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Special | Japan | Klimawandel lokal

Grüne Energien haben noch viel Ausbaupotenzial

Japans Ausbau der Kapazitäten in der Wind- und Sonnenenergie ist ohne ausländische Ausrüstung nicht möglich. Eine Inlandsproduktion besteht nicht oder nicht mehr.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Erneuerbare Energien sollen in Japans Energiemix bis 2030 deutlich an Anteilen gewinnen und 36 bis 38 Prozent an der Stromproduktionskapazität ausmachen. Vor allem der Windkraftausbau kommt nur langsam voran. Für die Nutzung der Sonnenenergie besteht bereits ein Grundstock. Regierung und Unternehmen wollen weitere Potenziale heben, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.

Japans Erneuerbare Energieziele für das Fiskaljahr 2030

Energiequelle

Produzierter Strom (in Mrd. Kilowattstunden)

Anteil an der gesamten Stromproduktion (in Prozent)

Photovoltaik

129-146

14-16

Wind

51

5

Wasserkraft

98

11

Biomasse

47

5

Geothermie

11

1

Quelle: Agency for Natural Resources and Energy 2022

Windkraft braucht mehr Bewegung

In Japan geht die Entwicklung der Windenergie langsamer voran als von vielen Akteuren erwartet. Verzögerung bei den Ausschreibungen für Offshore-Windparks wie auch Lieferkettenprobleme im Zuge der Coronapandemie bremsen das Tempo. Dabei soll die Nutzung von Windenergie an den Küsten Japans ein Kernfaktor werden, um die grüne Transformation voranzutreiben.

Bislang spielten Offshore-Windkapazitäten statistisch keine Rolle. Bis zum Jahr 2030 ist es das Ziel der Offshore Windpower Vision, eine Kapazität von 10 Gigawatt zu erreichen. Eine Dekade später soll sie mindestens 30 Gigawatt übersteigen. Japan fehlt es jedoch so gut wie gänzlich an einer Produktion für die entsprechende Ausrüstung. Daher will das Wirtschaftsministerium eine lokale Windkraftindustrie aufbauen.

Erste Offshore-Anlagen sind am Netz

Die gesamte windgenerierte Elektrizität, die im Archipel bislang ausschließlich Onshore entsteht, deckt gegenwärtig weniger als 1 Prozent des landesweiten Strombedarfs. Knapp 4,8 Gigawatt an installierter Windkraftkapazität verzeichnete der Archipel Ende 2022, so die Angaben der Japan Wind Power Association (JWPA). Im Jahr 2022 wurden gerade mal rund 233 Megawatt an neuer Kapazität installiert.

Installierte Windkraftanlagen nach Hersteller zum Jahresende 2022

Anbieter

Kapazität (in Megawatt)

GE+TACKE+Alstom

1.015

Enercon

892

Vestas+NEG-Micon

724

Hitachi + Fuji Heavy

574

Siemens+Gamesa+BONUS

542

Mitsubishi Heavy

387

Andere

667

Gesamt

4.802

Quelle: Japan Wind Power Association 2023

Ende 2022 begann der erste größere kommerzielle Offshore-Windpark, die Noshiro Port Offshore Farm in der Präfektur Akita, mit einer Kapazität von 84 Megawatt mit der Stromerzeugung. Das benachbarte Schwesterprojekt in Akita City ging Anfang 2023 mit 46,8 Megawatt in Betrieb. Ein Konsortium unter der Führung des Handelshauses Marubeni hatte das insgesamt 33 Turbinen umfassende Projekt im Jahr 2015 gewonnen. Dabei handelte es sich um eine Initiative der lokalen Regierung.

Neue Ausschreibungen erfolgen zentral

Für den geplanten, großangelegten Ausbau der Offshore-Windkraftnutzung erfolgen die Ausschreibungen seit 2019 von zentraler Stelle. Ende 2022 startete Japan die zweite Runde der Ausschreibungen. Bis Mitte 2023 haben interessierte Unternehmen Zeit, ihre Angebote für vier ausgewiesene Zonen entlang des Japanischen Meeres abzugeben. Die hier neu installierten Offshore-Kapazitäten sollen insgesamt 1,8 Gigawatt betragen.

