Wirtschaftsumfeld | Israel | Geschäftsdienstleistungen
Geschäftsdienstleistungen treiben Außenhandel voran
Geschäftsdienstleistungen werden in der israelischen Außenwirtschaft immer wichtiger. Auch im deutsch-israelischen Handel bieten sie zahlreiche Marktchancen.
16.05.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
- Israel erzielt hohen Überschuss
- Technologiekäufer aus den USA räumen den Markt ab
- Hightechdienste stellen das Gros deutscher Importe
- Importe bieten deutschen Unternehmen Absatzchancen
- Deutsche Architekten und Ingenieure kommen zum Zuge
- Managementwissen und technisches Know-how aus Deutschland sind gefragt
- USA sind führender Handelspartner
Der israelische Außenhandel mit Geschäftsdienstleistungen nimmt rasant zu. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben beliefen sich die israelischen Geschäftsdienstleistungsexporte 2020 auf 48,2 Milliarden US-Dollar. Das war vor allem dem Export von Hightechdiensten geschuldet: Computer- und verwandte Dienste sowie Forschung und Entwicklung machten 57 Prozent der Ausfuhr aus.
Israel erzielt hohen Überschuss
Die Einfuhr weist ebenfalls einen kräftigen Aufwärtstrend auf. In dem Zeitraum 2016 bis 2020 legte sie um 46 Prozent zu, doch ist das Importwachstum langsamer als die Exportexpansion, die in derselben Zeitspanne 77 Prozent betrug. Zudem spielen Hightechdienste bei der Einfuhr eine weitaus geringere Rolle: 2020 machten sie 14 Prozent der Importe aus.
Unter dem Strich erzielt Israel im Bereich der Geschäftsdienstleistungen einen immer höheren Überschuss. Im Jahr 2020 lagen die Exporte beim Dreifachen der Importe.
Jahr | Einfuhr | Davon: aus Deutschland | Ausfuhr | Davon: nach Deutschland |
---|---|---|---|---|
2016 | 12.030 | 423 | 30.793 | 639 |
2017 | 14.160 | 425 | 35.477 | 504 |
2018 | 15.215 | 460 | 40.159 | 572 |
2019 | 15.764 | 475 | 44.933 | 617 |
2020 | 16.238 | 485 | 48.221 | 687 |
Technologiekäufer aus den USA räumen den Markt ab
Der mit Abstand höchste Prozentsatz der exportierten Hightechdienste entfällt auf die USA. Bei Computer- und verwandten Diensten zog der US-Markt 2020 mit 7,5 Milliarden US$ 40 Prozent der israelischen Exporte an sich; bei Forschungs- und Entwicklungsdiensten waren es mit 6,4 Milliarden US$ sogar 65 Prozent. Dieser hohe Anteil erklärt sich dadurch, dass nahezu alle von ausländischen Firmen in Israel unterhaltenen Forschungs- und Entwicklungszentren (FuE) US-Konzernen gehören.
Hightechdienste stellen das Gros deutscher Importe
Die deutschen Käufe israelischer Geschäftsdienstleistungen bestanden 2020 zu 57 Prozent aus Computer- und FuE-Diensten. In Israel ist eine Anzahl deutscher FuE-Zentren tätig. Zu Unternehmen, die solche Zentren betreiben, gehören unter anderem SAP, die Deutsche Telekom, Siemens, Mercedes-Benz, Merck, Carl Zeiss, Bosch und Continental.
Auch deutsche Firmen ohne eigene FuE-Stätten erwerben israelische Technologie. Allerdings greifen sie bei der Suche nach passenden Lösungen in der Regel auf die Dienste von Technologie-Scouts zurück. Diese Methode ist für kleinere und mittelgroße Unternehmen gut geeignet.
Weitere wichtige Positionen der deutschen Einfuhr aus Israel sind Werbung, Marktforschung und Umfragen sowie andere handelsbezogene Dienste, bei denen es vor allem um Provisionen an israelische Vertriebspartner handelt.
Das hohe Gewicht der Werbe- und Marktforschungsausgaben erklärt sich nicht zuletzt durch die Tatsache, dass der israelische Markt durch Hebräisch und zum Teil Arabisch geprägt ist und gegenüber Europa viele kulturelle Besonderheiten aufweist. Dadurch fällt lokalen Vertriebspartnern, die sich mit Sprache und Kultur auskennen, eine führende Rolle im Werbereich zu.
