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Branchen | Japan | Luftverkehr

Drohnenmarkt bekommt Aufwind

Der Markt für kommerzielle Drohnen wird in Japan in den nächsten Jahren abheben. Deutsche Firmen wollen dabei mitmischen.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

In Japan soll der Drohneneinsatz in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Das erwartet das Marktforschungsunternehmen Nomura Research Institute (NRI). Technologische Fortschritte, smarte Anwendungen und regulatorische Änderungen eröffnen neue Geschäftsmöglichkeiten. Nicht berücksichtigt sind eVTOL-Drohnen (electric vertical take-off and landing) oder sogenannte Flugautos. Dieses Segment erzielt im Prognosezeitraum noch keine signifikanten Umsätze.

Der Umsatz mit professionellen unbemannten Fluggeräten (Unmanned Aerial Vehicle, UAV) soll sich zwischen den Fiskaljahren 2021 und 2027 (jeweils 1. April bis 31. März) auf mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) in etwa verdreifachen. Dabei werden insbesondere die Segmente Drohnen für Pakettransporte und für Inspektionsaufgaben von einem gegenwärtig noch geringen Niveau stark zulegen.

Entwicklung des Drohnenmarktes in Japan (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent) 1)

2021 2)

2022 3) 4)

2025 3) 4)

2027 3) 4)

Veränd. 2027/21 5)

Logistik

11

15

65

160

1.567

Messung

100

128

256

320

264

Aufnahme/Überwachung

118

136

248

288

177

Inspektion

36

53

232

424

1.225

Landwirtschaft

264

256

344

352

52

Insgesamt

529

588

1.145

1.544

232

1) jeweils Fiskaljahr (1. April bis 31. März); 2) 1 US$ = 110 Yen; 3) Prognose; 4) 1 US$ = 125 Yen; 5) auf Yen-Basis Quelle: Information Technology Navigator 2022/Nomura Research Institute

Drohnen erhöhen Effizienz

Laut NRI sind die wichtigsten Einsatzfelder für Drohnen gegenwärtig das Sammeln von Daten oder das Besprühen von landwirtschaftlichen Flächen aus der Luft. Hier sind Drohnen bereits seit Langem in der praktischen Anwendung. In den nächsten Jahren sollen Drohnen in der Überprüfung von chemischen Anlagen oder von Infrastruktur, wie etwa Stromnetze, eine wachsende Rolle spielen.

So will die Regierung die Überprüfung von öffentlicher Infrastruktur durch den Einsatz von Drohnen gesetzlich überall ermöglichen. Das soll die Produktivität erhöhen. Luftaufnahmen, die Überwachung von Baustellen oder von Desasterzonen sind weitere Einsatzgebiete, so die Einschätzung der NRI in ihrem Information Technology Navigator 2022. Hinzu kommen neue Bereiche, wie etwa Offshore-Windparks.

Zwar soll die Drohnennutzung in der Logistik stark wachsen. Jedoch entsteht der Markt in Japan gerade erst. Die Testphase dauert noch an. Vorerst steht die Belieferung von entfernteren und wenig bewohnten Gegenden im Mittelpunkt möglicher Projekte. Um Logistikprobleme wie hohes Verkehrsaufkommen und fehlendes Lieferpersonal zu umgehen, wird der Einsatz von Lieferdrohnen auch in bewohnten Gebieten von vielen Firmen angestrebt.

Regierung passt regulatorischen Rahmen an

Die regulatorischen Voraussetzungen für den Einsatz von Transport- und Lieferdrohnen sind bis Level 3 bereits vorhanden. Der Gesetzgeber will im Fiskaljahr 2022 das Level 4 auf den Weg bringen. Es erlaubt autonome Flüge über bewohnten Gebieten außerhalb der Sichtweite von Piloten am Boden. Mit den gesetzlichen Voraussetzungen für erste geschäftliche Flugtaxidienste ist im Jahr 2023 zu rechnen.