In der ersten Ausschreibungsrunde mit 1,7 Gigawatt hatten von Mitsubishi angeführte Konsortien alle drei Offshore-Projekte gewonnen. Da dies auf große Kritik stieß, wurden die Regularien angepasst. Künftig soll nicht mehr allein das Preiskriterium, sondern auch die Schnelligkeit des Windparkbaus und der Netzanbindung ins Gewicht fallen. Kapazitätslimits sollen die Dominanz eines Konsortiums verhindern.

In das Windenergiegeschäft kommt Bewegung, da auch Unternehmen in Dekarbonisierung investieren. So will der größte Automobilhersteller Japans, Toyota Motor, Strom für den Eigenbedarf herstellen. Im einem seiner Werke in Tahara in der Präfektur Aichi soll eine Windfarm mit fünf Turbinen mit einer Gesamtkapazität von 21,5 Megawatt entstehen. Wann dieses Projekt jedoch umgesetzt wird, ist noch nicht bekannt. Die Evaluierungen laufen bereits seit 2016.

Japan will mehr Sonne tanken

Sonnenenergie nutzt Japan bereits deutlich umfangreicher als Windkraft. Die installierten Photovoltaikkapazitäten erreichten im Fiskaljahr 2021 rund 80 Gigawatt und damit circa 8,3 Prozent der gesamten Stromerzeugungskapazitäten. Im Strategic Energy Plan ist anvisiert, dass der Solarkraftanteil an der Stromerzeugung von 8,3 Prozent im Fiskaljahr 2021 auf zwischen 14 bis 16 Prozent im Fiskaljahr 2030 steigt. Daher müssen jedes Jahr mehrere Gigawatt neuer Solaranlagen ans Netz gehen.

Gegenwärtig hat der Archipel zumeist Freiflächenanlagen. Allerdings ist das Ausbaupotenzial beschränkt, da viele der Landflächen, die dafür in Frage kommen, bereits entsprechend genutzt werden. Schwimmende Solarfarmen wie auch die Nutzung von Dächern von Fabriken, Bürogebäuden und öffentlichen Einrichtungen sind Alternativen.

Dachanlagen haben noch Potenzial

Dachaufbauten auf Nichtwohngebäuden sind auch in Japan nichts Neues. Derartige Installationen will das Wirtschaftsministerium noch ausbauen und erhöht daher die Einspeisevergütung für solche Anlagen. Der Einspeisetarif soll ab dem Fiskaljahr 2024 für Dachanlagen über den von Freiflächenanlagen steigen, um die höheren Installationskosten zu kompensieren.

Auch ohne Einspeisevergütung investieren Firmen in Japan in die eigene Solarenergie. Beispielsweise lässt Japans Maschinenbaukonzern DMG MORI bis 2025 auf dem Dach seiner Iga-Produktionsstätte in der Präfektur Mie eine Photovoltaikanlage errichten. Mit einer Fläche von 130.000 Quadratmetern wird sie auf eine Kapazität von 13,4 Megawatt ausgelegt und laut Unternehmensangaben die größte eigengenutzte Solaranlage Japans sein.

Solarausrüstung kommt aus dem Ausland

Da laut Umweltministerium Ende des Fiskaljahres 2021 erst 5,6 Prozent der öffentlichen Einrichtungen mit Solaranlagen ausgestattet waren, bieten diese ebenfalls Ausbaupotenzial. Lokale Verwaltungen erhalten dafür finanzielle Unterstützung. Zudem hat die Stadtregierung von Tokyo im Dezember 2022 angekündigt, dass in der Metropole ab April 2025 alle neu errichteten Gebäude mit einer bestimmten Fläche über Solaranlagen verfügen müssen.

Die Versorgung mit Solarzellen in Japan erfolgt hauptsächlich über Importe. Gemäß Angaben der Japan Photovoltaik Energy Association (JPEA) waren im Fiskaljahr 2021 rund 4,5 Gigawatt beziehungsweise über 90 Prozent der installierten Kapazität von 5,1 Gigawatt ausländischen Ursprungs. Japans Inlandsproduktion betrug knapp 0,6 Gigawatt und nahm gegenüber dem Fiskaljahr 2020 um 25 Prozent ab, wohingegen die Importe um 3,9 Prozent zulegten.

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