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Branchen | Japan | Bauwirtschaft

Bauaktivitäten ziehen an

Japans Bauwirtschaft zeigt sich krisenresistent. Die Brancheninvestitionen sind auch während der Coronapandemie gewachsen. Eine Vielzahl von Vorhaben untermauern die gute Aussicht.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Die Bauinvestitionen in Japan sollen im Fiskaljahr 2023 (1. April bis 31. März) steigen. Insbesondere der Wirtschaftsbau und die Renovierungsaktivitäten werden stärker zulegen. Das prognostiziert das Branchenforschungsinstitut Research Institute of Construction and Economy (RICE). Demnach könnte der Bausektor 2023 gegenüber 2022 auf Yen-Basis um 3,4 Prozent wachsen. Neben mehr Aufträgen treiben auch die Preise für Material und Energie die Investitionen nach oben.

Entwicklung der Bauinvestitionen (in Billionen Yen; Veränderung in Prozent) 1

2021 2 3

2022 3 4

2023 4 6

Veränd. 2023/22 5 6

  Öffentlicher Bau

23,4

23,5

24,0

1,9

  Privater Wohnungsbau

16,1

16,5

16,8

1,8

  Wirtschaftsbau

10,8

12,0

12,6

4,7

  Privater Tiefbau

6,9

7,3

7,3

1,1

  Renovierung privater Gebäude

9,4

8,3

9,2

10,6

Bauinvestitionen insgesamt

66,6

67,6

69,9

3,4

  in Milliarden US-Dollar

605

514

531

1 nominal, jeweils Fiskaljahr; 2 1 US$ = 110 Yen; 3 Schätzung; 4 1 US$ = 131,6; 5 auf Yen-Basis; 6 Prognose Quelle: Research Institute of Construction and Economy (RICE) 2023

In Japan steigen die Grundstückspreise gegenwärtig stark und das nicht nur in den Metropolen Tokyo und Osaka, sondern auch in anderen Regionen. Das berichtet das zuständige Branchenministerium MLIT (Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism) im März 2023. Das erste Mal seit dem Platzen der Bubble-Economy Anfang der 1990er Jahre haben auch die Preise für Industrieflächen um mehr als 3 Prozent zugelegt. Große Investitionsprojekte, der Bau von Logistikzentren sowie Stadterneuerung sind wichtige Faktoren für die Baupreisentwicklung.

Mehr Bauprojekte in den Präfekturen

Auf der südlichen Insel Kyushu treibt die taiwanische TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Corp.) in Kumamoto ein Halbleiterprojekt voran. Der Baubeginn des Großprojekts hat dort einen Boom ausgelöst. Denn nicht nur die Foundry entsteht von Grund auf neu. Auch Zulieferbetriebe sollen sich dort ansiedeln. Jobs für Tausende Mitarbeitende haben in der eher dünn besiedelten Präfektur Kumamoto die Nachfrage nach Wohnraum und die Mieten in die Höhe schnellen lassen. Neue Apartmentgebäude wie auch die erforderliche Infrastruktur sollen in umliegenden Gemeinden entstehen.

Wenn der Plan des 2022 gegründeten Halbleiterunternehmens Rapidus umgesetzt werden sollte, ist ein ähnlicher Bauboom auch in Hokkaido zu erwarten. Rapidus hat vor, in der Nähe der Stadt Chitose auf der grünen Wiese eine Fertigung für die neueste Chipgeneration zu errichten. Dazu sind Investitionen von mindestens 35 Milliarden US-Dollar (US$) angesetzt. Staatliche Unterstützung ist hierfür zugesagt. Auch hier gilt es, die gesamte begleitende Infrastruktur zu entwickeln.

Großstädte bleiben Magnete beim Bau

Mit einem zeitlich kürzeren Horizont schreiten in Osaka die Vorbereitungen für die Expo 2025 voran. Die Weltausstellung beschert der Stadt einen Investitionsschub. Die Kosten für die Expo-Insel in der Bucht von Osaka sind mit 1,4 Milliarden bis 1,5 Milliarden US$ veranschlagt. Seit 2020 wird bereits das Umekita-Viertel in der Nähe des Bahnhofs von Osaka erneuert. Bis 2027 sollen dort eine Reihe von Immobilienkomplexen entstehen. Nicht zuletzt baut Osaka auch den Nahverkehr aus. Eine Verlängerung der Naniwa-Suji-Eisenbahnlinie soll bis 2031 fertiggestellt werden. Die circa 7,4 Kilometer lange Bahnstrecke verläuft überwiegend unterirdisch. Für sie ist ein Budget von umgerechnet 2,4 Milliarden US$ veranschlagt.

