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Japans Autohersteller investieren 2023 mehr
Mit der sukzessiven Auflösung der Lieferkettenprobleme fahren Japans Autohersteller ihre Produktion hoch. Es soll auch mehr Geld in die Fertigung fließen.
13.10.2023
Von Frank Robaschik | Tokyo
Nachdem sich die Lieferkettenprobleme in der Autobranche auflösen, beschleunigte sich im Inland im 1. Halbjahr 2023 der Absatz sowohl von Personenkraftwagen (Pkw) als auch von Lastkraftwagen (Lkw). Bei Pkw gab es in dem Zeitraum ein Plus von knapp 20 Prozent. Noch stärker legte Marktführer Toyota mit seiner Kernmarke und mit seiner Edelmarke Lexus zu. Auch die Exportzahlen fielen für die japanischen Hersteller erfreulich aus.
Die Importe verharrten im 1. Halbjahr 2023 mit rund 153.000 Fahrzeugen etwa auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Davon entfielen circa 123.000 auf ausländische Marken. Das ist ein Plus von 5,4 Prozent. Marktführer bei den Ausländern sind die deutschen Marken Mercedes-Benz (25.592 Stück), BMW (16.692), Volkswagen (12.635) und Audi (12.188). Porsche verkaufte 4.277 Autos. Bis auf Volkswagen haben alle deutschen Marken ihren Absatz gesteigert.
Daimler und Toyota fusionieren bei Lkw in Japan
Auch bei Lkw stiegen die Zulassungen im 1. Halbjahr 2023. Ende Mai 2023 unterzeichneten Daimler Truck und Toyota eine Absichtserklärung für eine enge Zusammenarbeit. Die Unternehmen planen bis Ende 2024 eine Fusion ihrer Lkw-Töchter Mitsubishi Fuso Truck & Bus und Hino Motors und wollen bei der Technologieentwicklung kooperieren.
Im Zuge des Zusammenschlusses soll eine börsennotierte Holding entstehen, die die Anteile von Fuso und Hino bündelt. In die Holding wollen Daimler Truck und Toyota zu gleichen Teilen investieren. Weitere Anteile der Holding sollen Anteilseigner von Fuso und Hino übernehmen. In der Entwicklung wollen Daimler Trucks und Toyota bei Wasserstoff und Technologien für vernetzte Autos, bei autonomem und automatisiertem Fahren, Carsharing und Elektromobilität zusammenarbeiten.
Im März 2023 beschlossen die Konkurrenten Isuzu und UD Trucks eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Lkw. Im Mail 2023 vereinbarte Isuzu dann eine Kooperation mit Honda. Danach soll Honda Brennstoffzellen für Wasserstoff-Lkws entwickeln, die Isuzu ab 2027 auf den Markt bringen will.
Die Motorradhersteller Kawasaki, Suzuki, Honda und Yamaha vereinbarten im Mai 2023, bei der Entwicklung von Wasserstoffantrieben zusammenzuarbeiten. Beteiligt sind auch Kawasaki Heavy Industries und Toyota. Die Antriebe sollen unter anderem in Zweirädern, kleinen Autos, kleinen Schiffen, Baumaschinen und Drohnen zum Einsatz kommen. Honda kooperiert auch bei der Entwicklung von Brennstoffzellen mit dem US-Autokonzern General Motors.
Produktion zieht an und Hersteller investieren mehr
Ein Spiegelbild der guten Absatzzahlen im Inland und im Export ist die höhere Produktion. Angesichts des günstigeren Yen steigt die Inlandsproduktion schneller als jene im Ausland.
Parallel zum steigenden Absatz investieren die japanischen Autohersteller mehr. Einzig Honda will seine Investitionen im Fiskaljahr 2023 reduzieren. Laut einer Umfrage der Development Bank of Japan werden im Fiskaljahr 2023 vor allem die Investitionen im Inland steigen.
Elektromobilität gewinnt an Bedeutung
Ein Fokus der Investitionen liegt auf dem Ausbau der Elektromobilität. Toyota ist seit Jahren bei Hybriden stark. Reine Elektroautos hat das Unternehmen bisher kaum verkauft. Toyota will nun den Absatz reiner Elektroautos von weniger als 25.000 im Jahr 2022 bis 2030 auf 3,5 Millionen steigern. Dafür will der Autobauer Elektroautos mit deutlich größeren Reichweiten herstellen. Gleichzeitig treibt Toyota die Entwicklung von Wasserstofffahrzeugen voran.
Auch andere japanische Automobilhersteller setzen auf Elektromobilität. Neben den etablierten Adressen gibt es Neueinsteiger. So gründeten Sony und Honda im Oktober 2022 das Joint Venture Sony Honda Mobility. Dieses will ab 2026 die ersten Elektroautos in den USA und in Japan ausliefern. Honda wird diese Autos in Nordamerika herstellen.