Bereits 2016 hat die Regierung die Entwicklung unbemannter Luftfahrzeuge als einen Wachstumsmarkt definiert und eine entsprechende Roadmap formuliert. Diese Advanced Air Mobility Roadmap ist im März 2022 aktualisiert worden. Dabei geht es hauptsächlich um die Erweiterung der Sicherheitsstandards für Flugtaxis. Sie sollen ab der Expo 2025 in Osaka im kommerziellen Betrieb zur Verfügung stehen.

Sicherheit spielt große Rolle

Als Koordinierungsstelle hat das zuständige Transportministerium 2021 ein eigenes Büro geschaffen, das Next Generation Aviation Mobility Planning Office. So müssen alle Fluggeräte, die mehr als 100 Gramm wiegen, seit dem 20. Juni 2022 bei der Behörde registriert werden und den Regularien des Civil Aeronautics Act genügen. Drohnen leichter als 100 Gramm fallen unter den Drone Act. Dieser verbietet etwa das Betreiben solcher Fluggeräte oberhalb von 150 Metern und in der Nähe bestimmter Einrichtungen, wie etwa Flughäfen, nationalen Schlüsseleinrichtungen und Verteidigungsanlagen.

Da sie Daten übertragen und durch Cyberattacken angreifbar sind, spielen Sicherheitsaspekte bei Drohnen eine große Rolle. Seit September 2020 hat die japanische Regierung daher die Anschaffung von UAV durch nationale Behörden unter besondere Sorgfaltspflicht gestellt. Auch japanische Unternehmen sollen bei ihrem Einsatz von Drohnen darauf achten, dass die Daten- und Fluggerätkontrolle zu jedem Zeitpunkt gegeben ist.

Deutsche Anbieter positionieren sich

Daher werden die Karten auf dem bislang vom chinesischen Drohnenanbieter DJI dominierten japanischen Drohnenmarkt neu gemischt und es bietet sich auch anderen Marktakteuren die Gelegenheit, mit ihrem Know-how in Japan Fuß zu fassen. So haben sich deutsche Drohnenhersteller als wichtige Anbieter im Markt positioniert. Bei Transportdrohnen ist das die Firma Wingcopter und bei Flugtaxis die Firma Volocopter.

Beide Start-ups haben in den japanischen Luftfahrtgesellschaften starke Kooperationspartner gefunden. Japan Airlines Lines (JAL) hat in Volocopter investiert, während All Nippon Airways (ANA) mit Wingcopter zusammenarbeitet. Zudem hat das Handelshaus Itochu Ende März 2022 mit Wingcopter eine strategische Kooperation in Japan vereinbart und in das Unternehmen investiert.

Als weiterer deutscher Akteur hat der niederländische eVTOL-Anbieter Lilium im Mai 2022 angekündigt, gemeinsam mit Japans größtem Automobilzulieferant Denso und der US-Firma Honeywell elektrische Motoren für seine Flugautomodelle zu entwickeln und zu bauen. Honeywell arbeitet mit Lilium bereits bei der Entwicklung von Flugkontrollsystemen zusammen.

Japan hat großes Interesse

Japanische Hard- und Software-Anbieter wollen sich im wachsenden Drohnenmarkt ebenfalls Anteile sichern. Einige Hersteller, wie etwa Yamaha, NTT e-Drone Technology, NEC, Prodrone oder ACSL sind hier aktiv. Sie versprechen sich von in- und ausländischen strategischen Partnern und Investoren neue Geschäfte. Bei der nächsten Generation von Aero-Mobilität sind die Erwartungen hoch.

Aber bislang sind in Japan nur wenige lokale Hersteller im Bereich Flugautos unterwegs. Das Start-up SkyDrive will zur Expo 2025 mit einem Flugtaxi aufwarten und hat eine Vielzahl von Investoren angeworben. Auf längere Sicht hat unter anderem der Flugzeughersteller Honda vor, ein eVTOL anzubieten. Der Autohersteller Toyota will sich über eine Investition in das US-Start-up Joby Aviation ein Stück des Kuchens sichern.

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