Die intensivste Bauaktivität ist jedoch in der Metropolregion Tokyo zu beobachten. Sehr viele Gebäude sind in der Bauboomzeit der 1970er und 1980er Jahre entstanden und damit mehr als 40 Jahre alt. Ein Großteil dieser Immobilien entspricht nicht mehr neuesten Erdbebenstandards. Viele der zentralen Hochhausviertel in Tokyo, darunter die Stadtteile Marunouchi und Azabudai, Shibuya und Shinjuku, entstehen schrittweise völlig neu.

Allein im Stadtteil Shibuya sind von 2023 bis 2029 mehrere große Immobilienprojekte rund um den Bahnhof in der Umsetzung. Die Gegend um den Bahnhof von Tokyo und das Gelände des ehemaligen Fischgroßmarktes sind Neuentwicklungsgebiete. Im Stadtteil Chiyoda plant Mitsui Real Estate mit dem Tokyo Cross Park Project eine umfangreiche Sanierung.

Tokyo erneuert sich beständig

Laut dem Immobilienanbieter Sanko Estate sollen in Tokyo im Jahr 2023 mehr als 760.000 Quadratmeter neuer Büroflächen entstehen. Das wären doppelt so viele wie im Jahr 2022. Hinzu kommen in den oft als Mischimmobilien konzipierten Hochhäusern umfangreiche Einzelhandels- und Hotelflächen. Nicht zuletzt wächst das Angebot an Luxusapartments in Tokyo weiter stark. Die schwache Landeswährung lockt ausländische Investoren an.

Die ausländischen Investoren setzen zudem auf den weiteren Ausbau von Logistikhubs und Rechenzentren. Angetrieben von der Entwicklung des E-Commerce wie auch der Kundennachfrage nach schneller Lieferung geht der Bau von modernen Lagerhäusern daher in hohem Tempo weiter. Der allgemein wachsende Datenverkehr durch Cloud-Dienste, 5G-Kommunikation und Internet-of-Things-Anwendungen macht darüber hinaus den Bau von Rechenzentren erforderlich. All diese Gebäude müssen erdbebensicher konzipiert sein.

Ebenso muss die Transportinfrastruktur Erdbeben standhalten. Tokyos Anziehungskraft beruht unter anderem auf einem umfangreichen und zuverlässigen Verkehrsnetz. Die Tokyo Metropolitan Government will dieses weiter ausbauen und plant eine neue Metro-Linie. Sie soll die Station Tochomae mit Ariake verbinden, das auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Tokyo liegt. Für die Entfernung von 6,1 Kilometern rechnen die Planer mit Kosten von circa 3,2 Milliarden bis 3,9 Milliarden US$. Die Bauzeit ist auf zehn Jahre veranschlagt und soll 2030 beginnen.

Japan braucht sichere Baulösungen

Beim erdbebensicheren Bauen sind japanische Branchenunternehmen weltweit führend. Abgesehen von den dominierenden Stahl- bzw. Glaskonstruktionen wollen sich die Baukonzerne auch bei der Entwicklung von Hochhäusern mit Holzanteil einen Namen machen. Zudem investieren sie in die Nutzung von additiven Fertigungsverfahren für die Bausegmente- und Gebäudeproduktion.

Japans Baufirmen sind an Teilen und ganzen Häusern aus dem 3D-Drucker sehr interessiert, da die additive Fertigungstechnik die Notwendigkeit von Schalungen senkt. Dadurch werden unter anderem Arbeitskraft und Material eingespart und die Bauzeit verkürzt. Beispielsweise setzt der japanische Mischkonzern JGC Holdings Corp. seit 2021 auf großformatige 3D-Ausrüstung des dänischen Anbieters COBOD International. 

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