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Special | Israel | Ukraine-Russland-Konflikt

Israels Wirtschaft spürt den Ukrainekrieg

Der direkte Handel zwischen Israel und der Ukraine ist begrenzt. Dennoch klagen viele israelische Unternehmen über Kriegsfolgen. Am stärksten betroffen sind Industrie und Bauwesen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Bei einer Umfrage unter israelischen Unternehmen, deren Ergebnisse Israels Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics) im Mai 2022 veröffentlicht hat, berichteten 32 Prozent der befragten Firmen, von den Kriegsfolgen in einem gewissen Maß betroffen zu sein. Befragt wurden Betriebe aus Industrie, Bauwirtschaft, Einzelhandel, Hotelgewerbe und Dienstleistungen.

Fast jedes zweite Industrieunternehmen beklagt Geschäftsschäden

Mit 48 Prozent erklärte fast die Hälfte der Industrieunternehmen, wegen des Kriegsgeschehens in der Ukraine sei ihre Betriebstätigkeit negativ beeinflusst worden. Zwar meinten 29 Prozent der Industriefirmen, der negative Einfluss des Krieges sei nur geringfügig ausgeprägt, doch gaben immerhin 10 Prozent beziehungsweise 9 Prozent an, in großem beziehungsweise sehr großem Umfang unter den Kriegsfolgen zu leiden.

Der Warenaustausch zwischen Israel und der Ukraine war jedoch auch vor dem Krieg relativ begrenzt. Im Jahr 2021 beliefen sich israelische Warenexporte in das Land am Schwarzen Meer auf 197 Millionen US-Dollar, was lediglich 0,3 Prozent der gesamten israelischen Warenausfuhr ausmachte. Zu 64 Prozent bestanden die israelischen Lieferungen an ukrainische Kunden aus Produkten der Chemieindustrie.

Die israelischen Importe im bilateralen Handel lagen 2021 bei 184 Millionen US-Dollar. Das entsprach 0,2 Prozent der gesamten Wareneinfuhr. Die wichtigste Importposition waren unedle Metalle und Waren daraus.

Gestiegene Rohstoffpreise machen vielen Firmen zu schaffen

Allerdings bekommt die israelische Industrie die indirekten Folgen des Krieges zu spüren. So erklärten 35 Prozent der befragten Industriefirmen, unter den kriegsbedingt gestiegenen Weltmarktpreisen für Metalle zu leiden.

Weitere 16 Prozent bezeichneten die gestiegenen Treibstoffpreise als ihr Hauptproblem, während 6 Prozent die höheren Weizenpreise nannten. Weitere 43 Prozent der Industrieunternehmen beklagten den Preisanstieg vornehmlich bei anderen Roh- und Ausgangsstoffen.

Bauwirtschaft sieht weitere Schäden auf sich zukommen

Mit Blick auf die Zukunft erwarten 17 Prozent der israelischen Industrieunternehmen in hohem oder sehr hohem Maß anhaltende Geschäftsschädigungen. Weitere 23 Prozent erwarten leichtere Beeinträchtigungen.

In der Bauwirtschaft, die ebenfalls unter den gestiegenen Rohstoffkosten leidet (insbesondere bei Metallen), sehen 15 Prozent der Firmen hohe oder sehr hohe Schäden auf sich zukommen. Von geringfügigen Geschäftsverlusten gehen weitere 17 Prozent aus.

Ukrainische und russische Touristen drohen auszubleiben

Auffällig ist die Stimmungslage im Hotelgewerbe. Zwar fanden sich keine Hoteliers, die sehr hohe Schäden befürchten, doch gehen 17 Prozent von hohen und weitere 43 Prozent von geringfügigen Beeinträchtigungen aus. Damit weisen die Hotels unter den in die Erhebung einbezogenen Branchen den höchsten Prozentsatz von Unternehmen aus, die in dem einen oder anderen Maß schädliche Kriegsfolgen befürchten.

Die Umfrage ging den Gründen für die Erwartungen der befragten Firmen nicht nach. Es ist aber zu bemerken, dass - jedenfalls vor Beginn der Coronapandemie - zahlreiche Touristen nicht nur aus der Ukraine, sondern vor allem auch aus Russland nach Israel kamen. Im Jahr 2019 statteten 394.000 Bürger aus der Russischen Föderation und 182.000 ukrainische Staatsangehörige Israel eine Visite ab. Das waren jeweils 8 beziehungsweise 3,7 Prozent aller ausländischen Gäste. Angesichts der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten, die das Kriegsgeschehen und die gegen Russland verhängten Sanktionen mit sich bringen, herrscht nun Sorge um die Entwicklung der Besucherzahlen aus diesen beiden Ländern, selbst wenn die Folgen der Pandemie bald ganz oder größtenteils überwunden werden können.

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