Auch Suzuki will mehr reine Elektroautos absetzen. Im Jahr 2030 sollen 80 Prozent der in Europa verkauften Autos Elektroautos sein. Für Japan (20 Prozent) und Indien (15 Prozent) sind die Ziele deutlich geringer.
Die Regierung visiert an, dass in Japan im Jahr 2030 etwa 20 Prozent bis 30 Prozent der neu verkauften Pkws entweder reine Elektroautos oder Plug-In-Hybride sein sollen. Im Jahr 2022 waren lediglich 1,7 Prozent der in Japan verkauften Autos reine Elektroautos und 1,1 Prozent Plug-In-Hybride. Mehr als 40 Prozent waren dagegen Hybride.
Projektbezeichnung | Summe | Status | Projektträger |
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Ampere, Firma für Elektromobilität und Software von Renault | 6352) | Beteiligung | Investition von Nissan |
Umbau des Werks in Canton im Bundesstaat Mississippi in den USA zum Bau von Elektroautos | 500 | 2025 Start | Nissan |
Produktion von Flex-Fuel-Hybridfahrzeugen in Sorocaba im Bundesstaat Sao Paulo in Brasilien | 3403) | 2024 (Beginn der Montage von Flex-Fuel Motoren in Porto Feliz im Bundesstaat Sao Paulo) | Toyota, Autos können auch alternative Kraftstoffe wie Ethanol tanken |
Produktion autonom fahrender Autos in China | 140 | offen | Toyota, Pony.ai und GAC Toyota |
Panasonic will seine Produktionskapazität bei Batterien für Elektroautos von etwa 50 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr per März 2023 bis März 2030 auf 200 GWh pro Jahr erhöhen. So baut die Firma ein neues Werk in Kansas, USA. Gleichzeitig soll die Kapazität des Werks in Nevada von 38 bis 39 GWh im März 2023 bis März 2026 um 10 Prozent auf dann etwa 43 GWh pro Jahr steigen. In Japan verfügt das Unternehmen über Kapazitäten von 11 bis 12 GWh pro Jahr.
Standort | Summe | Produktionsstart | Projektträger |
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Fayette County in Ohio in den USA | 3,5 | 2025 | LG Energy Solution und Honda, Werk mit Kapazität von 40 GWh pro Jahr |
De Sato im Bundesstaat Kansas in den USA | k.A. | 2025 | Panasonic, Werk mit Kapazität von 30 GWh pro Jahr |
Florence County im Bundesstaat South Carolina in den USA | k.A. | 2026 | AESC Group*), Werk mit Kapazität von 30 GWh pro Jahr |
Japan | 3,1 | 2027 | Honda, GS Yuasa, Blue Energy, Forschung und Entwicklung und Werk mit Kapazität von 20 GWh pro Jahr |
Japan | 2,4 | 2026 | Toyota, Prime Planet und andere |
Bundesstaat North Carolina in den USA | 2,1 | 2025 |
NTT Data arbeitet mit Valeo aus Frankreich und Embotech aus der Schweiz bei der Entwicklung automatischer Einparklösungen zusammen. Nidec will bei Elektromotoren für Kfz kräftig wachsen. Im Fiskaljahr 2023 soll der Umsatz von Nidec bei Kfz-Teilen 4 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen und zwei Jahre später bereits 7 Milliarden US$.
Projektbezeichnung | Summe | Produktionsstart | Projektträger |
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Beteiligung an Halbleiterwerk von TSMC in Kumamoto | 350 | 2024 | Denso (wichtiger Kfz-Zulieferer von Toyota) |
Erweiterung der Produktionskapazität für Elektrostahlbleche für Motoren von Elektrofahrzeugen in der Region Kurashiki | 350 | 2026 | JFE Steel |
Erweiterung, Werk für Antriebstechnik in Decherd in Tennessee in den USA | 250 | 2026 | Nissan, mündliche Ankündigung vom Februar 2023 |
Erweiterung der Pkw-Reifen Kapazität in Indien | 82 | 2024 | Yokohama Tire |
Ladeinfrastruktur soll wachsen
Nach Angaben des METI gab es Ende 2022 in Japan etwa 410.000 Ladesäulen für Elektroautos. Davon sind rund 29.000 öffentliche Ladestellen. Das ist deutlich weniger als in Deutschland. Laut dem Wirtschaftsministerium (METI) wollen Firmen wie e-Mobility Power, ENEOS, Toyota, Nissan, Honda, Mitsubishi Motors, Plugo, Terra Motors, Ubiden, EV Enechange und Your Stand ihre Ladenetze ausbauen. Bis 2030 hat sich Japan das Ziel gesetzt, die Anzahl öffentlicher Ladesäulen auf 150.000 zu erhöhen, darunter 30.000 Schnellladepunkte.
Eine wichtige Branchenmesse ist die Tokyo Mobility Show. Die nächste Auflage der im Zweijahresturnus abgehaltenen Ausstellung findet vom 26. Oktober bis zum 5. November 2023 statt.