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Wirtschaftsumfeld | Japan | Energie

Sichere Energieversorgung hat hohen Stellenwert

Japans Regierung sucht die Balance zwischen Energiesicherheit und Klimaschutz. Das Land legt dabei seine Priorität auf eine stabile Energieversorgung.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Um seine Energieversorgung abzusichern, ist Japan auf die stabile Einfuhr von Öl, Gas und Kohle angewiesen. Gleichzeitig will die Regierung jedoch den Einsatz von fossilen Brennstoffen in der Energieproduktion verringern. Das Land hat sich in internationalen Verträgen verpflichtet, seine Kohlendioxidemissionen deutlich zu senken.

Angesichts des Klimawandels muss Japan seine Energieerzeugung daher schnell dekarbonisieren. Der Umbau des Energieregimes in Japan nimmt jedoch Zeit in Anspruch. Klimaneutrale Optionen wie die Nuklearenergie spielen somit weiter eine Rolle.

Energieengpässe sind immer möglich

Indonesien kündigte Anfang 2022 kurzfristig an, im Januar 2022 aufgrund eigener niedriger Lagerbestände keine Kohle mehr zu exportieren. Das schreckte Japan als einen Großabnehmer auf. Den zeitweiligen Ausfuhrstopp milderte Jakarta in der Folge allerdings mit Ausnahmegenehmigungen ab. Dies hat jedoch Japan wieder vor Augen geführt, dass es von Importen von Energierohstoffen abhängig ist.

Da die Insel zudem nicht über Netzanschlüsse mit Nachbarländern verbunden ist, kann sie Energieengpässe nicht ausgleichen und ist somit verletzlich. Nicht zuletzt die Dreifachkatastrophe von Fukushima 2011 sitzt noch im Nacken. Praktisch über Nacht schaltete die Regierung damals die Atomkraft für längere Zeit als Energiequelle ab. 

Energieautarkie ist vergleichsweise gering

Japan rangiert laut Energy White Paper 2021 bei Energiesicherheit deutlich hinter den Vereinigten Staaten, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Für Japan hat die Sicherheit in der Energieversorgung angesichts gestiegener geopolitischer Risiken und stark schwankender Rohstoffpreise an Stellenwert gewonnen. Ziel ist es zudem, die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen.

Die Autarkie bei Primärenergie lag im Fiskaljahr 2020 (1. April bis 31. März) bei knapp über 11 Prozent. Dafür sorgten der schnelle Ausbau erneuerbarer Energiequellen wie auch einige wieder in Betrieb genommene Atommeiler. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern sehr hoch. Sie lag im Fiskaljahr 2020 bei 84,8 Prozent.

Japan will Eigenversorgung ausbauen

Der sechste Strategic Energy Plan vom Oktober 2021 sieht vor, die Entwicklung eigener Öl- und Gasvorkommen bis zum Fiskaljahr 2040 auszubauen. Dazu sollen sowohl inländische Projekte als auch Erschließungsrechte japanischer Unternehmen im Ausland beitragen.

Jedoch verfügt Japan kaum über Öl- und Gasvorkommen auf eigenem Territorium. Daher haben der Petroleumkonzern Inpex und die staatliche Japan Oil, Gas and Metals National Corp. (JOGMEC) im Januar 2022 angekündigt, vor der Küste des Archipels neue Gasreserven ausbeuten zu wollen. Geophysikalische Untersuchungen in den Gewässern der Präfekturen Shimane und Yamaguchi zeigten ermutigende Ergebnisse.

Das erste neue Explorationsprojekt seit über zwei Dekaden soll im März 2022 starten. Selbst wenn die geschätzten Reserven eine ausreichende kommerzielle Ausbeute versprechen, wird das Öl- beziehungsweise Gasfeld nicht vor Anfang der 2030er Jahre liefern können. Mit einer erwarteten Produktionsmenge von 0,9 Millionen Tonnen pro Jahr würde die gegenwärtige Eigenversorgung von 2,2 Prozent um circa 1,2 Prozentpunkte steigen.

Importabhängigkeit bleibt hoch

Die Erzeugung von Gas aus inländischen Onshore- und Offshore-Feldern lag im Fiskaljahr 2019 bei circa 1,7 Millionen Tonnen. Gleichzeitig führte der Archipel 76,5 Millionen Tonnen Flüssiggas und 173 Millionen Kiloliter Öl ein. Die Importanteile gibt die japanische Energieagentur Agency for Natural Resources and Energy mit 97,6 Prozent für Gas und 99,7 Prozent für Rohöl an.

Bei Kohle sieht es nicht anders aus. Der Archipel verfügt inzwischen kaum mehr über eigene Vorkommen. Während der Einsatz von Rohöl bei der Energieerzeugung stark verringert wurde, bleiben Gas und Kohle in den nächsten Jahren nach wie vor die wichtigsten Energieträger. Japan erzeugt insgesamt etwa zwei Drittel seiner Elektrizität auf Basis von Gas und Kohle.

Japan verfügt über große Ölreserven

Um auf Krisen reagieren zu können, hat Japan nach dem Ölembargo der 1970er Jahre eine Ölreserve aufgebaut, die laut dem Gesetz Oil Stockpiling Act 1975 aus staatlichen und privaten Beständen besteht. Gegenwärtig können diese Reserven den inländischen Bedarf für 240 Tage abdecken. Die staatlichen Reserven reichen hierbei für 145 Tage.

Für Flüssiggas gibt es in Japan hierzu keine Entsprechung. Es wird nicht langfristig gelagert. Die Handelshäuser und Energieversorger halten Lagerkapazitäten vor, die einen Bedarf von etwa zwei bis drei Wochen abdecken. Bei Kohle für den Einsatz in Thermalkraftwerken belief sich der Vorrat laut Wirtschaftsministerium Ende September 2021 auf 7,8 Millionen Tonnen.

Atomkraft hat nicht ausgedient

Auch wenn nach der Fukushima-Katastrophe aus Sicherheitsgründen alle Atomkraftwerke vorläufig vom Netz gingen, konnte Japan kurzfristig seinen Energiebedarf mit Öl- und Kohlereserven stabilisieren. Die Regierung sieht Nuklearenergie im Energiemix dennoch zukünftig weiterhin als stabilisierenden Faktor. Sie soll die Elektrizitätsgrundversorgung neben den erneuerbaren Energien klimaneutral sicherstellen.

Auch wenn die Regierung den Neubau von Atommeilern gegenwärtig nicht in Erwägung zieht, bleibt Nuklearenergie im Fokus. Japan betreibt weiter Forschung und Entwicklung. So will der Mischkonzern Mitsubishi Heavy Industries bis Mitte 2030 einen neuen Reaktortyp entwickeln. Er soll schnell hoch- und runtergefahren werden können, um so Stromschwankungen bei erneuerbaren Energien auszugleichen.

Nicht zuletzt ist Japan ein Partner im internationalen Fusionsreaktorprojekt ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor). Die Fusion von Atomen bei hohen Temperaturen ist auch ein Ziel, das etwa das japanische Startup Kyoto Fusioneering verfolgt. Es wird dabei von japanischen und internationalen Investoren unterstützt.

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