Special | Italien | Klimaschutzatlas
Klimaschutz-AtlasKlimastrategie: Realistische Übergangslösungen
Italien orientiert sich an den europäischen Zielen, will aber mögliche Instrumente erst noch testen. Im Mittelpunkt stehen vorerst Kompromisslösungen mit Gas.
04.09.2023
Von Oliver Döhne | Mailand
Italien ist kein grüner Hardliner. Schon der vorherige Premierminister Mario Draghi ließ sich zu keinen allzu gewagten Ansagen hinreißen. Unter Giorgia Meloni ist das Thema nun laut Beobachtern in der Prioritätenliste noch etwas weiter nach hinten gerutscht. Zu begrenzt ist das realistische Ausbaupotenzial von erneuerbaren Energien, mit einer gewissen Ausnahme bei der Fotovoltaik.
Stattdessen will Italien in der Übergangsphase seine Stärke in der Gasdistribution ausspielen, zum Beispiel über beigemischten Wasserstoff und mit dem Gemisch betriebene elektrische Industrieöfen mit eigener Technologie. So kann der Schadstoffausstoß der Schwerindustrie deutlich gesenkt werden. Auch im Lkw-Transport und auf nichtelektrifizierten Zugstrecken könnte Wasserstoff zum Einsatz kommen. Die großzügigen Anreize für die energetische Sanierung von Wohnhäusern und für den Kauf umweltfreundlicher Autos laufen weiter, wenn auch mit rückläufiger Förderquote.
Indikator | Italien | Deutschland |
---|---|---|
Bevölkerung (in Mio.) | 58,8 | 83,2 |
Ranking Italiens im Climate Change Performance Index (CCPI) 1) | Rang: 29 Punktezahl: 52,90 | Rang: 16 |
Anteil Italiens an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %) | 0,87 | 1,42) |
CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t /2021) | 305 | 675 |
CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2 / Kopf 2021) | 5,2 | 8,1 |
Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP3)) | 0,2 | 0,2 |
Energieintensität der Wirtschaft (in MJ4)/2015 US$ PPP5))6) | 2,7 | 2,86) |
Italien hat in den vergangenen Jahren, nach Abzug des Coronaeffekts, kontinuierlich weniger CO₂ ausgestoßen. Es liegt aber, nicht zuletzt aufgrund seiner hohen Industriedichte, beim Gesamtausstoß in den vorderen Rängen Europas und weltweit laut Global Carbon Atlas auf Platz 18.
Größte Schadstoffquellen sind der Verkehr und Italiens noch immer fossillastige Energieerzeugung. Auch energieintensive Industrien wie Stahl, Metall, Chemie, Pharmazie, Glas, Keramik und Papier sind für hohe Emissionen verantwortlich. Bei Einbezug der indirekt verursachten Emissionen − beispielsweise durch Wärme und Strom − ist auch der Wohnsektor in seinem überalterten Zustand eine größere Schadstoffquelle.