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Wirtschaftsumfeld | Israel | Importwirtschaft, Franchising

Israel will mehr Importeure, mehr Produkte und mehr Franchising

Die Regierung will die Importwirtschaft des Landes ausbauen. In der Folge soll es mehr Marktwettbewerb, aber auch mehr Chancen für ausländische Geschäftspartner geben.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Ab Juni 2022 geht in Israel die im November 2021 beschlossene Importreform an den Start. Damit und durch Abschaffung von Zöllen will die Regierung den Marktwettbewerb anregen und die Lebenshaltungskosten senken. Das Wirtschaftsministerium gibt sich über die Erfolgschancen optimistisch.

Kraftspritze für Parallelimporte

Eine wichtige Rolle bei der Intensivierung des Wettbewerbs soll die Paralleleinfuhr spielen, bei der unabhängige Importeure ihre Produkte nicht direkt vom ausländischen Hersteller, sondern aus alternativen Quellen beziehen. Gegenwärtig sei diese Importart zwar noch ausbaubedürftig, so Anwar Hilf, Beauftragter des Wirtschaftsministeriums für die Rechtmäßigkeit der Einfuhr. Doch sie trage schon jetzt zur Senkung der Verbraucherpreise bei. Nach der Durchführung der Importreform werde sich dieser Effekt erheblich verstärken.

Der Marktanteil der Paralleleinfuhr ist insgesamt noch bescheiden. So belief er sich 2021 auf rund 2 Prozent der Gesamtimporte von Kosmetikprodukten und Kfz-Teilen. Allerdings gibt es auch erfolgreichere Beispiele. Nach Zahlen des Wirtschaftsministeriums lag der Anteil der Paralleleinfuhr bei Parfüm 2021 bei 17 Prozent. Das ist der Tatsache geschuldet, so Hilf, dass die Marktregelung für dieses Produkt einfach und unbürokratisch sei. Auch auf dem Bekleidungsmarkt ist der Anteil der Paralleleinfuhr nach Erkenntnissen des Wirtschaftsministeriums bedeutend, obwohl in diesem Bereich keine genaue Statistik vorliegt.

Konformitätserklärung reicht häufiger aus

Grundsätzlich habe die Paralleleinfuhr dort die besten Chancen, wo Importtransaktionen einfach durchzuführen sind, erläutert Hilf. Da die Importreform auf eine Vereinfachung der Einfuhr abziele, werde sie den Parallelimporteuren das Leben erleichtern.

Ein herausragendes Beispiel dafür sei die Reform des Normenwesens, die im Juni 2022 als erster Teil der Gesamtreform in Kraft tritt. Gegenwärtig sind in Israel rund 520 Normen verbindlich, sodass der Vertrieb betroffener Produkte ohne die Erfüllung ihrer Anforderungen unzulässig ist. Allerdings werde dank der Neuregelung der Anteil der Waren, bei denen der Importeur die Konformität selbstständig erklären kann und eine behördliche Konformitätsbescheinigung nicht erforderlich ist, erheblich steigen.

Konkret wird dieses Modell für die Hälfte der verbindlichen Normen gelten, die eine lange Reihe von Produkten erfassen. Dazu gehören unter anderem Arbeitswerkzeuge, Elektrogeräte und Hausutensilien, Bodenkeramik oder auch Erzeugnisse in Druckbehältern wie Deo- oder Haarsprays. In den meisten Fällen entsprechen die israelischen Normen denjenigen der Europäischen Union (EU), seltener denen der USA. Normen anderer Länder kommen nur vereinzelt zur Anwendung.

Zollabschaffung auch bei Freihandelsabkommen wichtig

Die Abschaffung zahlreicher Zölle ist ein weiterer Weg, um den Parallelimporteuren das Leben zu erleichtern. Das hat der Generaldirektor des Wirtschaftsministeriums, Ron Malka, im April 2022 gegenüber der Wirtschaftszeitung Globes erklärt.

Die Zollabschaffung ist auch für Parallelimporteure relevant, die Produkte aus Ländern einführen, mit denen Israel Freihandelsabkommen unterzeichnet hat – also inklusive der EU. Theoretisch sind bei der Einfuhr aus solchen Ländern keine Zölle fällig, doch muss der Importeur für die Freistellung einen Ursprungsnachweis beibringen. Und diesen, so Malka, stellen viele Hersteller Parallelimporteuren nicht aus.

Geschäftschancen auch für deutsche KMU

Die Vereinfachung des Einfuhrverfahrens ist für Parallelimporteure deshalb besonders wichtig, weil es sich bei diesen in der Regel um relativ kleine Unternehmen handelt. Für sie stellt hoher Verwaltungsaufwand eine erhebliche Importerschwernis dar.

Das gilt freilich nicht nur für Parallelimporteure, sondern für kleine Handelsfirmen generell. Deshalb ist zu erwarten, dass sich kleinere israelische Importeure dank der Reform keineswegs auf die Paralleleinfuhr beschränken werden. Oft kann es leichter sein, neue Produkte ins Land zu bringen als gegen etablierte Großimporteure anzutreten. Zudem wird erwartet, dass die Zahl der Importfirmen steigt. Ausländischen Firmen, die in Israel bisher nicht vertreten sind, erleichtert all dies den Markteintritt. Das gilt nicht zuletzt für kleinere und mittelgroße Unternehmen – auch aus Deutschland.

Interesse an Franchising

Eine andere Möglichkeit, ausländische Firmen in den israelischen Markt einzubinden, an der die israelische Regierung interessiert ist, ist das Franchising. Große internationale Unternehmen sind bereits als Franchisegeber in Israel vertreten, darunter der schwedische Möbelhändler IKEA, das spanische Modeunternehmen ZARA und die Fast-Food-Kette McDonald's.

Im März 2022 unterzeichnete das französische Einzelhandelsunternehmen Carrefour einen Franchisevertrag mit der Firma Electra Consumer Products Israel und ihrer Supermarkt-Tochtergesellschaft Yanot Bitan. Erklärtes Ziel der Vereinbarung ist der Verkauf von Carrefour-Marken zu attraktiven Preisen.

Israel ist bestrebt, das Franchisemodell mit internationalen Partnern weiter auszubauen. Wie Anwar Hilaf erklärt, kann die Vereinfachung des Importprozesses auch dem Franchising neue Impulse geben.

Ausländische Unternehmen, die an Informationen zur Importreform interessiert sind, können sich an das Wirtschaftsministerium wenden.

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