Kategorie | Einfuhr aus Deutschland | Ausfuhr nach Deutschland |
---|---|---|
Telekommunikationsdienstleistungen | 2,5 | 2,0 |
Baudienstleistungen inklusive Installierung von Ausrüstungen | 6,4 | 5,7 |
Finanzdienstleistungen | 17,2 | 0 |
Computer- und verwandte Dienstleistungen | 84,6 | 227,6 |
Informationsdienstleistungen | 9,9 | 0 |
Gebühren für die Nutzung intellektuellen Eigentums | 19,6 | 7,3 |
Andere handelsbezogene Dienstleistungen | 2,3 | 94,0 |
Rechtsdienstleistungen | 4,0 | 5,4 |
Rechnungsführung, Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung | 1,0 | 5,2 |
Geschäfts- und Managementberatung | 20,6 | 0,8 |
Werbung, Marktforschung und Umfragen | 49,2 | 76,4 |
Forschung und Entwicklung | 13,4 | 147,9 |
Architekten- und Ingenieursdienstleistungen | 117,6 | 0 |
Wartung und Reparaturen | 35,5 | 18,6 |
Andere Geschäftsdienstleistungen | 11,0 | 49,4 |
Managementdienstleistungen | 51,0 | 26,9 |
Verkaufs- und Marketing Dienstleistungen | 37,0 | 10,4 |
Audiovisuelle und verwandte Dienstleistungen | 0,6 | 2,7 |
Bildungsdienstleistungen (inklusive Fortbildung) | 1,3 | 6,9 |
Insgesamt | 484,7 | 687,2 |
Importe bieten deutschen Unternehmen Absatzchancen
Im Handel mit Geschäftsdienstleistungen erzielt Israel gegenüber Deutschland - ganz anderes als beim Warenhandel - einen Überschuss. Im Jahr 2020 übertrafen israelische Exporte die Importe um 42 Prozent. Dennoch haben deutsche Anbieter von Geschäftsdiensten zahlreiche Absatzchancen auf dem israelischen Markt.
Dabei spielen Hightechdienste bei der deutschen Ausfuhr zwar eine wichtige, aber keine so ausgeprägte Rolle wie beim Import. Computer- und verwandte Dienstleistungen sowie FuE-Dienste stellten 2020 insgesamt 20 Prozent der israelischen Bezüge aus Deutschland, wobei die Computerdienste den entscheidenden Beitrag leisteten.
Deutsche Architekten und Ingenieure kommen zum Zuge
Den größten Posten der israelischen Importe aus Deutschland stellen indessen nicht Hightechdienste, sondern Architekten- und Ingenieursdienste, auf die 2020 mit 117,6 Millionen US$ 24 Prozent der israelischen Käufe entfielen. Angesichts der in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu erwartenden massiven Investitionen in den israelischen Gebäudebau und Infrastrukturprojekte dürfte dieses Marktsegment auch künftig für deutsche Spezialisten interessant bleiben.
Im Übrigen ist der Handel in diesem Bereich eine Einbahnstraße. In den Jahren 2017 bis 2020 verzeichnete die israelische Amtsstatistik nämlich keine israelischen Exporte von Architekten- und Ingenieursdiensten in die Bundesrepublik.
Managementwissen und technisches Know-how aus Deutschland sind gefragt
Stark nachgefragt wird in Israel auch unternehmerisches Wissen aus der Bundesrepublik. Auf Managementdienste sowie Geschäfts- und Managementberatung entfielen 2020 mit 71,6 Millionen US$ 15 Prozent der deutschen Exporte.
Relativ hoch sind die Einnahmen deutscher Unternehmen aus Wartung und Reparaturen. Das geht mit der wichtigen Rolle einher, die deutsche Maschinen und Ausrüstungen in der israelischen Wirtschaft spielen, wobei der hochgeschätzte technische Dienst deutscher Unternehmen oft ein Verkaufsargument für den Erwerb von Investitionsgütern made in Germany ist.
USA sind führender Handelspartner
Dank des massiven Erwerbs von Hightechdiensten führten die USA 2020 die Liste der Absatzmärkte für israelische Geschäftsdienstleistungen nicht nur an, sondern waren eine Klasse für sich, gefolgt vom Vereinigten Königreich, das ebenfalls ein wichtiger Abnehmer der Branche ist. Auf Rang drei folgte Zypern, das als wichtiger Umschlagplatz für Verkaufs- und Marketing- sowie für Hightechdienste fungiert.