren schaffen.
Eine staatlich geförderte Beratungsorganisation ist das vom Wirtschaftsministerium ins Leben gerufene Institut für fortschrittliche Produktion (Advanced Manufacturing Institute). Das Institut widmet sein Augenmerk hauptsächlich technologieärmeren Industriebranchen, darunter auch der Kunststoffindustrie.
Ferner steht eine Reihe privater Beratungsunternehmen der Branche zur Verfügung. Solche Berater stellen auch den Kontakt zwischen potenziellen Kunden und ausländischen Anbietern von Produktionsanlagen und -verfahren her oder betätigen sich direkt als Importeure.
Unternehmen | Umsatz 2022 (Mio. US$) 1 | Anteil des Auslandsgeschäfts am Umsatz in Prozent 2 | Spezialisierung |
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1.802 | k.A. | Haus- und Gartenmöbel | |
735 | 98,0 | Landwirtschaftliche Netzverpackungen | |
541 | 74,7 | Gewellte Platten | |
461 | 81,0 | Armaturen und Ventile, Ausrüstungen für Viehzucht, Produkte für Bad und Küche | |
306 | 85,0 | Kunststoffgranulat |